Viele Versicherungsmakler vernachlässigen Bestandsnachfolge
Knapp 85 Prozent der Versicherungsmaklerinnen und Makler haben ihren Ruhestand noch nicht geplant, obwohl fast jeder Dritte plant bald in Ruhestand zu gehen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage eines Maklerrenten-Anbieters. Die Botschaft: Versicherer denken zu spät an den Ruhestand. Und das kann ernsthafte Probleme bewirken.
Knapp 85 Prozent der Versicherungsmakler haben ihre Nachfolge noch nicht geregelt, obwohl fast jeder Dritte plant, in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand zu gehen. Das zeigt die Umfrage "Maklerbarometer 2019" aus dem Hause Policen Direkt, seit 2018 selbst Käufer von Maklerbeständen. Zwei Drittel der befragten Makler waren zudem älter als 55 Jahre.
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„Dass Zukunftsfragen oft noch nicht geklärt oder noch nicht einmal gestellt sind, ist für uns ein deutliches Alarmzeichen“, sagt Philipp Kanschik, Projektverantwortlicher für die Maklerrente bei Policen Direkt und Initiator der Studie. „Denn Zeit ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, die Nachfolge ordentlich zu regeln.“ Wenn sich nicht rechtzeitig gekümmert wird, drohen nicht nur ein Wertverlust des Bestandes und Haftungsrisiken, sondern auch unzufriedene Mitarbeiter (der Versicherungsbote berichtete).
Wann der ideale Zeitpunkt ist, dafür gibt es jedoch keine Faustregel. Kanschik empfiehlt, das Thema mindestens drei Jahre vor dem Ruhestand anzugehen. Mit weit mehr Zeit rechnet Matthias Beenken, Professor für Versicherungswirtschaft an der Fachhochschule Dortmund. Die entsprechenden Prozesse müssten mindestens zehn Jahre vor dem geplanten Ausscheiden beginnen, empfiehlt der Vertriebsexperte, der ebenfalls eine Studie zur Bestandsnachfolge bei Maklerfirmen geleitet hat. Allein für das Umbuchen der Bestände durch die Versicherer müssten bis zu zwei Jahre eingeplant werden (der Versicherungsbote berichtete).
Größte Herausforderung: geeigneten Nachfolger finden
Die Umfrage von Policen Direkt fragte ebenfalls danach, was nach Einschätzung der Makler die größten Herausforderungen bei der Nachfolge sind. 66 Prozent gaben an, schwierig sei, „einen geeigneten Nachfolger zu finden“. Mit 45 Prozent Zustimmung landete „einen guten Preis für das Lebenswerk erhalten“ auf Rang zwei, gefolgt von „steuerlichen/rechtlichen Fragen“ auf Rang drei (34 Prozent).
Als Grund für die Trennung von den Beständen nannte fast jeder zweite Maker (47,4 Prozent) Altersgründe. Weitere 34,2 Prozent antworteten, das sei „unklar“. Mehr als jeder zehnte Makler (10,5 Prozent) gab auch wegen der zunehmenden bürokratischen Hürden auf. Den Konkurrenzkampf gaben 5,3 Prozent als Ursache an, weitere 2,3 Prozent die Digitalisierung.
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Als bevorzugtes Modell für die Nachfolge haben die Makler eine "Maklerrente" genannt: mehr als jeder Dritte präferiert diese Option (32 Prozent), gefolgt von der Suche nach einem Käufer und familieninterner Lösungen (je 18 Prozent). Hierbei gilt es jedoch zu relativieren. Policen Direkt befragte 15.000 Partner aus dem eigenen Vertriebsnetzwerk und bietet selbst eine solche Maklerrente an: Es ist nicht auszuschließen, dass dies die Präferenz für eine Rente beeinflusst haben könnte. Insgesamt beteiligten sich 380 Versicherungsmakler an der Umfrage.