...der Kunde hat schon heute die Wahl!
Versicherungsbote: Können Sie sich eine Provisionsdeckel-Lösung vorstellen, die Kritikpunkte aus den Gutachten aufgreift – und zum Beispiel stärker zwischen Anlageprodukten oder Biometrie differenziert? Oder wäre für Sie zum Beispiel eine Lösung vorstellbar, die stärker zwischen beratungsintensiven und weniger beratungsintensiven Produkten differenziert? Oder halten Sie grundsätzlich jede Deckelung der Provisionen für den falschen Weg?
- Provisionsdeckel in der Lebensversicherung: „Warum sollte man Vermittler einseitig schlechter stellen?“
- ...der Kunde hat schon heute die Wahl!
Martin Gräfer: Eine qualifizierte Beratung hat einen wesentlichen Wert und kostet daher auch Geld. Provisionen sind dabei eine wichtige Einnahmequelle für Versicherungsvermittler. Das wird von den Verbrauchern auch anerkannt, wie Studien zeigen.
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Was die Höhe der Provisionen betrifft: Umgelegt auf den Aufwand ist die Vergütung der Versicherungsvermittler niedriger als die Vergütung anderer beratender Berufe. Nach Untersuchungen verdienen viele Versicherungsvermittler weniger als 50.000 Euro im Jahr -wobei sie überdies über lange Zeiträume für die einmal ausgezahlte Vergütung haften. Zum Vergleich: Steuerberater und Rechtsanwälte verdienen im Schnitt fast 80.000 Euro. Warum sollte man also Versicherungsvermittler einseitig schlechter stellen?
Die Maklerschaft ist sich beim Thema „Provisionsdeckel“ keineswegs einig. So hält der Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) an seiner Erklärung fest, man wolle gesellschaftliche Entwicklungen realistisch einschätzen und sich mit einem Provisionsdeckel arrangieren. Eine wichtige Ursache dieser Positionierung: Mehr noch als den Provisionsdeckel fürchtet der BDVM Lösungen, in denen der Staat auf anderem Wege die private Altersvorsorge an sich reißt. Als Stichwort diente der nordische Staatsfonds für die Altersvorsorge. Teilen Sie als Vorsorgeanbieter solche Sorgen? Und wie kann man den politischen Reformdruck aus Ihrer Sicht „abwehren“?
Letztlich ist es eine Scheindebatte: Schon heute hat der Verbraucher die Wahl zwischen Provisionstarifen und Honorartarifen. Wir sollten es den Kunden überlassen, selbst zu entscheiden. Eine politische Regulierung ist schlicht nicht notwendig, der Vorschlag führt zu einem unnötigen weiteren staatlichen Eingriff in die private Wirtschaft und in die verfassungsrechtlich garantierte Gewerbefreiheit.
Was werden Sie tun, wenn es zur Einführung eines Provisionsdeckels kommt? Sollten auch Versicherer den Weg der zwei Verbände gehen und gegen eine Einführung klagen? Oder gibt es andere Pläne für den Fall, dass der Gesetzgeber ernst macht?
Die Versicherungsgruppe die Bayerische bietet schon seit vielen Jahren Provisions- und Honorartarife nebeneinander an. Jüngst haben wir deshalb die Nettowelt GmbH & Co. KG in Goslar erworben, einem der führenden deutschen Dienstleister im Bereich der Honorarvermittlung und sie bietet Vertriebspartnern einen umfassenden Service sowie einen Zugang zu den besten Nettopolicen renommierter Lebensversicherer. Dabei wird die Bayerische bei dieser Beteiligung offen sein für Dritte, die das Geschäftsmodell der Honorarvermittlung ebenfalls ausbauen wollen. Damit hat sowohl der Kunde als auch der Vermittler die Wahl.
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Die Fragen stellte Sven Wenig
- Provisionsdeckel in der Lebensversicherung: „Warum sollte man Vermittler einseitig schlechter stellen?“
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