19. MAP-Report zur PKV: Viele Versicherer verweigerten Daten

Schon im Editorial des aktuellen MAP-Reports zur Privaten Krankenversicherung thematisiert Autor Reinhard Klages: Die Anzahl der Teilnehmer ist überschaubar, denn schon lange war die Teilnahmebereitschaft nicht mehr so gering wie dieses Jahr. Dreißig Versicherer wurden angefragt. Nur vierzehn Gesellschaften jedoch waren überhaupt bereit, Daten zu liefern. Was ist Ursache dafür, dass viele private Krankenversicherer bei der Transparenz mauern?

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Zum einen kann Angst vor einem schlechten Abschneiden im Rating Ursache sein – gerade schlechte Ergebnisse im Vorjahr senken die Bereitschaft zur Teilnahme, führt der Experte aus. Aber es erstaunt, dass selbst einige jener Versicherer keine Daten lieferten, die mehrere Jahre zu Unterstützern des Reports gehörten und teils sogar mit guten Ergebnissen punkteten: Der Report nennt die DKV, die Hallesche, Inter, die Nürnberger und die Württembergische. Ein zusätzlicher Grund wird demnach ebenfalls vermutet für eine nun schlechte Daten-Basis des MAP-Report 907: Versicherer werden mittlerweile mit Anfragen in allen Sparten zu irgendwelchen Vergleichen förmlich „überrollt“, und das bei beachtlichem Mehraufwand.

Wenn nun mit dem MAP-Report ein wahrer Pionier der Ratings unter diesem möglichen Überdruss der Versicherer leiden sollte, wäre das eine bedauernswerte Folge der Rating-Flut – bewertet der MAP-Report doch schon 19 Jahre Daten zur Krankenvollversicherung. So bleibt nur, vor Präsentation der Zahlen auf zwei Dinge hinzuweisen: Zum einen kann der aktuelle MAP-Report nur jene Krankenversicherer vergleichen, die überhaupt Daten für das Rating lieferten. Der Vergleich bildet damit nur einen Teil des PKV-Marktes ab. Zum anderen aber haben sich am Report beteiligende Versicherer schon durch ihre Transparenz „eine Auszeichnung“ verdient. Ein hinterer Platz im Rating bedeutet demgemäß: Der Platz wird unter jenen eingenommen, die überhaupt meinen, ihre Kennzahlen vorzeigen zu können.

Teilbereich „Service“ erhebt auch unbequeme Kennzahlen

Der MAP-Report „Rating Private Krankenversicherung“ bildet drei Teilbereiche ab, um die Krankenversicherer zu bewerten: „Ergebnis“, "Service" und „Vertrag“. Der wichtige Teilbereich „Service“ untergliedert sich wiederum in verschiedene Bereiche und vergleicht Servicekennzahlen, die zum Beispiel die „Transparenz“ oder auch das „Case- und Disease-Management“ der Krankenversicherer abbilden sollen. Zentral für die Beurteilung dieses Bereichs sind jedoch auch Kennzahlen, die auf eine Unzufriedenheit der Kunden deuten: Stornoquoten, Prozessquoten sowie Beschwerdequoten.

Solche Kennzahlen gelten als besonders unbequem. Zum einen verweisen sie auf Fakten, die zumindest einige Versicherer gern unter den Tisch fallen lassen. Die Prozessquote zum Beispiel lässt erkennen: Wie oft führen die Versicherer Prozesse gegen die Kunden oder werden durch Kunden verklagt? Heikel sind Kennzahlen wie die Prozessquote aber auch aus einem weiteren Grund. Denn ihre Aussagekraft ist keineswegs unumstritten.


So stellt auch der Report heraus: Nicht jeder Prozess kann den Versicherern zum Vorwurf gemacht werden. Im Gegenteil: Insbesondere eine Abwehr unberechtigter Leistungsansprüche durch Versicherer ist zum Wohl des Versichertenkollektivs. Nicht selten aber ziehen selbst begründete Leistungsverweigerungen Prozesse nach sich.

