Rente und Sozialsysteme: Bevölkerung altert weiter
Die Bevölkerung altert weiter: trotz Zuwanderung und steigenden Geburtenraten. Das geht aus aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. Die Entwicklung wird auch Auswirkungen auf die Sozialsysteme haben: Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird bis 2035 um voraussichtlich 4 bis 6 Millionen Menschen schrumpfen.
Noch nie haben in Deutschland so viele Menschen gelebt wie zum Jahresende 2018. Die Bevölkerung Deutschlands ist im Jahr 2018 um 227.000 Personen (+0,3 Prozent) gewachsen, so berichtet das Statistische Bundesland am Donnerstag in einem Pressetext. Damit wurde erstmals die Marke von 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten.
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Als Hauptgrund für das Bevölkerungswachstum nennt das Statistische Bundesamt einen Einwanderungsüberschuss. Nach vorläufigen Ergebnissen sind 2018 rund 386.000 Menschen mehr zu- als abwandert.
Der Einwanderungsüberschuss stärkt das Potential an erwerbstätigen Personen, berichtet Destatis: rund 90 Prozent der Zugewanderten seien jünger als 40 Jahre. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Plus aus Zuwanderung aber abgeschwächt: 2017 sind noch 416.000 Personen mehr zu- als abgewandert.
Gesellschaft altert weiter
Dennoch kann die Zuwanderung nicht verhindern, dass die Deutschen immer älter werden. Eine Ursache: Noch immer werden zu wenig Kinder geboren, und viele Babyboomer treten bald ihren Ruhestand an. Die Zahl der Sterbefälle überstieg folglich die Zahl der Geburten 2018 um 167.000 Personen.
Die Annahmen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung lässt mit Blick auf die Sozialsysteme nichts Gutes erwarten. Denn immer mehr Rentnern stehen immer weniger Beschäftigte gegenüber, die Beiträge in die Sozialkassen zahlen:
Im Jahr 2018 waren demnach in Deutschland 51,8 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Bis zum Jahr 2035 wird die erwerbsfähige Bevölkerung um rund 4 bis 6 Millionen auf 45,8 bis 47,4 Millionen schrumpfen. Eingerechnet in die Aussagen zur Bevölkerungsentwicklung werden Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung.
21 Millionen Menschen über 67 Jahre
Die Zahl der Personen über 67 Jahre wird laut den neuen Modellrechnungen weiter wachsen. Die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 54 Prozent von 10,4 Millionen auf 15,9 Millionen, rechnet Destatis vor. Diese Zahl werde bis 2039 um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 21 Millionen wachsen und danach voraussichtlich relativ stabil bleiben, so die aktuelle Annahme.
Infolge der Bevöklerungsentwicklung erhöht sich auch die Zahl der Hochbetagten. Die Zahl der Menschen im Alter ab 80 Jahren werde von 5,4 Millionen im Jahr 2018 bereits bis 2022 auf 6,2 Millionen steigen und dann bis Anfang der 2030er Jahre auf diesem Niveau bleiben. In den sich anschließenden 20 Jahren nehme sie aber ebenfalls kontinuierlich zu. Für das Jahr 2050 erhöhe sie sich je nach angenommener Entwicklung der Lebenserwartung auf 8,9 bis 10,5 Millionen Personen.
"Ohne Nettozuwanderung würde sich die Bevölkerung im Erwerbsalter bereits bis 2035 um rund 9 Millionen Menschen verringern", schreibt die Statistikbehörde in einem Pressetext. Sie mindert das Verhältnis von Personen im erwerbsfähigen Alter zu Ruheständlern folglich deutlich.
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Als Konsequenz der Zuwanderung steigt auch der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung. Er erhöhte sich vom Jahresende 2017 bis zum Jahresende 2018 bereits von 11,7 auf 12,2 Prozent. Am 31.12.2018 lebten rund 72,9 Millionen deutsche (-0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und 10,1 Millionen ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger (+4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr) in Deutschland.