Allianz-Schadenbearbeiter wegen 42fachen Betruges verurteilt
Im Betrugsskandal um einen Allianz-Schadenbearbeiter kamen die beiden Angeklagten mit einem milden Urteil davon. Obwohl in 42 Fällen der Untreue überführt, verurteilte ihn das Landgericht Leipzig zu einer Geld- und Bewährungsstrafe. Der Staatsanwaltschalt reicht das nicht: Sie legt Revision ein, um die Beschuldigten hinter Gitter zu bringen.
- Allianz-Schadenbearbeiter wegen 42fachen Betruges verurteilt
- 17 Jahre für die Allianz tätig
Ein langjähriger Schadenregulierer der Allianz wurde vor dem Landgericht Leipzig in 42 Fällen des Versicherungsbetruges überführt: trotzdem kommt er mit einer milden Strafe davon. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Alexander N. in 42 Fällen die Allianz mit gefälschten Schadensmeldungen täuschte. Der Schaden: etwa eine Million Euro. Doch ins Gefängnis muss der Mann nun nicht. Er und ein Mitangeklagter wurden zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt.
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Betrug mit gefakten Schadensmeldungen
Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Schadenbearbeiter zwischen 2007 und 2009 in 42 Fällen die Allianz betrog. Zunächst waren ihm sogar 56 Betrugsfälle zur Last gelegt worden, doch in 14 Fällen wurde das Verfahren eingestellt. Über das Urteil berichtet die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ).
Dabei zeigte das Vorgehen des 55jährigen einige kriminelle Energie. Überwiegend meldete er Hausrat- und Wohngebäude-Schäden, die so nicht stattgefunden haben. So habe er unter anderem vorgetäuscht, dass Wasserrohre geplatzt seien, Spülmaschinen übergelaufen oder das Rohrsystem von Fußbodenheizungen hohen Schaden verursacht hätte. Bis zu 132.000 Euro soll der Schaden pro Fall betragen haben (der Versicherungsbote berichtete).
Angelastet wurde dem Angeklagten, dass er sich bei seinen fingierten Schadensmeldungen eines ganzen Netzwerkes bediente. Hausbesitzer, Verwalter und Handwerker sollen involviert gewesen sein. Im Januar berichtete die Leipziger BILD, dass insgesamt 46 Personen dem Netzwerk angehört haben sollen. Brisant: Beteiligt seien auch bekannte Leipziger Ärzte gewesen, die das Geld teils unter sich aufgeteilt hätten.
Mitangeklagt war nun der Fleischer Thomas G.: Er soll betrugswillige Versicherte an den Mann vermittelt haben, quasi als eine Art Versicherungsbetrugs-Außendienst. Die Dimensionen des nun aufgedeckten Betruges stellten dabei auch die Ermittler vor Herausforderungen:
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Nachdem die Allianz 2010 bei einer internen Kontrolle Unregelmäßigkeiten entdeckt und Anzeige erstattet hatte, ermittelten das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft volle fünf Jahre, so berichtet die LVZ. Höhepunkt war der Herbst 2011, als bei einer Razzia gleichzeitig 30 Objekte untersucht worden waren. 2015 konnte schließlich Anklage gegen Alexander N. und Thomas G. erhoben werden.
17 Jahre für die Allianz tätig
Nun also erging vor dem Landgericht Leipzig das erste Urteil gegen die beiden Männer. Alexander N. wurde laut LVZ zu einer Geldstrafe von 240 Tagessätzen je 39 Euro verurteilt, in Summe 9.360 Euro. Zudem wurden zwei Jahre Haft auf Bewährung ausgesetzt. Dabei rechneten die Richter dem Finanzkaufmann an, dass er zuvor nicht auffällig geworden sei. Sein Komplize Thomas G. wurde wegen Beihilfe zur Untreue in 18 Fällen zu einer 22monatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung sowie einer Geldstrafe von insgesamt 2.520 Euro verurteilt (Az.: 6 KLs 209 Js 20452/10).
Der Staatsanwaltschaft aber reicht das nicht. Sie hatte ursprünglich für eine Gefängnisstrafe plädiert, die nicht zur Bewährung hätte ausgesetzt werden können: drei Jahre und zwei Monate Haft. Weil sie das jetzige Urteil für zu milde hält, geht die Anklagebehörde nun in Berufung, so berichtet die LVZ. Die Männer sollen nicht mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.
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Schadenbearbeiter hatte umfangreiche Befugnisse
Der Prozeß lässt auch die Frage laut werden, wie gut die interne Kontrolle bei der Allianz funktioniert. Der nun verurteilte Betrüger war zuvor 17 Jahre für den Versicherer tätig — und hatte allerlei Befugnisse, die sein kriminelles Wirken begünstigt haben. So konnte er eigenhändig Schecks für vermeintliche Reparaturarbeiten ausfüllen: teils direkt auf dem entsprechenden Grundstück, wo ein vermeintlicher Wasserschaden repariert werden sollte.
„Der ehemalige Schadensregulierer war für die Versicherung bis zum Jahr 2009 im Außendienst tätig und ermächtigt, eigenständig Zahlungen zu Lasten des Versicherungsunternehmens durch Ausreichung von Schecks vorzunehmen“, so berichtet die Staatsanwaltschaft.
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Es ist der zweite große Betrugsskandal bei der Allianz innerhalb kurzer Zeit. Bereits im letzten Jahr ist ein Betrugsexperte der Allianz zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und zwei Monaten verurteilt wurden, weil er seinen Arbeitgeber mit gefälschten Anwaltsrechnungen geprellt haben soll (der Versicherungsbote berichtete).
- Allianz-Schadenbearbeiter wegen 42fachen Betruges verurteilt
- 17 Jahre für die Allianz tätig