Mit seinen Worten übertreibt Mark Zuckerberg kein bisschen. Denn nimmt man alle Änderungen zusammen, so sieht man, dass Facebook mehr als je zuvor darauf hinarbeitet das WeChat der westlichen Hemisphäre zu werden. Und das wird nicht nur fundamentale Änderungen mit sich ziehen, sondern auch entsprechende Auswirkungen. Die ersten Änderungen konnten wir f8 erkennen, die Auswirkungen kann man langsam erahnen.

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Marko Petersohn

Marko Petersohn

Das As im Ärmel der Versicherungsbranche, wenn es um die Kommunikation in der neuen Medienrealität geht. MarKo Petersohn hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Onlinemarketing und ist seit 2010 ausschließlich für die Assekuranz aktiv. Er hilft Gesellschaften und Vermittlern, sich zukunftssicher aufzustellen. Er berät sie beim Thema „digitaler Kommunikation“ und schult die dafür notwendigen Kompetenzen.
Außerdem ist er Gründer der Onlinemarketing Gesellschaft für Versicherungsvermittler, verleiht jährlich den renommierten OMGV Award und verantwortet das Projekt „Digitale Kommunikation, Multikanalfähigkeit und Kollaboration in der Versicherungsbranche“ im Auftrag des Bildungsministeriums NRW und des BWV Bildungsverbandes.

Im Folgenden stelle ich Ihnen zuerst die acht relevantesten Veränderungen vor und ordne diese in einem abschließenden Fazit ein. Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen was diese für Sie als Vermittler, Makler und Versicherer bedeuten werden.

Kurz und kurzfristig das folgende:

  • Befassen Sie sich intensiv mit dem Stories-Format. Es ist das Social Media Format der Zukunft
  • Der Facebook-Messenger wird zunehmend ein Kundenkommunikationskanal werden (sowohl für Beschwerden als auch für Terminanfragen)
  • Befassen Sie sich mit Messengermarketing
  • Werden Sie in Gruppen aktiv. Wenn Sie eine aktive Facebook-Gruppe „besitzen“, dann Glückwunsch!
  • Sie planen einen Relaunch ihrer Fanseite? Warten Sie ab, bis Facebook die neuen Fanseiten vorstellt.

Anmerkung: Da der Fokus auf der Assekuranz liegt, werden Themen wie die Facebook Dating-Funktion, Augmented Reality, Virtual Reality, Oculus Rift oder Portal, das (Video)Messaging Gerät von Facebook, bewusst ausgespart. Da alle Themen in ihrer Gesamtheit den Rahmen sprengen würden.

The Future is private

Mit „The future is private“ eröffnete Mark Zuckerberg seine Keynote und das darf mit Sicherheit auch als Motto des Konzerns für die Zukunft gesehen werden. Zum einen ist dies natürlich eine Reaktion auf die verschiedensten Privatsphäre-Skandale der letzten beiden Jahre. Denn diese haben das Vertrauen in Facebook tief erschüttert und die Politik auf den Plan gerufen.

Zum anderen entspricht „the future is privat“ einem Megatrend unserer Zeit, wonach Datenschutz hochrelevant ist. Hierfür hat Facebook sechs Prinzipien definiert, welche zukünftig für die eigenen Produkte und Dienste gelten sollen. Das sind "Private Interaktionen", Verschlüsselung, Verkürzte Datenhaltung, Sicherheit, Interoperabilität und sichere Datenspeicher.

Außerdem will Facebook selbst keinen Zugriff mehr auf die Daten der Nutzer haben und diese ebenso vor dem unberechtigten Zugriff von Regierungen schützen. Hierfür will man im Dialog mit Sicherheitsexperten und Regierungsmitarbeitern eine Balance zwischen öffentlicher Sicherheit und Schutz der Nutzerdaten herstellen.

Redesign der Facebook-App

Am augenscheinlichsten wird das vollkommen neue Design von Facebook sein. Das Unternehmen selbst sagt dazu: „Unser neues Design FB5 ist einfacher, schneller, immersiver und rückt Gruppen in den Mittelpunkt. Insgesamt wird es ab sofort noch einfacher sein, genau die Dinge zu finden, die man sucht, und auf seine meistgenutzten Funktionen zuzugreifen“

Mit FB5 rollt Facebook ein neues, komplett überarbeitetes Design sowohl für den Desktop, wie auch die App aus. Wie Sie sehen können bleibt von dem bisher dominanten Facebook-Blau nicht viel übrig. Dieses wird in Zukunft auch einen helleren Farbton besitzen und das Facebook-Logo wird rund werden. Nur am Rande: Falls Sie das Logo in Ihrer On- und Off-Kommunikation eingebunden haben, können Sie es jetzt entsprechend ändern.

