Digitalversicherer mailo: "Moderne Dunkelverarbeitung und faires Underwriting sind kein Widerspruch"
Digitale Gewerbeversicherungen für Unternehmer: speziell aber auch für jene Generation, deren Büro das Internet ist, für Youtuber und Influencer, Blogger, Geeks und Digital Workies. Das verspricht der Kölner Versicherer mailo, seit wenigen Monaten in Deutschland am Start. Über die Ziele des Rheinstädter Startups hat sich der Versicherungsbote mit Stephan Best unterhalten, Leiter Vertrieb und Marketing bei mailo.
Versicherungsbote: mailo ist ein noch recht junges Kölner Start-up. Können Sie sich bitte kurz vorstellen? Seit wann gibt es Sie und was tun Sie?
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Stephan Best: mailo ist eine digitale Gewerbeversicherung mit BaFin-Zulassung seit März 2019. Unsere Gründer sind Armin Molla, Sten Nahrgang und Dr. Matthias Uebing, die alle langjährige Erfahrung in der Versicherungswirtschaft haben. Wir bieten Unternehmern, Selbständigen und Freelancern sowie ihren Versicherungsmaklern und Assekuradeuren Versicherungsschutz – individuell auf einzelne Berufsgruppen zugeschnitten und digital in 10 Minuten vom Antrag bis zur Police abschließbar.
Sie wollen als Gewerbeversicherer unter anderem Blogger, Online-Händler und Startups versichern. Warum sollten diese Zielgruppen nicht auch bei „etablierten“ Versicherungs-Angeboten fündig werden? Gibt es spezifische Risiken oder Besonderheiten der Zielgruppen, die bisher nicht oder nur unzureichend abgedeckt sind?
Wir bieten mit einer volldigitalen Tarifierungs-, Antrags- und Abschlussstrecke eine sehr einfache und schnelle Lösung, die sich von den Angeboten vieler „etablierter“ Anbieter unterscheidet. Gerade Interessenten und Kunden aus digital geprägten Berufen wie Bloggern, Youtubern und Online-Händlern geben uns dieses Feedback. Startups identifizieren sich mit uns, da wir innerhalb der Versicherungswirtschaft ebenfalls ein Startup sind.
„Moderne Berufe brauchen eine flexible Absicherung“, heißt es auf Ihrer Webseite. Warum das denn — können Sie hierfür Beispiele mit Blick auf Versicherungen nennen? Ein starres Kombi- oder Allgefahren-Paket könnte es ja auch tun.
Ein konkretes Beispiel ist unsere speziell für die Bedürfnisse von Unternehmensberatern entwickelte Projektpolice, die eine flexible Laufzeit von einem bis zu zwölf Monaten bietet: eben so lange, wie ein Konzern betreut wird. Darüber hinaus garantieren wir unseren Kundinnen und Kunden Flexibilität durch unser tägliches Kündigungsrecht.
Makler und Assekuradeure können unter anderem mit Ihnen kooperieren und Ihre Policen als White-Label-Lösung nutzen. Kooperieren Sie bereits mit Maklern — und wie?
Bereits eine Reihe von Maklern und Assekuradeuren gehören zu unseren Kunden und schätzen unsere Fokussierung auf ihre besonderen Wünsche. White-Label-Lösungen gehören für uns hierbei zum Tagesgeschäft. Assekuradeure erhalten von uns neben Zeichnungs- und Regulierungsvollmachten auch weitere Unterstützung, etwa bei Policierung. Versicherungsmakler wollen wir mit einer zügigen Produktentwicklung und dem schlanken Abschlussprozess überzeugen, der ihnen auch bei der Kundengewinnung helfen kann.
Können Sie Beispiele für spezielle Produktlösungen nennen, die für Makler interessant sind?
Aus Marktbefragungen haben wir das Feedback bekommen, dass Versicherungsmakler hohes Interesse an Sonderlösungen für wachsende digitale Berufsgruppen haben. Daher haben wir u. a. ein spezielles Produkt für Online-Händler entwickelt, das für viel positives Feedback im Markt sorgt.
Thema maßgeschneiderte Policen: Viel Hoffnung setzt die Branche in sogenannte Pay-as-you-live-Tarife, die man mit Blick auf Gewerbelösungen mit „Pay as you work!“ übersetzen könnte. Die Idee: Wer viele persönliche Daten zu Leben und Arbeit mit dem Versicherer teilt, bekommt passgenaue Produkte. Kritiker warnen, dass sich die Menschen langfristig unfrei machen und in einen Zustand hineinbegeben, in dem sie ständig überwacht werden und sich selbst optimieren müssen. Aus Ihrer Sicht berechtigte Ängste?
Für die Sach- und Haftpflichtversicherungen im Gewerbesegment können das Gründer und KMUs gelassen betrachten: Die Daten, die wir für unsere Zielgruppenkonzepte brauchen, sind sehr überschaubar. Sie bestehen zum Beispiel aus Umsatzzahlen, Informationen zu Sicherungseinrichtungen und grundlegenden Einschätzungen der ausgeübten Tätigkeiten. Das Feedback, das uns Versicherungsmakler geben, ist: „Ihr braucht trotz der breiten Deckungskonzepte nur wenige Risikoinformationen.“
Wie lässt sich denn verhindern, dass durch zunehmendes Teilen subjektiver Daten und maßgeschneiderte Tarife die Idee des Versicherungskollektivs leidet? Es ist ja denkbar, dass die Daten auch zum Nachteil des Kunden genutzt werden. Wird irgendwann ein Algorithmus entscheiden, wer überhaupt noch eine bestimmte Police bekommt?
mailo bekennt sich zum solidarischen Gedanken des Risikoausgleichs im Kollektiv. Der Einsatz hochmoderner Dunkelverarbeitung und ein kundenorientiertes und faires Underwriting schließen sich unseres Erachtens nicht aus – sie ergänzen sich sogar. Wir setzen Technologie so ein, dass unterschiedliche Risikosituationen zu differenzierten Preisen mit begrenzter Spreizung führen. In unserem Kundensegment sind wir weit davon entfernt, über Deckungsnotstände zu sprechen. Gewerbekunden beschäftigt Unterversicherung und Überkomplexität. Dazu bieten wir Lösungen.
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Die Fragen stellte Mirko Wenig. Teil 2 des Interviews lesen Sie in wenigen Tagen beim Versicherungsboten.