Targo Bank - Vertriebsgebaren und Incentives sorgen für Kritik
Die Targo-Bank gerät wegen umstrittener Vertriebspraktiken in die Kritik. Was aus Kreisen des Geldinstitutes berichtet wird, lässt die Frage laut werden, ob alte Missstände im Vertrieb tatsächlich überwunden sind: extrem hoher Vertriebsdruck, Verkaufs-Wettbewerbe und Incentive-Reisen würden das Neugeschäft prägen. Und enorm hohe Gebühren, die vor allem Kreditschuldner in die Zinsfalle treiben können.
- Targo Bank - Vertriebsgebaren und Incentives sorgen für Kritik
- 40 Prozent Eigenkapital, 46 Prozent Rendite
Wie gut sind die Verbraucher mittlerweile vor Vertriebspraktiken geschützt, die den schnellen Vertragsabschluss im Blick haben, nicht aber das Wohl des Kunden? Diese Frage lässt ein aktueller Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ laut werden. Das Münchener Blatt hat zwei frühere Mitarbeiter der Targo Bank interviewt. Was sie aus Kreisen des Bankhauses berichten, dürfte manchem Verbraucherschützer, aber auch vielen Vermittlern die Zornesröte ins Gesicht treiben.
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Verkaufswettbewerbe und Incentives
Ein Beispiel für umstrittene Vertriebsmethoden: Laut dem Zeitungsbericht veranstaltet die Targo Bank für mehrere Wochen im Jahr Verkaufswettbewerbe, um den Absatz von Versicherungen anzutreiben. Dafür werden Vermittlerteams gebildet, die gegeneinander antreten. Die 15 besten Teams können eine Reise nach Mallorca, Lappland oder zu einem anderen Urlaubsziel gewinnen. Eine Methode, die offenbar wirkt: Es werden an manchen Tagen zehnmal so viele Versicherungen wie an anderen Tagen „verkauft“, schreibt die Süddeutsche.
Die Wettbewerbe seien freiwillig, der Betriebsrat habe sein okay gegeben, heißt es weiter im Zeitungsbericht. Dennoch: Fast jeder mache mit. Die Contests könnten einen Verstoß gegen die Versicherungsvermittlungsverordnung (VersVermV) bedeuten. Demnach dürfen Versicherer einen Vermittler nicht derart vergüten oder Verkaufsziele definieren, dass ein Fehlanreiz entsteht, dem Kunden ein unpassendes Produkt anzudrehen — Incentives und umsatzorientierte Geschäftspläne erscheinen vor diesem Hintergrund als fragwürdig.
Ein Blick auf die Mitarbeiterstruktur der Targo Bank zeigt, dass die Düsseldorfer auf schnell wachsendes Neugeschäft setzen. Immerhin 74 Prozent der insgesamt 4221 Beschäftigten sind laut Geschäftsbericht im Vertrieb tätig.
Geschäfte mit klammen Kunden?
Ein weiteres Problem sei das Geschäftsgebaren des Geldhauses mit Blick auf Kredite und Restschuldversicherungen. Dabei nehme der Anbieter auch klamme Kunden ins Visier, ohne deren Bonität zu prüfen. Ein besonders lukratives Geschäftsfeld: Ratenkredite gegen oft hohen Zins. Hier wächst die Bank seit Jahren. 2018 hat die Targo Bank ihren Umsatz mit Ratenkrediten um 8,6 Prozent auf 12,35 Milliarden Euro steigern können: 84 Prozent des gesamten Kreditgeschäftes entfielen auf Raten.
Ein Problem ist das vor allem dann, wenn Kunden in einen Kredit gelockt werden, die ohnehin verschuldet sind. “Wenn es nicht so viele Menschen gäbe, die nicht mit Geld umgehen können, dann ginge es der Targobank nicht so gut“, zitiert die „Süddeutsche“ einen früheren Mitarbeiter. So würden zum Beispiel Kunden, die bereits einen Kredit abstottern, mit günstigeren Zinsen in neue Darlehen gelockt. "Viele leihen sich dann immer mehr und geraten in eine Schuldenspirale", sagt der Berater.