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Trotz solcher Einwände legt der MAP-Report jedoch nahe: Hinter den Quoten und Kennzahlen verbergen sich Tendenzen, und diese lassen eine Beurteilung der Servicequalität zu. Unter dieser Prämisse seien nun die Prozessquoten jener privaten Krankenversicherer vorgestellt, die Daten für den MAP-Report lieferten.

Die Prozessquoten privater Krankenversicherer

Welche privaten Krankenversicherer dürfen im aktuellen MAP-Report mit niedrigen, welche müssen mit hohen Prozessquoten leben – so die Versicherer überhaupt erforderliche Daten lieferten? Welche Gesellschaften führten folglich selten oder häufig Prozesse gegen Kunden? Bei Bewertung dieser Frage muss erneut ein Hinweis vorausgeschickt werden: Kleine Bestände führen laut Report zu „Ausreißern“ bei der Quote in beide Richtungen und können demzufolge sowohl besonders gute als auch besonders schlechte Ergebnisse bedeuten.

Zwar versuchen die Rating-Experten, diesen Effekt etwas abzumildern, indem Daten für die Zeit von 2013 bis 2017 erfragt und aus den Jahreszahlen Mittelwerte gebildet wurden. Ergebnisse bilden demnach einen längeren Zeitraum ab. Weil dennoch kleine Bestände das Ergebnis beeinflussen können, wird die maßgebende Bestandszahl für die Berechnung mitgenannt.

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Die Prozessquote für die Gesellschaften gibt hierbei die Zahl der Leistungsprozesse pro 100.000 krankenversicherten Personen an. Notwendige Daten lieferten für diese doch unbequeme Kennzahl jedoch sogar nur 13 Gesellschaften. Beginnend mit dem besten und endend mit dem schlechtesten Wert zeigen sich folgende Quoten:

  1. Provinzial: Weist bei einem Bestand von 159.771 Versicherten eine Prozessquote von 2,63 auf
  2. R+V: Weist bei einem Bestand von 827.767 Versicherten eine Prozessquote von 3,85 auf
  3. Pax-Familienfürsorge: Weist bei einem Bestand von 157.541 Versicherten eine Prozessquote von 3,81 auf
  4. Debeka: Weist mit einem Bestand von 4.030.696 Versicherten eine Prozessquote von 5,30 auf
  5. SDK: Weist mit einem Bestand von 647.807 Versicherten eine Prozessquote von 5,53 auf
  6. Mecklenburgische: Weist mit einem Bestand von 55.293 Versicherten eine Prozessquote von 5,79 auf
  7. Hansemerkur: Weist mit einem Bestand von 1.453.252 Versicherten eine Prozessquote von 6,83 auf
  8. Huk-Coburg: Weist mit einem Bestand von 1.012.606 Versicherten eine Prozessquote von 10,41 auf
  9. Allianz: Weist mit einem Bestand von 2.595.723 Versicherten eine Prozessquote von 10,63 auf
  10. Alte Oldenburger: Weist mit einem Bestand von 162.022 Versicherten eine Prozessquote von 11,48 auf
  11. LVM: Weist mit einem Bestand von 343.399 Versicherten eine Prozessquote von 12,79 auf
  12. Signal Iduna: Weist mit einem Bestand von 2.572.952 Versicherten eine Prozessquote von 12,79 auf
  13. Concordia: Weist mit einem Bestand von 97.424 Versicherten eine Prozessquote von 16,01 auf


Hintergrund: MAP-Report 907/ 19. MAP-Report PKV:

Zum Jahresbeginn 2019 erwarb die Franke und Bornberg Research GmbH vom VersicherungsJournal Verlag den Geschäftsbereich Map-Report. Damit holten sich die Rating-Experten eines der etabliertesten Ratings der Versicherungsbranche ins Haus: Seit 29 Jahren schon liefert der Map-Report Daten zu Sparten und Anbietern. Seit immerhin 19 Jahren leistet der Report zudem einen Anbietervergleich von Krankenvollversicherungen. Ausgewählte Ergebnisse des Map-Reports werden online durch die Rating-Experten vorgestellt. Auf der Seite des Anbieters kann der komplette Report zudem kostenpflichtig erworben werden.

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