Digitale Geschäftsmodelle - Der schlimmste Fehler wäre blinder Aktionismus
Auch die Forschung muss sich den neuen digitalen Geschäftsmodellen der Versicherer stellen und wissenschaftlich begleiten. Die Versicherungsforen Leipzig fördern nun eine neue Professur für digitale Innovationen an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Weshalb und mit welchen Absichten, darüber sprach der Versicherungsbote mit Justus Lücke, Geschäftsführer der Versicherungsforen.
Versicherungsbote: Die Versicherungsforen sponsern gemeinsam mit ihren Schwestergesellschaften der LF Gruppe ab Oktober an der HHL Handelshochschule Leipzig eine Professur mit dem Schwerpunkt „Digitale Innovation in Dienstleistungsbranchen“. Was können wir von dieser Professur erwarten?
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Justus Lücke: Im Kern soll die Professur für praxisorientierte Forschungsarbeit stehen. Die HHL ist vermutlich DIE Gründerhochschule in Deutschland und darüber hinaus. Allein fünf deutsche „Unicorns“, also Start-ups mit einer Marktbewertung von über 1 Milliarde Euro, und noch viele weitere Start-ups wurden an der HHL gegründet. Das heißt, hier wird stets nicht nur in wissenschaftlichen Theorien, sondern in Lösungen und Geschäftsmodellen gedacht. Dies aber immer wissenschaftlich/theoretisch so fundiert, dass quasi einen Wettbewerbsvorteil garantiert wird.
Diesen „Wettbewerbsvorteil“ („Unfair Advantage“) können wir auch von der Professur erwarten: Sie wird die Grundlagen dafür zur Verfügung stellen, auch noch morgen in unserer immer stärker digitalisierten Welt erfolgreich zu sein. Hierbei profitiert die Professur zusätzlich von dem gesamten Leipziger Innovationsökosystem wie dem Fraunhofer IMW, dem SpinLab oder demnächst der Agentur für Sprunginnovationen. Wichtig ist aber, diese Theorien in die Praxis zu transferieren. Dies soll auf verschiedensten Wegen geschehen, sei es im Rahmen von Executive-Lehrgängen für Führungskräfte, durch Forschungsarbeiten, Workshops oder öffentliche Forschungsaufträge. Und wir als Versicherungsforen werden hier den „Brückenkopf“ in die Versicherungsbranche bilden.
Welchen Mehrwert bringt eine solche Forschung der Versicherungsbranche?
Versicherung ist vom Grunde her ein rein digitales Produkt. Deshalb stellt die fortschreitende Digitalisierung die Chance aber auch die Pflicht dar, das eigene Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem Wettbewerb durch die großen Tech-Player. Den schlimmsten Fehler, den man jedoch hier machen kann, ist in blinden Aktionismus zu verfallen. Denn so verspielt man vermutlich den letzten Wettbewerbsvorteil, den man noch hat: Stabilität und Verlässlichkeit.
Vielmehr gilt es, sich die folgenden Fragen zu stellen: Was sind die Charakteristika eines erfolgreichen digitalen Geschäftsmodells? Beziehungsweise, welche Zielgruppen sind erfolgsversprechend genug, um um sie herum ein Ökosystem aufzubauen? Und ist es für mich erfolgsversprechender, selbst ein „Ökosystem“ aufzubauen oder der perfekte Partner zu sein? Wie baue ich diese Systeme am effizientesten bzw. effektivsten auf? Und genau auf solche Fragestellungen sucht die neugeschaffene Professur Antworten. Wenn man diese Antworten kennt, steigt die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg enorm.
Wir als Versicherungsforen Leipzig werden durch unsere enge Kooperation und Verzahnung mit dem Lehrstuhl sicherstellen, dass die Fragestellungen und Antworten immer auch hinsichtlich einer Praxisrelevanz für die Assekuranz beleuchtet werden. Darüber hinaus profitiert die Branche natürlich auch direkt durch den Zugang zum oben erwähnten Innovationsökosystem der HHL mit High Potentials mit Unternehmergeist etc.
Welche Themen, die aktuell die Branche bewegen, adressiert der Lehrstuhl konkret?
Die Aussagen von Wirtschaftsminister Altmaier im Rahmen des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“ bestätigen, was alle bereits zu wissen scheinen: Die digitale Zukunft liegt in Plattformen und Ökosystemen. Wie schaffe ich es, solche Services sowohl zum Endkunden als auch zum Unternehmen hin zu bieten, um mich quasi unverzichtbar zu machen? Diese Frage bewegt aktuell die gesamte Branche.
Es gibt bereits verschiedene Versicherer, welche versuchen eine gewisse Zielgruppe bzw. eine Gruppe von Menschen mit einer ähnlichen „Problemwelt“ mit einer ganzheitlichen Lösungswelt anzusprechen. Genau diese Versuche soll der Lehrstuhl auf wissenschaftlich fundierte Füße stellen. Basis dieser Entwicklung bleibt aber die Analyse jedweder digitaler Geschäftsmodelle. Und hier ist die Branche im Allgemeinen noch auf der Suche: Wie kann ich mir die technologischen Möglichkeiten bestmöglich zunutze machen und meinen Kunden einen echten Mehrwert bieten?
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Die Fragen stellte Björn Bergfeld