Als im Juni 2019 die E-Scooter auch auf deutschen Straßen zugelassen wurden, gab es schnell warnende Stimmen. Es seien schwere Unfälle zu befürchten, speziell in den Großstädten. Schließlich sind die Flitzer bis zu 20 km/h schnell, mit sehr kleinen Rädern ausgestattet: und müssen sich die Radwege mit Radfahrern teilen. Radwege zudem, die in vielen Städten in einem schlechten Zustand sind - und ohnehin zu eng.

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Dem entgegen haben die Versicherer nun Positives zu berichten. Gleich mehrere Anbieter werden zum 1. März die Prämien für Scooterversicherungen deutlich senken, wie der „Tagesspiegel“ anhand einer eigenen Umfrage ermittelt hat. Der Grund: Scooter sind weit seltener in Unfälle verwickelt als erwartet. Zumindest trifft das auf jene Roller zu, die im Privatbesitz sind.

Allianz halbiert Kosten

Die DEVK hatte bereits Anfang Februar mitgeteilt, dass sie die Prämien für den Scooter-Haftpflichtschutz im Schnitt um mehr als 40 Prozent senken will (der Versicherungsbote berichtete). Ein Fahrzeughalter älter als 23 zahlt demnach laut Tagesspiegel-Umfrage für seinen Haftpflicht-Schutz statt 48 Euro wie im alten Jahr künftig 28 Euro per annum.

„Tatsächlich kommen Unfälle mit E-Scootern seltener vor als gedacht – zumindest im Vergleich mit Mopeds“, schreibt die DEVK. Lediglich für Fahrer unter 17 Jahren senken die Kölner die Haftpflichtprämie nicht — weil diese ein höheres Unfallrisiko hätten. Jugendliche ab 14 Jahren dürfen die Flitzer nutzen.

Doch nun ziehen andere Versicherer nach. Die Allianz senkt den Beitrag für Fahrer der Generation Ü23 sogar noch deutlicher: von 58 Euro auf ebenfalls 28 Euro im Jahr. Die R+V hingegen geht nicht ganz so weit runter: von 59,40 Euro auf 49,50 Euro. Den niedrigsten Beitrag von allen abgefragten Versicherern hat laut „Tagesspiegel“ aber die HUK-Coburg: die Franken verlangen unverändert 19 Euro für den Haftpflicht-Schutz.

Bei den Aussagen zu dem Unfallgeschehen gilt es allerdings zu differenzieren. So zeichnet sich ab, dass die privaten Besitzer eines Rollers damit weit pfleglicher und vorsichtiger umgehen als jene, die einen solchen leihen. „Der Schadenverlauf ist sehr positiv“, wird Allianz-Sprecher Christian Weishuber von dem Berliner Blatt zitiert. Allerdings seien die Schäden bei den gewerblich versicherten Leihfirmen deutlich höher. „Grund hierfür ist wohl die achtlosere Nutzung der Fahrzeuge durch die Mieter“, so Weishuber. Die Allianz hat nach eigenen Angaben aktuell rund 4.000 private E-Scooter versichert.

Ebenfalls verbilligen soll sich der Teilkasko-Schutz. Dieser sichert Schäden am Roller selbst, etwa wenn er geklaut wird oder in Brand gerät.

Haftpflicht ist Pflicht!

E-Scooter-Fahrer brauchen eine Haftpflicht für ihr Gefährt. Anders als bei Mopeds müssen Besitzer kein Blechschild an ihrem E-Scooter anbringen, sondern nur einen Versicherungsaufkleber: Er wird in der Nähe des Rücklichtes befestigt. Aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit werden E-Roller als motorisierte Fahrzeuge eingestuft.

Der Versicherungsschutz gilt in der Regel für ein Jahr. Weil bisher keine Erfahrungen mit den Rollern vorlagen, haben viele Versicherer zunächst den Beitrag nach den Unfallzahlen mit Mopeds kalkuliert - und korrigieren die Prämien nun entsprechend. Allerdings fehlen nach wie vor bundesweite Zahlen zu Rollerunfällen. Die werden laut Unfallforschung der Versicherer (UdV) erst seit Januar diesen Jahres erhoben, zumal die Gefährte erst seit Juni 2019 auf deutsche Straßen dürfen.

"Sie produzieren eher zusätzlichen Verkehr"

Ob Scooter tatsächlich zu weniger Autos in den Innenstädten führen, so wie das Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bezweckt, ist aber umstritten. "Einen echten Beitrag zur Verkehrswende leisten sie nicht", sagt Stephanie Krone, Sprecherin des Fahrradlobby-Verbandes ADFC, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Sie produzieren eher zusätzlichen Verkehr."

Das trifft vor allem für die Roller der Leihfirmen zu, die oft von Touristen benutzt werden. So berichtet die TAZ von einer Umfrage unter 4.382 Nutzern des Leihdienstes LIME in Frankreich. Die Rollerfahrer wurden gefragt, wie sie sich fortbewegt hätten, wenn kein E-Scooter zur Verfügung gestanden hätte. Die häufigsten Antworten: 47 Prozent sagten „zu Fuß“, 29 Prozent hätten anstelle der Scooter den Öffentlichen Verkehr genutzt und nur 8 Prozent wären ansonsten mit einem Auto gefahren, eingerechnet Uber und Taxis.

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Auch die ökonomische Bilanz der E-Scooter ist umstritten. Nicht nur haben die Leihroller eine recht kurze Lebensdauer: der amerikanische Leihanbieter Tier beziffert sie anhand des eigenen Bestandes mit bis zu 7 Monaten. Sie müssen nachts auch von sogenannten Juicern eingesammelt und wieder aufgeladen werden. Diese Juicer nutzen für ihre Arbeit: das eigene Auto.