Coronakrise macht Telemedizin-Angebote der Krankenversicherer salonfähig
Viele Private Krankenversicherer nutzen aktuell die Chance, um ihr Telemedizin-Angebot zu präsentieren. Das Patienten aufgrund der Coronakrise den Besuch einer Arztpraxis vermeiden wollen, spielt den Unternehmen dabei etwas in die Karten.
Seit Jahren gibt es sogenannte E-Health von Krankenversicherern. Diese Online-Angebote ermöglichen mithilfe von digitalen Technologien einen schnellen Austausch zwischen Arzt und Patient. Das digitale Sprechzimmer ist zeitlich ökonomisch und bedient auch Regionen mit ärztlicher Unterversorgung, wie beispielsweise in ländlichen Gegenden.
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Telemedizinische Tarife können teilweise kostenfrei beziehungsweise als Zusatzversicherung gegen kleinen Beitrag versichert werden. In eigens dafür vorgesehenen Apps können zudem auch Termine mit Fachärzten vereinbart, Dokumente hochgeladen und die eigenen Vitalwerte (Gewicht, Geschlecht, Größe, Blutdruck und Herzfrequenz) hinterlegt und verwaltet werden. Neben einigen gesetzlichen Krankenkassen bieten auch private Krankenversicherer telemedizinische Leistungen an.
So kooperieren beispielsweise die Versicherer Arag, Central, Concordia, Debeka, Gothaer, Nürnberger, R+V und Württembergische mit dem Münchner Gesundheits-Dienstleister TeleClinic. Aus den Reihen der gesetzlichen Kassen sind es BKK Mobil Oil, BKK VBU, BKK Werra-Meißner und die Brandenburgische BKK. Der Versicherer Allianz arbeitet für sein Angebot "Doc on Call" mit dem Dienstleister Medi24 zusammen. Bei der Versicherungsgruppe die Bayerische und dem Wuppertaler Versicherer Barmenia heißt die Telemedizin-App Medgate.
Während die Angebote bis zuletzt eher unter dem Radar liefen, haben zuletzt einige Unternehmen gerade jenes Telemedizin-Angebot aktiv nutzen können. Denn im Zuge der Coronakrise suchen Patienten fast schon händeringend nach Möglichkeiten den Weg zur Arztpraxis und damit verbunden das Wartezimmer zu vermeiden. Dabei nehmen Verbraucher auch Kosten in Kauf. So müssen Patienten, wenn ihre Krankenkasse oder der Krankenversicherer dies nicht abdeckt, bei Teleclinic für die Nutzung des Dienstes knapp 38 Euro bezahlen. Aktuell bietet das Unternehmen die Untersuchung für Verdachtsfälle von Coronavirus-Infektion sogar kostenfrei an.
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"Betreiber von Telemedizinplattformen berichten von Wachstumsraten in den vergangenen Tagen um über 1.000 Prozent. Erfreulicherweise sind viele Plattformen derzeit kostenfrei. Wir haben bald über 20.000 Ärzte und Therapeuten, die bei den von der KBV zertifizierten Angeboten dabei sind und Video-Sprechstunden anbieten.", sagt Jörg Debatin, Leiter des Health Innovation Hub (HIH). Das HIH ist das Expertengremium unter Verantwortung des Bundesgesundheitsministeriums für die Digitalisierung der Medizin. Aktuell läuft darüber eine eigene Kampagne für das Nutzen bereits existierender Angebote und Plattformen. Im Rahmen dessen wurde eine Liste mit Anbietern telemedizinischer Lösungen veröffentlicht, die durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung zertifiziert wurden.