Sinkt das Rentenniveau wie erwartet von heute 48 Prozent auf 43 Prozent im Jahr 2045, werden deutlich mehr Senioren von Altersarmut betroffen sein. Die Armutsrisikoquote bei Ruheständlern stiege dann auf bis zu 20 Prozent: Jeder fünfte Rentner wäre von relativer Armut bedroht. Das zeigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

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Das Rentenniveau ist eine komplizierte Größe, die das Verhältnis der Renten zu den aktuell gezahlten Löhnen widerspiegelt. Hierfür wird angenommen, dass ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang immer das Durchschnittseinkommen verdient hat und entsprechend in die Rentenkasse einzahlte. Seine daraus erzielte Rente wird nun ins Verhältnis zum aktuellen durchschnittlichen Lohn der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (nach Abzug der Sozialbeiträge) gesetzt. Erhält dieser fiktive Rentner heute rund 48 Prozent des durchschnittlichen Lohns, sinkt dieser Wert bis 2045 auf 43 Prozent des dann aktuellen Einkommens.

Gefahr des sinkenden Rentenniveaus droht Armutsrisiko zu verschärfen

Für die Studie haben sich die DIW-Experten Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2015 herausgegriffen: Der größten regelmäßigen Umfrage zur Einkommenssituation mit mehr als 15.000 Haushalten. Schon damals waren die Rentner mehr noch als der Schnitt der Bevölkerung von relativer Armut bedroht. Die Armutsrisikoquote der Generation 65plus betrug 17,5 Prozent, während jene der Gesamtbevölkerung bei 15,8 Prozent lag.

Eine Person gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung). 2017 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 1.096 Euro netto im Monat, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.302 Euro im Monat. Hierbei gilt es zu bedenken, dass es sich um Median-Einkommen handelt: Stark vereinfacht werden hierfür Gutverdiener mit besonders hohen Löhnen und auch sehr niedrige Einkommen herausgerechnet, da sie den Wert verzerren würden.

Vier Szenarien haben die Studienmacher nun anhand der vorliegenden Daten mit Simulationsmodellen durchgerechnet. Hierbei gilt es zu bedenken, dass das Armutsrisiko von weiteren Faktoren abhängt: etwa, wie sich die Preise entwickeln, die Kosten für die Unterkunft sowie die Inflation. In allen diesen Szenarien steige jedoch das Armutsrisiko deutlich, berichtet das DIW in einem Pressetext: um 2,1 bis 3,5 Prozentpunkte. Ziehen die Preise deutlich an, würde die Zahl der armutsbedrohten Rentner bis 2045 um ein Fünftel anwachsen. Dann wäre jeder fünfte Rentner bzw. 21 Prozent betroffen.

Gesetzliche Rente steuert zwei Drittel zu Bruttoeinkommen der Ruheständler bei

„Die Gefahr der Altersarmut droht sich infolge des sinkenden Rentenniveaus zu verschärfen“, sagt der DIW-Rentenexperte Johannes Geyer, einer der Studienautoren. Wenn das Verhältnis der Rente zu den Löhnen gesenkt werde, „dann senken wir relativ zu den Löhnen das Einkommen der RentnerInnen, denn die beziehen zu rund zwei Dritteln ihr Einkommen aus der gesetzlichen Rente. Wenn wir die herunterfahren, dann brauchen wir Lösungen, wie diese Menschen das Niveau kompensieren können“, so sein Statement. Zukünftig hätten auch solche Senioren nur eine Rente auf Grundsicherungs-Niveau zu erwarten, die 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben.

Laut dem jüngsten Alterssicherungsbericht der Bundesregierung liegt der Anteil der Renten aus der Gesetzlichen Rentenversicherung bei rund 63 Prozent des gesamten Bruttoeinkommens der 65-Jährigen und Älteren, berichtet das DIW. Um Wohlstandsverluste der Senioren zu vermeiden, seien dringende Reformen notwendig, mahnt das Institut nun an. Kurzfristig könnten wohl nur die Regelungen der gesetzlichen Rentenversicherung oder die Grundsicherungsleistungen angepasst werden. Mit anderen Worten: Der Staat muss mehr Geld in die Hand nehmen und umverteilen, um Altersarmut zu bekämpfen.

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Langfristig kann das aber keine Lösung sein, geben die Studienmacher zu bedenken. Und fordern weitere Reformen. Menschen müssten früher befähigt werden die Einkommensverluste aus der gesetzlichen Rente zu kompensieren, sagt Peters. „Da gibt es dann aber nicht den einen Königsweg, sondern ganz viele Lösungen. Ansetzen müssen wir bei besseren Erwerbschancen, besseren Löhnen, aber auch bei Unterstützung von alternativen Altersvorsorgewegen, wie der betrieblichen oder der privaten Altersvorsorge“, so der DIW-Forscher.