Seit Anfang April hat die Ergo eine neue Webseite online geschaltet, die Kunden der Ergo ebenso nutzen können wie jene der Ergo Direkt. Das berichten Olaf Bläser, Vertriebschef der Ergo, sowie Ergo-Direkt-Vorstandschef Sebastian Rapsch in einem gemeinsamen Interview mit Versicherungswirtschaft. Zugleich begründen sie noch einmal, warum die Ergo nun ihre Marken zusammenführte und den Vertrieb neu ausrichtete.

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Der Kunde will alle Kanäle nutzen

Bereits bekannt war, dass die Ergo Marken vom Markt nehmen bzw. unter eigenem Namen weiterführen will. So soll der bekannte Rechtsschutz-Versicherer D.A.S. zum Beispiel künftig als Ergo Rechtsschutzversicherung auftreten, die Europäische Reiseversicherung (ERV) als Ergo Reiseversicherung. Lediglich der Versicherer Nexible soll als eigenständige Marke um Kundinnen und Kunden buhlen — Zielgruppe sind hier junge Menschen, die ausschließlich online abschließen (der Versicherungsbote berichtete).

Beides bestätigten die Ergo-Vorstände nun nochmal im Interview. Neu ist, dass die Ergo und Ergo Direkt schon jetzt über ein gemeinsames Webportal verfügen, das die Kundinnen und Kunden der Ergo Direkt ebenso nutzen können wie jene der Ergo. Bestands- und Neukunden sollen quasi fluid zwischen allen Betriebs- und Servicekanälen der Düsseldorfer Versicherungsgruppe wechseln und wählen können. Der Kunde erhalte dort Auskunft und Angebote zu allen Ergo-Produkten.

“Wir haben in vielen Tests untersucht, ob die Kunden der Ergo Direkt auch Interesse an einer persönlichen Beratung haben. Und tatsächlich besteht dieses Interesse“, kommentiert Olaf Bläser im Interview diesen Schritt. „Umgekehrt gibt es auch Kunden, die nach einem persönlichen Gespräch mit dem Vermittler auch online direkt abschließen wollen. Hierbei haben wir festgestellt, dass wir eine höhere Kundenaktivierung und Kundenbindung herbeiführen können, wenn wir beide Welten zusammenführen.“ Dieser Ansatz orientiere sich am „hybriden Kunde“ als Teil des Ergo Strategieprogramms (ESP).

Bisher habe die Ergo mit mehreren Vertriebsorganisationen nebeneinander am Markt agiert, erklärt Vertriebschef Bläser weiter. Die Folge: Ineffizienz und hohe Kosten. Nun verbleibe eine einzige Vertriebs-Orga, wodurch nicht nur die Kosten gesunken seien, sondern auch Effizienz hinzugewonnen werden konnte. Die Produktivität sei in manchen Segmenten um fast 20 Prozent gestiegen.

Dennoch baue die Ergo nicht nur Stellen ab, sondern schaffe mit Blick auf Zukunftstechnologien auch neue — zum Beispiel habe der Versicherer jemanden von Ebay eingestellt, um ein einheitliches Customer-Relationship-Management (CRM) zu entwickeln. Stark vereinfacht geht es hierbei darum, einheitliche Kanäle für Kundenansprache und Services zu schaffen.

Neue Produkte in Planung

Zudem bieten die beiden Manager Einblick ins Produktlabor der Ergo. So sei es geplant, Mitte des Jahres ein neues Basisrentenprodukt auf den Markt zu bringen, auch gebe es Überlegungen für eine private Cyberversicherung.

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Seit 2016 hat die Ergo ein ehrgeiziges Umbauprogramm initiiert, nachdem der Konzern jahrelang in den roten Zahlen steckte. Doppelte Strukturen wurden abgebaut, rund 1.800 Stellen gestrichen, eine Milliarde Euro in die Digitalisierung gesteckt. Bislang waren die Maßnahmen erfolgreich: Nachdem bereits 2017 ein Gewinn von 273 Millionen Euro erzielt werden konnte, so kletterte er 2018 noch einmal um satte 139 Millionen Euro auf 412 Millionen Euro (der Versicherungsbote berichtete).