Erneut, wie schon im Vorjahr, ist die Zahl dauerhaft gestohlener Kraftfahrzeuge (Kfz) in Deutschland „deutlich“ zurückgegangen. Das ergeben Zahlen aus dem aktuellen "Bundeslagebild Kfz-Kriminalität“, das sich auf Daten für das Jahr 2018 beruft. Denn verzeichnete der letztjährige BKA-Bericht für 2017 ein Minus von insgesamt 8,6 Prozent für LKW- und PKW- Diebstähle in der Summe (der Versicherungsbote berichtete), nahmen nun in 2018 die PKW-Diebstähle um 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab und die LKW-Diebstähle sogar um 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Das Entwenden von insgesamt 16.613 Personenkraftwagen (Pkw) musste in 2018 beklagt werden. Hinzu kommt der Diebstahl von 921 LKW. Als „dauerhaft“ werden hierbei laut BKA all jene Fahrzeuge in die Statistik übernommen, die im Laufe des Berichtsjahrs entwendet, unterschlagen und anderweitig betrügerisch erlangt wurden und auch noch am Jahresende zur Sachfahndung ausgeschrieben waren.

Anzeige

Das Hauptproblem: Professionalisierte Täterbanden

Trotz rückläufiger Zahlen sind weiterhin die deutschen Hersteller VW, BMW, Audi und Mercedes besonders vom Autodiebstahl betroffen, wie das BKA in einer Pressemitteilung herausstellt. Demnach stellen sie einen Anteil von 56,4 Prozent der zur Fahndung ausgeschriebenen dauerhaft abhanden gekommenen Fahrzeuge. Das hat seinen Grund: Gestohlen wird, was entsprechend auf ausländischen Absatzmärkten nachgefragt wird sowie entsprechendes Geld bringt. Dominieren das Tatgeschehen doch noch immer hoch professionalisierte Täterbanden. Das erklärt auch einen hohen Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger: Mit 1.675 Verdächtigen kamen 23 Prozent in 2018 aus Polen, hinzu kamen zehn Prozent Verdächtige aus der Türkei (mit 720 Tatverdächtigen) und neun Prozent Verdächtige aus Rumänien (mit 625 Verdächtigen). Deutsche Verdächtige jedoch stellen dennoch die größte Zahl: Insgesamt 17.123 Tatverdächtige aus Deutschland und damit rund 59 Prozent wurden in 2018 registriert.

Die Professionalität der Täter erklärt weitere Fakten aus dem Lagebild. Denn Diebstähle werden laut Statistik umso wahrscheinlicher, je näher sich eine Region an den Hauptverschieberouten in Richtung osteuropäischer Absatzmärkte befindet. Brennpunkt der Kfz-Kriminalität in Deutschland ist weiterhin Berlin, wie das BKA ausführt – 3.813 Fallzahlen für 2018 wurden hier gemeldet. Ferner weisen Hamburg und Brandenburg, Sachsen sowie Sachsen-Anhalt eine hohe Belastung auf.

Zunehmend: Diebstähle von Kleintransportern

Und obwohl die Fallzahlen für PKW und LKW allgemein rückläufig sind, gilt dies für einen Fahrzeug-Typ nicht: Entwendet nämlich werden immer mehr Kleintransporter. So wären laut BKA in 2018 insgesamt 333 Mercedes Sprinter des Typs 906 gestohlen worden – einzig für diesen Typ eine Zunahme um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Nachgefragt" bei Dieben sind aber auch die Citroen Jumper oder Transporter vom Typ Fiat Ducato oder Ford Transit. Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten hingegen werden durch die Kriminellen lieber stehen gelassen: nur zehn TESLA-Fahrzeuge zum Beispiel wechselten in 2018 durch Diebstahl unfreiwillig den Besitzer.

Kfz-Ortung: Keine „Waffe“ gegen den Diebstahl

Folgt man dem aktuellen „BKA-Lagebild“, muss sich jedoch leider auch Ernüchterung bei jenen breitmachen, die meinten: Durch Möglichkeiten der Digitalisierung wie die Kfz-Ortung ließe sich der Autodiebstahl wirkungsvoll bekämpfen. Das zeigen Daten, die erstmals überhaupt für eine BKA-Statistik ausgewertet wurden. So wurden zwar im Jahr 2018 insgesamt 434 Ortungsanfragen aus dem Ausland an das BKA gerichtet. Nur zu 182 Fahrzeugen konnten aber entsprechende Geodaten ermittelt werden.

Anzeige

Das BKA erklärt hierzu: Viele professionelle Mitglieder der Kfz-Verschieberbanden würden in den gestohlenen Fahrzeugen sogenannte „Jammer“ verwenden, „die eine GPS-Ortung des Fahrzeuges nahezu unmöglich machen“. Demnach wird durch die zunehmende Automatisierung der Fahrzeuge der Autodiebstahl zwar zu einem Verbrechen der Profis. Die Daten zeigen aber zugleich: Zumindest bestimmte Tätergruppierungen halten der technischen Aufrüstung durch die Fahrzeughersteller stand.