Christoph Wetzel: Die HDI Versicherung hat sich zusätzlich der Initiative der bayerischen Landesregierung angeschlossen. In Fällen, in denen HDI-versicherte Hotelbetriebe, die aufgrund der Corona-Krise keine Touristen oder nicht geschäftlich Reisende aufnehmen durften, schließen mussten, ohne dass eine behördliche Anordnung zur Schließung vorliegt, greift nun die entsprechende Regelung. Das heißt auch in diesem Fall, obwohl das Hotel weiter für Geschäftskunden geöffnet sein darf, erhält der Betrieb eine Entschädigung.

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Werden Pandemieschäden künftig ein wichtiger Baustein von Gewerbeversicherungen sein - oder erwarten Sie, dass diese aufgrund der aktuellen Erfahrungen gar nicht mehr versicherbar sein werden?

Pandemien war eigentlich nie Gegenstand einer Deckung bzw. sollten es nie sein. Die Corona-Krise zeigt uns nun Grenzen auf. Seitens des Verbandes und des Bundes und der Länder wird gerade darüber diskutiert, wie eine Pandemiedeckung in Zukunft aussehen könnte.

Daran anknüpfend: Allianz-Chef Oliver Bäte hat einen europäischen Notfonds für Pandemien und schwere Naturkatastrophen angeregt, an dem sich Privatversicherer und öffentliche Hand gemeinsam beteiligen. Wie positionieren Sie sich zu dem Vorschlag?

Wir stehen einem solchen Vorschlag offen gegenüber. Fakt ist, dass kein rein privatwirtschaftliches Modell in der Lage ist, das Risiko einer Pandemie, so wie wir sie jetzt erleben, aufzufangen. Hier muss eine gemeinschaftliche Lösung von Versicherungswirtschaft und Staat entwickelt werden, mit der sich eine solche Aufgabe bewältigen lässt. Wir unterstützen daher die Initiative des GDV, der dazu eine Projektgruppe ins Leben gerufen hat.

Wie stark schätzen Sie im Allgemeinen die Folgen der Coronakrise für Ihr Unternehmen - vielleicht auch mit Blick auf den internationalen Markt?

Hierzu lässt sich aktuell keine verlässliche Aussage treffen. In den vergangenen Wochen hat die Corona-Pandemie in einer Vielzahl von Staaten zu einem Herunterfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens geführt. Derzeit ist die Dauer des globalen Ausnahmezustands unklar, so dass auch die wirtschaftlichen Folgen nicht abschließend einschätzbar sind. Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie und der erheblichen Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Wirtschafts- und Kapitalmarktumfelds hat der Talanx-Konzern am 21.04. seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 zurückgenommen.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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