Sollten Vermittler um Likes für die Facebook-Fanpage betteln?
Sollten Vermittler auf Facebook tatsächlich um Likes betteln? Diese Frage beantwortet Social-Media-Experte MarKo Petersohn, Dozent und Gründer der Agentur "As im Ärmel", in seiner Kolumne #Freitagsfrage. Sein Fazit: Mein Like macht Sie zwar kurzfristig glücklich, aber kostet Sie langfristig Geld.
In dieser Woche wurde ich zum gefühlt 5.387sten Mal dazu eingeladen, die Fanseite eines Versicherungsvermittlers auf Facebook zu liken. Und wie bei allen andern 5.386 Mal lehnte ich ab. Dabei kam dieses Mal via Messenger die Rückfrage, warum ich dem Vermittler denn diesen kleinen Gefallen nicht tue? Abgesehen von einem kleinen Klick würde es mich doch nichts kosten, ihm aber viel helfen. Aber stimmt das wirklich? Darum soll es in der heutigen Freitagsfrage gehen.
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Die Antwort in Kurzform: Mein Like macht Sie zwar kurzfristig glücklich, aber schadet Ihnen langfristig und das sogar doppelt. Zum einen schadet es der organischen Reichweite Ihrer Facebook-Inhalte. Zum anderen kostet es Sie bares Geld, wenn Sie Facebook-Werbung schalten.
Mein Like macht Sie nachweislich glücklich und ich like trotzdem nicht, bin ich ein Psychopath?
Die ausführliche Antwort:
Was passiert, wenn Sie mich als Fan Ihrer Fanseite einladen und ich Ihre Seite like? Als Erstes haben Sie natürlich einen Fan mehr. Auch wenn Fanzahlen nie das Ziel im Facebook-Marketing sein dürfen, ist es für jeden Fanseitenbetreiber schön eine wachsende Fanzahl zu sehen. Denn zum einen bringt es rational gesehen mehr Reichweite für die eigenen Inhalte. Noch wichtiger ist allerdings die emotionale Ebene. Denn ein Like, egal ob bei der Fanseite oder einem einfachen Posting, ist eine Anerkennung unserer Aktivitäten und macht nachweislich glücklich. Denn es aktiviert das Belohnungszentrum in unserem Gehirn, den Nucleus accumbens. Diese Hirnstruktur wird zum Beispiel auch aktiv, wenn Menschen etwas Süßes schmecken.
Marko Petersohn
Marko Petersohn
Das As im Ärmel der Versicherungsbranche, wenn es um die Kommunikation in der neuen Medienrealität geht. MarKo Petersohn hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Onlinemarketing und ist seit 2010 ausschließlich für die Assekuranz aktiv. Er hilft Gesellschaften und Vermittlern, sich zukunftssicher aufzustellen. Er berät sie beim Thema „digitaler Kommunikation“ und schult die dafür notwendigen Kompetenzen.
Außerdem ist er Gründer der Onlinemarketing Gesellschaft für Versicherungsvermittler, verleiht jährlich den renommierten OMGV Award und verantwortet das Projekt „Digitale Kommunikation, Multikanalfähigkeit und Kollaboration in der Versicherungsbranche“ im Auftrag des Bildungsministeriums NRW und des BWV Bildungsverbandes.
Also bringt mein Like Vermittlern theoretisch mehr Reichweite und macht sie faktisch glücklich. Warum like ich dann die Fanseiten nicht? Bin ich etwa ein Psychopath, der nicht erträgt, wenn andere Menschen glücklich sind? Nein! Der Grund ist, dass mein „Gefällt mir“ vielleicht kurzfristig glücklich macht, aber langfristig schädlich ist und das im doppelten Sinne. So wie jeder Fan schadet, welcher nicht der Zielgruppe der Fanseite entspricht.
Nicht böse gemeint, aber Ihre Inhalte interessiert mich ja ehrlich gesagt kein bisschen.
Denn was ist das Ziel einer Fanseite? Zum einen will man eine Kontaktmöglichkeit auf Facebook bieten. Was vollkommen ok und auch richtig ist. Aber ebenso werden Fanseiten genutzt, um die Fans mit Inhalten zu erreichen, welche den berühmten Mehrwert bieten und den eigenen Expertenstatus untermauern. So kann man die bestehenden Kunden unter den Fans darin bestätigen, dass sie sich für den richtigen Fachmann in Versicherungsdingen entschieden haben und gleichzeitig potenzielle Neukunden von der eigenen Expertise überzeugen.
Ich als Fan Ihrer Fanseite wäre weder das eine, noch das andere und vor allem (nicht böse gemeint) bin ich überhaupt nicht an Ihren Inhalten interessiert. Ich würde mit den Inhalten nicht interagieren und damit dem Facebook-Algorithmus das Signal senden, dass Sie Inhalte veröffentlichen, die Fans nicht interessieren, was wiederum Ihre organische Reichweite einschränkt.
Mein Like kostet Sie bares Geld und versaut Ihnen die Zielgruppe.
Aber das könnte Ihnen ja noch egal sein, denn Sie interessieren sich auf Facebook nicht für die organische Reichweite, sondern haben ein Budget, um mit Facebook-Werbung Neukunden zu gewinnen. Das ist ein sehr guter Ansatz. Allerdings schade ich als Fan Ihnen auch an dieser Stelle und koste Sie sogar bares Geld. Denn über kurz oder lang werden Sie die Lookalike-Audience entdecken. Was an sich ein sehr gutes Werkzeug in der Facebook-Werbung ist - ungefähr vergleichbar mit den Amazon-Empfehlungen „Leute, die dieses kauften, kauften auch jenes“.
Im Prinzip eine super Sache. Denn Facebook analysiert unter anderem die Fans der eigenen Fanseite und ermitteln deren Gemeinsamkeiten (demografische Daten und Interessen), um anschließend Facebook-Nutzer zu finden, welche den Fans ähneln. Und diesen Lookalikes wird dann Ihre Werbung ausgespielt.
Wenn Sie mich dazu einladen Ihre Fanseite zu liken, dann fließen auch meine Daten in die Lookalike-Audience. Gleiches gilt für Kollegen, die Sie dazu einladen Ihre Fanseite zu liken. Im Prinzip ist jede „Gefällt mir“- Einladung zu Ihrer Fanseite, die nicht explizit an Ihre Zielgruppe gerichtet ist, gleichbedeutend mit einer Einladung Ihre Zielgruppe auf Facebook zu verwässern und Ihr Werbebudget zu verschwenden. Wollen Sie das wirklich? Ich glaube nicht. Und somit ist meine Ablehnung Ihrer Einladung das Beste, was Ihnen auf Facebook passieren kann.
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Die Antwort in Kurzform: Mein Like macht Sie zwar kurzfristig glücklich, aber schadet Ihnen langfristig und das sogar doppelt. Zum einen schadet es der organischen Reichweite Ihrer Facebook-Inhalte. Zum anderen kostet es Sie bares Geld, wenn Sie Facebook-Werbung schalten.