Aufhorchen lässt mit Blick auf Bankkredite die Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes, für die Daten von Schuldnerberatungsstellen ausgewertet und hochgerechnet werden. Hier fließen also ausschließlich Daten von Personen ein, die sich in so großer finanzieller Not befinden, dass sie professionelle Hilfe suchen. Das Ergebnis: Mehr als jeder zweite Schuldner (50,9 Prozent) ist auch bei einem Kreditinstitut verschuldet, nur bei öffentlichen Gläubigern wie den Finanzämtern (59,4 Prozent) ist die Zahl noch höher (siehe Tabelle).
Restschuldversicherung: umstritten und teuer
Mehrfach verdienen kann die Bank mit den Kunden, wenn sie gleich noch eine Restschuldversicherung mit obendrauf packt. Policen, die der Verbraucherschutz schon länger auf dem Kicker hat. Eigentlich sollen die Verträge Ratenzahlungen absichern, falls ein Kreditnehmer erwerbsunfähig wird, seine Arbeit verliert oder stirbt. Für viele Kunden werden die Tarife aber selbst zur Schuldenfalle. Das liegt auch an den extrem hohen Provisionen von bis zu 70 Prozent der Beitragssumme.
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Was das bedeutet, zeigt eine Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) von 2017. Die Behörde nahm 31 Banken unter die Lupe. Davon verlangten 19 Institute mindestens 50 Prozent der Versicherungsprämie als Provisionshöchstsatz, lediglich zwölf weniger. Oft geht es um vergleichsweise hohe Summen im Verhältnis zum abgesicherten Kredit. Der Bestand an Restschuld-Policen lag 2017 bei knapp 2,5 Millionen Verträgen, so ermittelte die Behörde, die durchschnittliche Versicherungssumme bei fast 10.000 Euro.
40 Prozent Eigenkapital, 46 Prozent Rendite
Zumindest die Provisionsexzesse bei Restschuld-Policen könnten bald vorbei sein. Die Bundesregierung sieht Handlungsbedarf und will die Verträge in das Gesetz für den Provisionsdeckel einschließen. Die Abschlussvergütung soll dann bei maximal 2,5 Prozent des Darlehens liegen dürfen. Dennoch enthält der jetzige Referentenentwurf eine Lücke. Wenn die Bank nämlich gegen Honorar berät und nicht gegen Provision, sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt.
Dass sich das Geschäft mit Krediten lohnt, zeigt ein Blick auf die Geschäftszahlen. Die Eigenkapitalrendite der Targo Bank beziffere sich auf aktuell 40 Prozent, berichtet die "Süddeutsche", und die Zinsmarge habe 2017 bei sechs Prozent gelegen. Deutlich mehr als der Branchenschnitt aller Banken und Sparkassen: er lag laut Bundesbank bei nur 1,04 Prozent.
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Auch andere Zahlen lassen aufhorchen. Laut finanz-szene.de hat das Geldhaus mit Eigenkapital in Höhe von 1,441 Milliarden Euro 2017 einen Vorsteuergewinn von 664 Mio. Euro erwirtschaftet. Das entspricht einer Rendite von sagenhaften 46 Prozent. Da kann aktuell kein Bankhaus mithalten. Die Direktbank ING erzielte zum Beispiel im selben Jahr 17 Prozent.
"Völlig übliches und unverwerfliches System"
Die Targo Bank hat sich gegenüber der "Süddeutschen" zu den Vorwürfen positioniert. Die Incentives und Vertriebsanreize leugnete das Bankhaus nicht. Das Anreizsystem für die Mitarbeiter sei aber ein "völlig übliches und unverwerfliches Mittel der Mitarbeiter-Motivation". Auch wehrten sich die Düsseldorfer gegen den Vorwurf, sie würden Kunden in die Schuldenfalle treiben. Man vergebe Kredite "nur an Kunden, bei denen wir zum Zeitpunkt der Kreditbeantragung sicher sind, dass sie den Kredit zurückzahlen können".
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