Mit dem Thema Pflege scheinen viele Bundesbürger recht sorglos umzugehen. In Summe unterschätzen zwei Drittel (64 Prozent) aller Deutschen die Kosten, die die Pflegeversicherung nicht übernimmt. So meinten zwei Fünftel (43 Prozent) der Befragten, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die Kosten für einen vollstationären Pflegeplatz in voller Höhe übernehmen würde. Weitere 21 Prozent der Befragten gingen von einem Eigenanteil von unter 1.000 Euro aus. Das geht aus einer Kantar Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank hervor.

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Mehrheit der Deutschen ist bei Pflegekosten ahnungslos

Das Alter und damit mögliche, verstärkte Berührungspunkte mit Pflegefällen im Umfeld spielen übrigens kaum eine Rolle. So gingen 44 Prozent der Nicht-Rentner von einer Art Vollkasko bei den Pflegekosten aus. Unter den Rentnern seien es nur unwesentlich weniger (43 Prozent). Nach der Höhe des Eigenanteils befragt, seien viele vor allem ältere Menschen ratlos. Jeder vierte Befragte über 60 Jahre (25 Prozent) könne nicht abschätzen, wie hoch dieser sein werde.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt nun eine Umfrage im Auftrag des Konzerns Versicherungskammer. Demnach fühle sich nur gut ein Drittel der Deutschen gut für den Pflegefall abgesichert. Fast zwei Drittel fühlten sich hingegen auf eine mögliche spätere Pflegebedürftigkeit nicht vorbereitet. Deshalb sei auch der Großteil der Befragten (92 Prozent) davon überzeugt, dass zur Absicherung von Pflegerisiken zusätzliche freiwillige Vorsorge notwendig ist. Doch bei vielen Bürgern scheint es an der Umsetzung zu scheitern. Denn nur 34 Prozent der Deutschen sorgen auch tatsächlich vor.

„Zwischen dem Wissen um die Notwendigkeit zusätzlicher Pflege-Absicherung und dem tatsächlichen Handeln besteht leider bei vielen noch immer eine hohe Diskrepanz“, stellt Kiechle fest. Laut Branchenverband GDV gibt es aktuell weniger als vier Millionen Pflegezusatzversicherungen. Folglich setzten viele Vorsorgebereite auf andere Formen der Absicherung.

Pflegepflichtversicherung ist keine Vollkasko

Von denen, die tatsächlich für eine spätere Pflege vorsorgen, tun dies 31 Prozent mit Immobilien, 36 Prozent mit Bargeldreserven, 44 Prozent mit klassischen Altersvorsorgeprodukten und 85 Prozent über Zusatzversicherungen. „Viele dieser Instrumente sind jedoch für die Absicherung von Pflegerisiken nicht oder nur bedingt geeignet“, warnt Kiechle. Zudem würden viele der Befragten die Pflegepflichtversicherung mit einer Pflegezusatzversicherung verwechseln. Dies seien Erfahrungen aus zahlreichen Beratungsgesprächen mit Kunden. Doch die Pflegepflichtversicherung trage eben nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten. Deshalb unterstreicht Kiechle deutlich: „Nur eine Pflegezusatzversicherung sichert Pflegerisiken wirklich ab“

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Verbraucher sollten die Kosten für eine etwaige Pflege definitiv nicht unterschätzen. Denn der Eigenanteil für die Unterbringung im Pflegeheim steigt weiter an. Aktuell liegt der bundesdurchnittliche Betrag, den Pflegebedürftige beziehungsweise ihre Angehörigen bei Unterbringung in einem Pflegeheim selbst tragen müssen, bei 1.843,11 Euro monatlich. Im Vergleich zum 1. Januar 2018 sind das durchschnittlich 91,92 Euro mehr. Im Mai 2017 hatte der Wert sogar noch bei 1.696 Euro gelegen - immerhin 147,11 Euro. Das geht aus der PKV-Pflegedatenbank hervor. Darin seien die Daten von rund 11.400 vollstationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland erfasst, was einer nahezu vollständigen Abdeckung entspricht.