Geldanlage - Nachfrage nach Anlageprodukten bei Banken bricht ein
Sparprodukte werden aufgrund niedriger Zinsen immer weniger nachgefragt. Das ergab eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Ipsos. Demnach wirken sich niedrige Zinsen mittlerweile auffallend negativ auf das Neugeschäft von Banken und Sparkassen aus. Betroffen aber wären keineswegs nur Zinsprodukte wie das Tagesgeld- oder Festgeldkonto. Auch Investmentprodukte wie Aktien und Investmentfonds leiden unter einem stagnierenden Neugeschäft.
Die Deutschen mögen es in Sachen Geldanlage konservativ. So zeigen Umfragen immer wieder: Die Deutschen stecken ihr Geld weiterhin bevorzugt in Anlageprodukte, die in Zeiten niedriger Zinsen kaum Rendite abwerfen und mit denen sich die Inflation kaum ausgleichen lässt. Denn nicht der Gewinn ist ausschlaggebend für das Anlageverhalten, sondern ein geringes Risiko – die Deutschen gehen bei der Geldanlage am liebsten auf Nummer sicher (der Versicherungsbote berichtete).
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Neugeschäft bei Banken rückläufig
Und doch: Trotz dieser Tatsache machen sich die niedrigen Zinsen mittlerweile für das Neugeschäft der Banken und Sparkassen bemerkbar. Das zumindest zeigt ein Vergleich von Umfragewerten für die Jahre 2008 und 2019, durchgeführt durch das Marktforschungsunternehmen Ipsos. Hierbei profitieren die Experten von einer neu hinzugewonnenen Datenbasis.
Verfügt doch Ipsos nun, durch Aufkauf einiger Geschäftsbereiche des traditionsreichen Marktforschers GfK, über Daten eines langjährigen und stetig für Umfragen genutzten Finanzmarktpanels. Demnach lag es nahe, das Panel fortzuführen und weiterhin für eine Studie zum Anlageverhalten privater Haushalte zu nutzen. Der Vergleich der Zahlen von 2008 und 2019 offenbart hierbei aber einen auffallenden Nachfrageverlust für Bankprodukte.
So hatten 2008 noch neun Prozent aller befragten Haushalte eine kurzfristige Geldanlage, zum Beispiel ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto, neu abgeschlossen. Die Abschlussquote sank jedoch bis heute "drastisch", wie die Marktforscher ausführen. Die aktuelle Umfrage kommt auf zwei Prozent der Befragten, die letztjährig eine derartige Geldanlage abschlossen.
Ähnlich die Neugeschäftsquote bei langfristigen Anlagen, denn diese Quote ist von fünf Prozent für 2008 auf nur einen Prozent für die Umfrage 2019 gesunken. Obwohl sich in Deutschland demnach auffallend viele Menschen noch immer für sichere Geldanlagen entscheiden, deuten derartige Umfragewerte dennoch auf eine sinkende Nachfrage für entsprechende Produkte im Laufe der Jahre.
Geld "weiterhin auf Girokonto geparkt"
Auffallend: Auch Investmentprodukte hätten Rückgänge im Neugeschäft für Banken und Sparkassen nicht abfedern können – die einzigen Produkte, die in Zeiten des Niedrigzins relevante Renditen versprechen, wie die Marktforscher herausstellen. Geld würde demnach laut Michael Dorsch, Manager des Ipsos Finanzmarktpanels, lieber "weiterhin auf dem Girokonto geparkt". Die Scheu vor alternativen Anlageformen mit besseren Rendite-Chancen ist nach wie vor groß.
Das zeigt sich auch insgesamt an den produktübergreifenden Werten. Denn hätte 2008 noch jeder fünfte Haushalt ein Bankprodukt neu abgeschlossen, ist es aktuell nur noch jeder neunte Haushalt. Eine Tatsache, die sich auch an der durchschnittlichen Anzahl existierender Bankprodukte pro Haushalt widerspiegelt: Diese sank von 5,8 Produkten pro Haushalt für 2008 auf aktuell nur noch 4,9 Bankprodukte. Hier sei jedoch daran erinnert, dass Verbraucher auch andere Kanäle als den Bankvertrieb für Spar- und Altersvorsorgeprodukte nutzen: etwa über Finanzanlagen- oder Versicherungsvermittler. Die Studie konzentriert sich auf das Neugeschäft bei Bankhäusern.
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Hintergrund:
Der Marktforscher Ipsos führt ein Finanzmarktpanel weiter, das zuvor zu GfK gehörte. Befragt werden pro Quartal 20.000 Haushalte in Deutschland zu ihren Aktivitäten am Finanzmarkt. Aktuelle Ergebnisse betreffen hierbei speziell das Neugeschäft für Banken und Sparkassen und werden auf der Website des Marktforschers präsentiert.