Ottonova: deutlich mehr Bruttobeitrag, noch immer rote Zahlen
Der digitale Krankenversicherer Ottonova konnte im Geschäftsjahr 2018 rund 969.000 Euro an Beiträgen einnehmen. Aufgrund der hohen Ausgaben ist der Versicherer aber immer noch mit 1,5 Millionen Euro im Minus.
Es ist gar nicht so leicht, in Deutschland einen neuen Versicherer zu gründen: Dies musste im letzten Jahr der Versicherer Ottonova erfahren. Nachdem der digitale Krankenversicherer im Juli 2018 bekanntgegeben hatte, dass man bis zum Jahresende 2017 ganze 31.000 Euro an Beiträgen einnehmen konnte und weniger als 1.000 Kunden zählte, hagelte es Kritik und sogar Häme: obwohl der Versicherer erst ein halbes Jahr zuvor gestartet war (der Versicherungsbote berichtete).
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Das lag zum Teil auch an der aggressiven Außendarstellung des Versicherers. „Wir wollen der Tesla der Krankenversicherer sein“, so hatte Firmengründer Roman Rittweger dem Handelsblatt diktiert und beanspruchte für sich, „anders, schneller und besser“ zu sein als die etablierten Wettbewerber. Mit solchen Sprüchen erntet man nicht nur Sympathien, auch wenn das Selbstbewusstsein schon sehr an Tesla-Chef Elon Musk erinnert hat.
Nun aber ist das Start-up auf dem Weg der Besserung. Wie das Online-Portal gruenderszene.de berichtet, konnte Ottonova im ersten vollen Geschäftsjahr 2018 Bruttobeiträge in Höhe von 969.000 Euro einsammeln: 31mal so viel wie im (Halb)Jahr zuvor. Weil man die Kundenbeiträge in Aktien und Immobilien anlege, kamen zudem 51.000 Euro an Kapitaleinnahmen rein, berichtet das Fachportal für Existenzgründer weiter. Diese seien „fast vollständig“ in Alterungsrückstellungen geflossen.
hohe Werbe- und Abschlusskosten: trotz Nettotarifen
Zugleich aber hat der Versicherer mit weiterhin hohen Ausgaben zu kämpfen. Kostenpunkt eins: 775.000 Euro seien binnen des Jahres für „Abschlussaufwendungen“ angefallen, berichtet gruenderszene.de. Hierunter würden Aufwendungen etwa für Marketing, Provisionen für Tippgeber oder die Risikoprüfung der Kunden fallen. So muss ein neuer Versicherer erwartungsgemäß erst einmal viel Werbung schalten, um überhaupt erst auf sich aufmerksam zu machen.
Gerade die Kosten für Tippgeber lassen aufhorchen, wirbt doch Ottonova auf der Webseite gegenüber Kunden damit, dass man Nettotarife anbiete: dies seien „also Tarife ohne Provisionen für Vermittler“, heißt es dort. Doch auch Versicherungsmakler sind mit im Boot. Unter anderem hat der Versicherer eine Kooperation mit dem KV-Werk gegründet, um Tippgeber zu gewinnen: Hier sind die Maklerpools blau direkt und insuro beteiligt (der Versicherungsbote berichtete).
Weiterhin hat Ottonova 887.000 Euro für Versicherungsfälle und Mitarbeiter-Gehälter aufgewendet, heißt es in dem Bericht. Man beschäftige aktuell „knapp unter 100“ Mitarbeiter und wolle die Zahl auch nicht erhöhen, berichtet CEO Rittweger gegenüber gruenderszene.de. „Je mehr Versicherte wir haben, desto niedriger werden die Fixkosten pro Kunde sein“, verspricht der junge Unternehmer. Zur Kundenzahl können aber nur Mutmaßungen angestellt werden. Wie viel Personen das Start-up aktuell versichert und in welchen Tarifen, wollte Rittweger nicht kommunizieren.
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Weil auch ein sechsstelliger Betrag für „sonstige Aufwendungen“ und Verwaltung fällig wurde, steht am Ende ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis bzw. ein Fehlbetrag von 1,5 Millionen Euro in der Bilanz. Der Versicherer hat im letzten Jahr seine Produktpalette erweitert und bietet neben zwei Krankheitskosten-Volltarifen nun auch einen Beihilfe-Tarif für Beamte sowie eine Zusatzpolice an.