Zu groß der Aufwand, zu klein der Nutzen? Die Allianz hat im Februar angeregt, dass börsennotierte Unternehmen in Deutschland nur noch halbjährlich Bericht über ihre Geschäftsentwicklung geben müssen statt - wie bisher - quartalsweise. Nicht nur würden die dreimonatigen Berichte Zeit, Geld und Ressourcen der Dax-Konzerne verschlingen, sondern auch einen permanenten Performance-Druck erzeugen. „Aufwand und Informationsgehalt stehen aus unserer Sicht in keinem Verhältnis“, sagte ein Allianz-Sprecher dem „Handelsblatt“.

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Prime Standard - erweiterte Berichtspflichten

Konkret geht es um Konzerne, die von der Deutschen Börse dem sogenannten Prime Standard zugeordnet sind. Stark vereinfacht sind das transnationale Konzerne, die international tätig sind und entsprechend auch um Investoren verschiedener Länder werben. Für sie gelten an der Deutschen Börse erweiterte Transparenzpflichten. Nicht nur müssen sie ihre Ad-hoc-Meldungen auch in englischer Sprache veröffentlichen und mindestens einmal im Jahr eine Analystenkonferenz geben - sondern eben auch quartalsweise Geschäftsberichte vorlegen.

Doch wie das „Handelsblatt“ am Montag berichtet, zeigt die Deutsche Börse nun ein Entgegenkommen. Demnach seien in einer Marktkonsultation Investoren und Emittenten zu dem Allianz-Vorstoß befragt wurden: und danach, ob sich mit halbjährlichen Berichten die Wünsche und Bedürfnisse der Aktionäre noch befriedigen ließen. Ob es im Prime Standard zu veränderten Anforderungen komme, „muss der Börsenrat der Frankfurter Wertpapierbörse entscheiden“, erklärte die Deutsche Börse auf Handelsblatt-Anfrage. Der Gesetzgeber sieht keine Pflicht für Quartalsberichte vor.

Konkurrenz gegen Abschaffung

Laut „Handelsblatt“ wollen die meisten börsennotierten Konzerne aber an der dreimonatigen Berichterstattung festhalten: schon aus Sorge, die Eigentümer könnten negativ reagieren. Aktionärsschützer und Fondsgesellschaften seien zudem strickt dagegen. Bereits vor fünf Jahren hatte die Deutsche Börse die Anforderungen an den Prime Standard gelockert: seitdem sind bei den Quartalsmitteilungen keine umfassenden Geschäftsberichte vorgeschrieben: wenige Seiten Mitteilung reichen schon aus. So würden viele Gesellschaften keine genauen Kennzahlen mehr ausweisen. Der Reifenhändler Delticom zum Beispiel nennt nur noch Umsatz und Auftragslage.

Freilich ist die Deutsche Börse auch die einzige auf dem europäischen Parkett, die überhaupt noch verpflichtend Quartalsberichte vorschreibt. Die EU hat vor fünf Jahren ebenfalls die Pflicht zu dreimonatigen Geschäftsberichten abgeschafft. Der Aufwand sei durch die abgespeckten Berichte kaum geringer geworden, gibt die Allianz zu bedenken.

Die Münchener fürchten, dass sich der Mehraufwand sogar noch deutlich verschärfen könnte, wenn ab 2023 der Rechnungslegungsstandard IFRS 17 gilt. Um die neuen Zahlen mit den alten vergleichen zu können, müsse die Allianz ihre Quartalsabschlüsse künftig wohl doppelt erstellen. Dann könnten die Kosten für die Berichte im dreistelligen Millionenbereich liegen.

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Dennoch sieht es aktuell danach aus, dass sich die Allianz nicht wird durchsetzen können - trotz Entgegenkommens der Deutschen Börse. Denn auch große Wettbewerber zeigen sich wenig begeistert von den Plänen. Wie ARD Börse berichtet, hat sich bereits Anfang Februar die Talanx öffentlich dafür ausgesprochen, weiter alle drei Monate Bericht zu erstatten - dies sei wichtig für Investoren, um zu entscheiden, ob man weiterhin sein Geld bei einem Konzern halten will. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) appelliert an die Börse, die Regeln nicht weiter aufzuweichen.