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Weitaus relevanter ist das, was der von Facebook veröffentlichte Screenshot zeigt. Denn Facebook erfährt nicht nur ein optisches Redesign, sondern auch inhaltlich. So werden Stories noch prominenter dargestellt. Sie werden bzw. sind schon das Social Media Format der Zukunft. Nicht nur auf Facebook. Was für Sie bedeutet, dass man sich mit ihm beschäftigen muss! Ohne Wenn und Aber! Falls Sie hierbei Hilfe benötigen, denken Sie immer daran, Sie haben ein As im Ärmel.

Facebook-Gruppen, Messenger und Instagram-Shopping

Neben Stories rücken ebenso Gruppen zunehmend in den Fokus. Was sich nicht nur dadurch auszeichnet, dass das Gruppensymbol in die prominente horizontale Leiste wechselt. Sondern auch dadurch, dass Facebook selbst festhält, dass Gruppen in Zukunft nahezu gleichwertig zu Freunden im Netzwerk behandelt werden, da sie ebenso relevant sind.

Außerdem gibt es neue Gruppentypen und Funktionen. Facebook erklärt hierzu:

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„Verschiedene Gemeinschaften haben unterschiedliche Bedürfnisse, deshalb führen wir neue Funktionen für verschiedene bestehende und neue Gruppentypen ein. In den neuen Gruppen zur Unterstützung der Gesundheit können Mitglieder Fragen stellen und Informationen austauschen, ohne dass ihr Name in einem Beitrag erscheint. Jobgruppen erhalten eine neue Vorlage für Arbeitgeber, um Stellenangebote zu veröffentlichen, und einfachere Möglichkeiten für Arbeitssuchende, den Arbeitgeber zu informieren und sich direkt über Facebook zu bewerben. Gaming-Gruppen erhalten eine neue Chat-Funktion, damit Mitglieder Unterhaltungen über verschiedene Themen innerhalb der Gruppe erstellen können. Und weil wir wissen, dass die Menschen Facebook Live nutzen, um Dinge in Kauf- und Verkaufsgruppen zu verkaufen, suchen wir Möglichkeiten, wie Käufer ganz einfach Fragen stellen und Bestellungen aufgeben können, ohne die Live-Übertragung zu verlassen.“

Relaunch des Profiles

Das Redesign hat auch einige Auswirkungen auf Profile und mit hoher Sicherheit auch auf Fanseiten. Auch wenn Facebook zu den Seiten nichts verlauten ließ, kann man anhand der Änderungen der Privatprofile darauf schließen, dass

  • Das Titelbild wird größer
  • Das Profilbild „wandert“ in die Mitte
  • Die „Tabs“ und Call-to-Action Buttons werden weiterhin darunter angeordnet
  • Ob der Newsfeed weiterhin mittig bleibt oder auch wieder komplett nach rechts „abwandert“ wird sich zeigen.

Facebook-Messenger: schneller, privater, kleiner, größer

Nach eigenen Angaben will Facebook seinen Messenger zum schnellsten Messenger am Markt entwickeln. Er soll auf jedem Endgerät und mit jeder Netzgeschwindigkeit funktionieren. Und durch das Projekt „Lightspeed“ soll er in Zukunft nur noch 1/4 des Speicherplatzes benötigen und in unter 2 Sekunden starten.

Hinzu kommt, dass im Messenger zukünftig ein „Friends Tab“ integriert sein. Dieser ist im Prinzip eine Art Newsfeed für den Messenger. Der Unterschied zu Facebook ist jedoch, dass hier nichts gepostet wird, sondern sich der Feed aus den Postings und Stories der Freund „automatisch“ zusammenstellt. Man postet somit nicht explizit für den Friends Feed! Aber dafür sehen wir hier schon die Verknüpfung zum Instagram-Feed. Denn in den Feed den Friends Tab des Messengers sollen auch Instagram-Stories von Freunden reinfließen (können).

Termine buchen via Messenger

Kleine feine und für Versicherungen, Makler, Vermittler relevante Neuerungen im Messenger dürften die folgenden beiden sein.

