Coronakrise: Jeder fünfte Versicherer erwartet Jobabbau und steigende Prämien
Die Coronakrise trifft auch die Versicherungsbranche hart. Jeder fünfte Versicherer erwartet infolge der Pandemie einen Personalabbau und höhere Prämien. Und 84 Prozent gehen davon aus, dass Teile des Neugeschäftes wegbrechen.
Die Coronakrise trübt auch die Zukunftserwartungen der Versicherer. Ein Fünftel (21 Prozent) der Unternehmen erwartet, dass die Branche aufgrund der Pandemie in den kommenden zwei Jahren Personal abbauen wird. Ebenfalls 21 Prozent gehen davon aus, dass sich die Prämien für die Versicherten erhöhen werden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY und der V.E.R.S. Leipzig GmbH, für die 30 Vorständ*innen beziehungsweise leitende Repräsentanten von Versicherungsunternehmen in Deutschland befragt wurden.
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Ebenfalls negative Auswirkungen werden für das Kapitalanlageergebnis erwartet. Stolze 96 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer erwarten hier einen negativen Trend für die nächsten zwei Jahre: 14 Prozent sogar eine „stark negative Entwicklung“, speziell im Bereich der Aktien. Beinahe jeder zweite Versicherer (45 Prozent) will daher die Anlagestrategie anpassen und unter anderem den Anteil der Aktien- und Immobilieninvestments reduzieren.
Rückgang Neugeschäft - und steigende Schadenquoten
Wenig erfreulich ist der Ausblick auf den Neugeschäfts-Trend. 57 Prozent der Befragten erwarten, das Neugeschäft werde infolge der Coronakrise "stark abnehmen". Weitere 27 Prozent gehen von einem leicht abnehmenden Neugeschäft aus.
Darüber hinaus werden die Versicherer in einigen Sparten mit steigenden Schadenquoten konfrontiert sein. Bei den Komposit-Sparten sehen die Anbieter insbesondere bei Veranstaltungsausfallversicherungen (93 Prozent), Betriebsschließungsversicherungen (82 Prozent), Kreditversicherungen (63 Prozent) sowie Reiserücktrittsversicherungen (54 Prozent) steigende Prämien. Auch in der Rechtsschutzversicherung werden deutlich höhere Schäden erwartet, wohl auch wegen Klagen infolge der Corona-Pandemie (25 Prozent).
Wenig erfreulich auch der Ausblick in anderen Sparten. Im Bereich der Lebensversicherung rechnen 96 Prozent der Befragten mit steigenden Leistungsquoten, während in der Krankenversicherung rund 79 Prozent der Befragten steigende Leistungsquoten erwarten.
Beschleunigter Rückgang der Vermittlerzahlen erwartet
Gefragt wurden die Vorständinnen und Vorstände auch nach den erwarteten Auswirkungen der Coronakrise auf die Versicherungsvermittler, wobei nicht zwischen Ausschließlichkeit und Versicherungsmaklern unterschieden wurde. 64 Prozent gehen demnach davon aus, dass binnen der kommenden sechs Monate die Vermittlerzahl stärker abnehmen wird als bisher. 36 Prozent erwarten hingegen einen Rückgang im jetzigen Tempo. Dass die Vermittlerzahl aufgrund der Krise sogar zunehmen könnte, erwartet hingegen niemand.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den mittelfristigen Auswirkungen (7 bis 24 Monate). Hier erwartet jeder vierte Versicherer (41 Prozent) einen beschleunigten Rückgang, 59 Prozent einen Rückgang im jetzigen Tempo. Auch hier gibt es nicht eine Antwort, die eine Zunahme der Vermittlerzahl für wahrscheinlich hält.
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Immerhin werden auch positive Folgen gesehen. Der Aussage „Der Versicherungswirtschaft entstehen durch die Corona-Krise auch Chancen“, stimmten 28 Prozent der Befragten „voll zu“ und 34 Prozent mit „trifft eher zu“. Von denjenigen, die Chancen erkennen, erwarten wiederum jeweils 93 Prozent einen Digitalisierungsschub beziehungsweise eine Flexibilisierung der Arbeitsmodelle. 70 Prozent erwarten, dass der Vertrieb modernisiert wird.