Allianz-Aufsichtsräte fordern deutlich mehr Geld
Mitten in der Coronakrise will sich der Aufsichtsrat der Allianz sein Festgehalt deutlich aufstocken. Eine um 20 Prozent höhere Vergütung fordert das zwölfköpfige Gremium laut einem Medienbericht: die Satzung soll entsprechend geändert werden. Der Grund: Bei anderen Finanzkonzernen würden die Aufsichts-Funktionäre mehr verdienen.
- Allianz-Aufsichtsräte fordern deutlich mehr Geld
- Erleichterte Bedingungen für die Hauptversammlung
Der Aufsichtsrat der Allianz fordert aktuell eine um zwanzig Prozent höhere Festvergütung. Das Gehaltsplus will sich das Aufsichtsgremium am 6. Mai bei der Hauptversammlung genehmigen lassen, so berichtet das „Handelsblatt“ am Montag und beruft sich auf einen entsprechenden Antrag auf der Tagesordnung des Versicherers. Im 12köpfigen Aufsichtsrat sitzen zur Hälfte Vertreter der Kapitaleigner und der Arbeitnehmer.
Anzeige
300.000 Euro Festvergütung + X
Chef des Aufsichtsrates ist Michael Diekmann, langjähriger Firmenlenker der Allianz. Seine jährliche Festvergütung würde von 250.000 Euro auf 300.000 Euro steigen, so hat das Handelsblatt errechnet. Die beiden Stellvertreter Jim Hagemann Snabe und Gabriele Burkhardt-Berg würden künftig 225.000 Euro statt 187.500 Euro erhalten: die weiteren neun Aufsichtsräte 150.000 Euro. Hinzu gesellen sich weitere Gehälter, wenn die Mitglieder auch in anderen Ausschüssen der Allianz tätig sind.
Dabei sind die Allianz-Vergütungen oft nicht die einzigen Einnahmen der Aufsichtsrats-Wächter: Mehrere sitzen in weiteren Gremien, oft sehr prominent. So ist Michael Diekmann aktuell auch im Aufsichtsrat von BASF, Siemens und Fresenius vertreten. Das machte ihn im Jahr 2018 zum Topverdiener aller DAX-Aufsichtsräte: seine Einkünfte aus Aufsichtsposten summierten sich auf 1,4 Millionen Euro, wie die Unternehmensberatung hkp Group errechnet hat (der Versicherungsbote berichtete).
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Jim Hagemann Snabe. Er ist unter anderem Aufsichtsrats-Chef bei Siemens: allein diese Tätigkeit brachte ihm laut hkp 2018 eine Vergütung von 536.000 Euro ein. Der Manager wirkt zudem als Präsident des Verwaltungsrates beim dänischen Reederei- und Logistikgiganten Maersk - ein Weltkonzern mit knapp 80.000 Mitarbeitern. Beim dänischen Elektrohersteller Bang & Olufsen ist er ebenfalls Aufsichtsrats-Mitglied.
Die Postenhäufung in Aufsichtsräten wurde wiederholt kritisiert: Es besteht der Verdacht, dass die Sorgfalt darunter leidet und oft auch Machtnetzwerke darüber entscheiden, wer in eine solche Position kommt.
Anzeige
"Overboarding" nennt sich die Häufung von Posten und Mandaten. Die Politik hat das Problem erkannt, setzt aber auf Freiwilligkeit. Nach den Regeln des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK), einem unverbindlichen Verhaltenskodex der Bundesregierung für börsennotierte Unternehmen, soll niemand mehr als fünf Aufsichtsratsmandate gleichzeitig haben, Chefposten doppelt gezählt.
Erleichterte Bedingungen für die Hauptversammlung
Ob die Allianz-Aufsichtsräte ihr Gehaltsplus bei der Hauptversammlung am 6. Mai durchbekommen, wird sich zeigen. Laut „Handelsblatt“ begründen die Aufseher ihren Vorstoß damit, dass in vergleichbaren Gremien der Konkurrenz mehr gezahlt wird. „Angesichts der Größe, Komplexität und nachhaltigen Leistung der Allianz orientiert sich die Höhe der Vergütung für den Aufsichtsrat am vierten Quartil der Aufsichtsratsvergütungen von Vergleichsunternehmen“, zitiert das Magazin aus dem Antrag.
Tatsächlich liegt das Salär deutscher Dax-Aufsichtsräte unter dem Schnitt der Firmen im europäischen Aktienindex STOXX Europe 50. Zum Vergleich: Die Schweizer Großbank UBS zahlt als europaweiter Spitzenreiter 4,9 Millionen Euro an ihren Aufsichtsrats-Chef (Zahl für 2018). Auch das Konzernergebnis gibt den Allianz-Aufsehern recht: 2019 legten die Münchener ein Rekordjahr hin und konnten ein operatives Ergebnis von 11,9 Milliarden Euro erzielen. Es war der fünfte Anstieg in Folge.
Anzeige
Mehr Vergütung während der Corona-Pandemie?
Dennoch dürfte der Vorstoß für mehr Geld zur Unzeit kommen. Auch die Allianz hat infolge der Corona-Pandemie mit Problemen zu kämpfen, wenn sie auch vergleichsweise robust dasteht. Zeitgleich, während viele Deutsche mit existenziellen Sorgen kämpfen und in Kurzarbeit geschickt wurden, will sich der Aufsichtsrat ein ordentliches Extrageld gönnen. Bezahlt werden müsste die Vergütung auch aus den Beiträgen der Versicherungsnehmer.
Zwar hat sich Allianz-Finanzchef Giulio Terzariol Freitag vor einer Woche bereits positioniert, dass der Versicherer keine großen Versicherungsschäden wegen des Coronavirus zu befürchten habe. Die Aktie aber notierte im XETRA-Handel zuletzt mit deutlichen Verlusten: War sie am 21.02.2020 noch 232,60 Euro wert, so wird sie aktuell mit 150,70 Euro gehandelt. Ohnehin will Allianz-Chef Oliver Bäte Kosten im Konzern weiter senken: auch mit Blick auf die Vorstands-Etage, wie er mehrfach in Interviews betont hat.
Die Hauptversammlung der Allianz wird am 6. Mai unter vereinfachten Bedingungen stattfinden, wie das "Handelsblatt" schreibt. Nach einer Gesetzesänderung der Bundesregierung sind Abstimmungen der Aktionäre und Bevollmächtigten auch ohne physische Präsenz möglich, um die Menschen vor einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus zu schützen.
Allianz-Investor liquidiert zwei Fonds
Ein weiteres Indiz für Probleme: Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors (AGI) musste zwei seiner Hedgefonds liquidieren: Structured Alpha 1000 und der Structured Alpha 1000 Plus. Die Fonds handelten mit Put-Optionen. Stark vereinfacht sind das Wetten auf die Kursentwicklung von Waren und Unternehmen. Der Inhaber einer Verkaufsoption hat das Recht, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine vorher definierte Menge eines bestimmten Basiswertes zu einem im Voraus festgelegten Preis zu verkaufen.
Anzeige
Die beiden Fonds mussten mit Verlusten liquidiert werden, um Risiken zu minimieren, sagte ein Sprecher gegenüber finanzen.net. Zugleich gibt er Entwarnung: Die AGI halte insgesamt 27 sogenannte Structured Alpha Fonds, von denen die übrigen gut aufgestellt seien.
- Allianz-Aufsichtsräte fordern deutlich mehr Geld
- Erleichterte Bedingungen für die Hauptversammlung