Das Zinstief an den Kapitalmärkten bedroht zunehmend auch die betriebliche Altersvorsorge. Bereits im März 2018 hatte eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag für Aufsehen gesorgt. Denn in insgesamt 27 Fällen hatten Pensionskassen im vergangenen Jahrzehnt ihre Verrentungsfaktoren zu Ungunsten der Versicherten nach unten korrigiert - einige sogar mehrfach.

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Kurz darauf hatte die Finanzaufsicht BaFin Alarm geschlagen und warnte, dass einige Pensionskassen bald nicht mehr ihre vollen Rentenzusagen halten können, wenn sie kein Kapital von außen erhalten. "Ohne zusätzliches Kapital von außen werden einige Pensionskassen nicht mehr ihre vollen Leistungen erbringen können", sagte der oberste Versicherungsaufseher Frank Grund damals.

Die Lage der Pensionskassen hat sich seither nicht wirklich verbessert. Aktuell sind drei Pensionskassen derart in Schieflage geraten, dass sie das Neugeschäft einstellen mussten und nur noch abgewickelt werden. Der Deutschen Steuerberater Versicherung ging ebenso das Geld aus wie der katholischen Caritas, auch deren Schwester Kölner Pensionskasse geriet in Schieflage. Bei allen Kassen mussten auch Rentner, die ihre Altersbezüge bereits ausgezahlt bekommen, teils deutliche Einschnitte hinnehmen. Inzwischen wurde der Deutschen Steuerberater Versicherung die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb entzogen.

Wieviele Pensionskassen tatsächlich Probleme haben, wollte die Fraktion der AFD wissen und stellte im Bundestag eine kleine Anfrage. Inzwischen hat die Bundesregierung auf die Anfrage "Gefährdung der Pensionskassen durch Dauerniedrigzinsen" geantwortet. Demnach haben aktuell 36 Pensionskassen finanzielle Probleme. Zuletzt war man von 31 Pensionskassen ausgegangen. Vor zwei Jahren waren es aber noch 45 Unternehmen.

Zudem hätten insgesamt elf Unternehmen eine Kürzung des Rentenfaktors für künftige Beiträge beantragt. Bei sieben Pensionskassen wurde dies bereits genehmigt. Zu diesen Unternehmen gehören die Deutsche Steuerberater-Versicherung, Hannoversche Alterskasse, Hannoversche Pensionskasse, Kölner Pensionskasse, Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation, Pensionskasse der Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft sowie die Pensionskasse Deutscher Eisenbahnen und Straßenbahnen. Bei vier weiteren Pensionskassen dauert die Prüfung noch an.

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Wegen der Niedrigzinsphase und dem demographischen Wandel benötigen immer mehr Pensionskassen frisches Geld. Den Druck auf den Markt sieht auch die BaFin mit Sorge. "Pensionskassen sind aufgrund ihres Geschäftsmodells – ihre Leistungen bestehen bekanntlich fast ausschließlich aus lebenslang laufenden Rentenzahlungen – noch stärker von der anhaltenden Niedrigzinsphase betroffen als Lebensversicherer. Viele Kassen werden in den kommenden Jahren teils erhebliche Unterstützung ihrer Träger benötigen. Sorgen bereiten uns vor allem die Pensionskassen, bei denen der Arbeitgeber als Träger nicht mehr existiert.", sagte Frank Grund, Chef der Versicherungsaufsicht.