Versicherer müssen mehr in Kooperationen denken
Auch bei Versicherungsgesellschaften ist es nicht mehr möglich „alles“ selber zu können. Unternehmen sollten den eigenen Fortschritt auch einmal teilen, rät Björn Freter, Gründer und Geschäftsführer der sum.cumo GmbH, im dritten Teil der neuen dreiteiligen Interview-Reihe. Im ersten Interview warf Björn Freter der Branche einen zu zögerlichen und uninspirierten Umgang mit dem Thema „Internet“ vor. Im zweiten Interview haben wir uns mit ihm über „Erfolgsstrategien auf dem Online-Markt für Versicherungen“ unterhalten.
Sie sprachen in unserem letzten Interview davon, dass Versicherer nicht nur aufholen müssen, sondern auch zukünftig weiterhin einen langen Atem brauchen werden, um relevant für ihre Kunden zu bleiben. Was genau meinen Sie damit?
Anzeige
Die Veränderungen, die das Internet und die technologische Entwicklung der letzten Jahre mitgebracht haben, gehen stetig weiter. Dabei hilft es nur bedingt, sich mit jedem neuen Trend individuell zu beschäftigen und jedes Mal das Rad neu erfinden zu müssen. Versicherer müssen Experten in Transformation und Innovation werden. Und das in einer Branche, in der jede Veränderung auch ein neues Risiko mit sich bringt und regulatorisch konform gehen muss. Wer es schafft, seine Mannschaft so aufzustellen, dass diese mit neuen Ideen effizient und flexibel umgehen kann, hat das Wichtigste geschafft: Eine Versicherungsgesellschaft aufzubauen, die sich ständig an die Bedürfnisse des Kunden und die Angebote der Konkurrenz anpassen kann.
Können Sie noch konkreter werden? Was soll es im Detail bedeuten, mit neuen Ideen effizienter und flexibler umgehen zu können?
Das hat ganz viel mit Unternehmenskultur zu tun. Ein effizientes und im besten Fall für jeden Mitarbeiter im Unternehmen verfügbares Markt- und Konkurrenz-Screening sollte die Basis darstellen. Daraus müssen Ideen abgeleitet, konkretisiert und im Rahmen von unkomplizierten Prototypen verprobt werden. Dafür müssen Ressourcen, Methodik, Tools und Technologien zur Verfügung gestellt werden. Funktionieren kann alles im ersten Schritt nur durch die enge Begleitung durch Experten, die ggf. auch das Team komplettieren können. So gehen wir es z.B. gerne auch in unseren Projekten bei sum.cumo an. Der Kunde oder Partner soll möglichst eigenständig sein – unsere Services, Mitarbeiter und Produkte dienen als Beschleuniger und stellen sicher, dass möglichst keine groben Fehler gemacht werden, die mit mehr Vorwissen vermeidbar gewesen wären. Dies kann auch gerade für die Verantwortlichen im Unternehmen sehr interessant sein: Da ich eigentlich in allen Unternehmensbereichen gleichzeitig Veränderungen durchführen muss, bietet sich die Unterstützung durch einen Partner an, der nicht nur beraten kann, sondern auch versteht, wie die operative Umsetzung im Unternehmen stattfinden kann.
Verlieren Versicherer nicht irgendwann ihre Eigenständigkeit, wenn sie auf zu viel Unterstützung durch Dritte angewiesen sind?
Anzeige
Allein in den IT-Abteilungen der Versicherungsgesellschaften zeigt sich schon heute, dass es mittlerweile nicht mehr möglich ist „alles“ selber zu können. Nehmen wir doch ein paar wesentliche Themen aus den letzten Jahren: moderne Online-Verkaufstools, interaktive Kundenkonten, kanalunabhängige Kommunikation mit Kunden und im Vertrieb, selbstlernende Preisberechnung, Systembetrieb in der Cloud. Aktuell ist mir keine IT-Abteilung eines Versicherers bekannt, die alleine diese Beispiele parallel zum Betrieb der Bestandsinfrastruktur bearbeiten könnte. Da aber auch die traditionellen Systemanbieter noch keine vollständigen Lösungen als Alternative anzubieten haben, muss der Markt lernen, mehr in Kooperationen zu denken, gemeinsam zu entwickeln und Fortschritt auch einmal zu teilen. So wie zum Beispiel mit unserem System „SCIP – sum.cumo Insurance Platform“, welches wir von Anfang an auf Open-Source-Basis entwickelt haben, um interessierten Partnern die Möglichkeit zu bieten, aktiv mitzugestalten.