Zerstört der Provisionsdeckel eine intakte Beratungslandschaft?
Um Auswirkungen dieses geringen Nutzens zu beurteilen, ist es nun wichtig, drohende Folgen des Deckels in den Kontext der aktuellen Marktsituation zu stellen. Und dies leistet das Dossier der Experten. Denn durch den Niedrigzins sind Produkte der Lebensversicherung mittlerweile weniger nachgefragt – schon dadurch nehmen Vermittler Einkommenseinbußen in Kauf.
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Hinzu kommt, dass die Absenkung des Höchstzillmersatzes ab dem 1. Januar 2015 von 40 auf 25 Promille durch das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) bereits reduzierende Auswirkungen auf die Höhe der Abschlusskosten und auch der Provisionen hatte (der Versicherungsbote berichtete).
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Beratungsaufwand für Vermittler steigt durch den Niedrigzins
Zugleich aber werden die neuen Produkte, mit denen sich Lebensversicherer im Niedrigzins-Umfeld behaupten wollen, immer komplexer. Das trifft sowohl auf Produkte der „Neuen Klassik“ als auch auf indexgebundene Renten zu (der Versicherungsbote berichtete). Neuer Beratungsbedarf und steigender Beratungsaufwand auch durch die Versicherungsvertriebsrichtlinie Insurance Distribution Directive (IDD) entsteht aber in einem Umfeld, in dem die Branche altert und die Zahl der Vermittler schwindet. Dies führt auch das Papier aus dem Hause Assekurata aus: Hatte der Deutscher Industrie- und Handelskammertag Anfang 2011 insgesamt 263.452 eingetragene Vermittler und Berater gezählt, waren es im April 2019 nur noch 199.961: erstmals fielen die Vermittlerzahlen unter die 200.000er-Marke (der Versicherungsbote berichtete).
Gerade mit Blick auf solche Fakten stellt sich die Frage: Wird der Provisionsdeckel mehr schaden als nutzen? Denn bei der unterstellten Kürzung gemäß den aktuellen Plänen aus dem Bundesministerium würden schon knapp drei Prozent der Exklusivvertreter und zehn Prozent der Makler und Mehrfachvertreter keinen Gewinn mehr erreichen, sondern Verluste einfahren, wie mit Matthias Beenken ein profilierter Vertriebsexperte vorrechnete (der Versicherungsbote berichtete). Zudem warnen die Verbände in ihren Stellungnahmen vor neuen Markteintrittsbarrieren für junge Makler und Vermittler. Die Beratungslandschaft könnte demnach durch den Deckel weiter ausdünnen – und das in Zeiten, in denen Beratung dringender gebraucht wird denn je.
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Das Papier, das die Experten von Assekurata im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge erstellten, ist auf der Webseite des Instituts verfügbar.
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