  • Zum einen gibt es demnächst die Option, das Buchen von Terminen (z.B. Tischreservierung oder Beratungstermine) auch über die API anzubinden. Damit sind die Verfügbarkeiten in Realtime verfügbar und eure Kunden können direkt im Messenger buchen.
  • Außerdem soll demnächst die Reichweite im Messenger erhöht werden können. Hierfür wird es neue Lead Templates für Facebook Ads geben, die als Ziel den Messenger haben.

Instagram ohne Likes?

Unter dem Motto „Rethinking Fundamenals“ testet Facebook bzw. genauer gesagt Instagram aktuell einen „Secret like count“. In diesem werden Like-Zahlen nicht mehr im Feed angezeigt, sondern nur noch dem Nutzer, der den Inhalt gepostet hat. Die Begründung hierfür ist: Konzentriert euch darauf, was ihr auf Instagram teilt und nicht wie viele Likes ihr bekommt.

Genaue Ergebnisse hat Facebook respektive Instagram noch nicht bekannt gegeben. Was auch daran liegen dürfte, dass der Test gerade aktuell läuft. Wenn es jedoch umgesetzt wird, dann dürfte dies eine neue Zeitrechnung im Social Web einläuten.

Instagram-Shopping, WhatsApp-Shopping & WhatsApp-Payment

Auch wenn diese Neuerungen schon vor der f8 stattfanden, so wurden sie noch einmal aufgegriffen. Denn auch im Online-Shopping hat Facebook neue Funktionen entwickelt. So können Nutzer auf Instagram und WhatsApp künftig Produkte direkt in der App kaufen. Auf Instagram können die Unternehmen ihre Waren mit „Instagram Shopping für Creator“ direkt im Post markieren, Käufer müssen die Produkte nur noch antippen. Bei WhatsApp wird die Business-Funktion um „Business Catalogs“ erweitert: Hier können die Anbieter ihre Produkte auflisten, die die WhatsApp-Nutzer dann ebenfalls direkt in der App kaufen können.

Etwas älter, aber noch weitaus spannender dürfte WhatsApp-Payment werden. Diese Funktion hat Facebook im vergangenen Jahr mit einer Million Menschen in Indien getestet und hat nach eigenen Angaben dieses Jahr große Pläne hiermit.

Fazit – Facebook wird zum WeChat der westlichen Hemisphäre

Wie eingangs erklärt, ist Facebook dabei fundamentale Veränderungen im Facebook-Kosmos vorzunehmen. Wenn Mark Zuckerberg erklärt „Private is the future“, dann greift er hiermit nicht nur den Zeitgeist auf, sondern versucht mit all seinen Veränderungen ganz bewusst das Vertrauen in Facebook zu stärken. Und das nicht etwa, damit die Menschen mehr auf Facebook & Co. posten. Das sind nette Begleiterscheinungen.

Ebenso ist es ein netter Mehrwert, dass Nutzer durch die gemeinsame Messengerstruktur in Zukunft über den Facebook-Messenger mit ihren Kontakten auf WhatsApp oder Instagram chatten können. Aber der Grund für die gemeinsame Infrastruktur ist das sicherlich nicht. Denn dieser ist weitaus tiefgreifender: Facebook will das WeChat der westlichen Hemisphäre werden. Und falls Ihnen WeChat nichts sagt, es ist der Dreh- und Angelpunkt der Onlinekommunikation in China. Hier kauft man ein, hier bestellt man Taxis, in ihr spielt man Mobil-Games, damit bezahlt man, hierüber überweist man Geld und natürlich kommuniziert man damit auch.

Und genau das strebt Facebook an. Das ist der Grund warum man eine gemeinsame Messengerstruktur geschaffen hat. Das ist der Grund warum man schon 2016 eine Banklizenz erworben hat. Das ist der Grund warum man vor kurzem ein Blockchain-Unternehmen erworben hat. Und das ist auch der Grund warum man Privatsphäre, Datenschutz und Vertrauen so hoch priorisiert. Denn niemand bezahlt mit einem Dienst, dem er nicht vertraut!

Die Zukunft von Facebook liegt nicht in der Kommunikation bzw. den damit verbundenen Werbeeinnahmen, sondern darin das Ökosystem für den Onlinehandel der Zukunft zu werden. Der Facebook-Kosmos mit Instagram und WhatsApp wird sich vom Marktplatz der Gespräche zum Marktplatz für Produkte entwickeln.

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Falls Sie sich fragen welche Produkte und strukturellen Veränderungen es braucht oder Sie Ihr Unternehmen / Ihre Mitarbeiter bestmöglich darauf vorbereiten wollen, dann denken Sie immer daran, Sie haben ein As im Ärmel.

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