Signal Iduna gewinnt vorerst im Rufmord-Prozess um das Hotel Adlon
Es ist ein kurioser Streit: Adlon-Investor Anno August Jagdfeld will die Signal Iduna auf Rufmord verklagen, nachdem einige seiner Immobilienfonds Schiffbruch erlitten. Nun hat das Landgericht Dortmund seine Klage auf Schadensersatz abgewiesen. Der Investor aber will weiterkämpfen und geht in Berufung.
- Signal Iduna gewinnt vorerst im Rufmord-Prozess um das Hotel Adlon
- Konflikt und Rechtsstreite
Der Immobilieninvestor Anno August Jagdfeld machte mit ehrgeizigen Projekten von sich Reden. Der Berliner Hotel Adlon unweit des Brandenburger Tors baute er ebenso zur Luxusadresse auf wie das Grand Hotel Heiligendamm an der Ostsee. Orte, an denen sich mächtige Staatschefs und -chefinnen trafen: 2007 kamen in Heiligendamm Angela Merkel, Wladimir Putin und der damalige US-Präsident George W. Bush zusammen. Eine Suite mit Seeblick ist hier für 524 Euro pro Nacht zu haben.
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Doch mit seinen Immobilienfonds erlitt Jagdfeld teils Schiffbruch. Dass der Adlon-Fonds in finanzielle Notlage geriet, dafür macht der schillernde Immobilienmakler auch die Signal Iduna verantwortlich. Der Dortmunder Versicherer habe mit einer Rufmordkampagne dazu beigetragen, dass er „massive Vermögensschäden und eine für das Unternehmen existenzbedrohende Vertrauenskrise unter Anlegern und Banken“ erlitten habe. Doch eine Milliardenklage gegen den Versicherer wies das Landgericht Dortmund am Donnerstag ab (Aktenzeichen 2 O 387/14).
Eine Milliarde Euro wegen Rufmord?
Vor dem Landgericht Dortmund ging es konkret um zwei Klagen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Zum einen forderte Jagdfeld persönlich vom Versicherer eine Milliarde Euro wegen Rufmords. Und er trat als Geschäftsführer eines Fonds in Erscheinung und verlangte im Namen von 4.400 Anlegern mehrere hunderttausend Euro Schadensersatz.
Doch beide Klagen schmetterte das Landgericht ab. „Das Landgericht Dortmund hat alle Vorwürfe von Herrn Jagdfeld intensiv geprüft und festgestellt, dass sie allesamt vollkommen haltlos sind“, sagte dem Versicherungsboten ein Sprecher der Signal Iduna.
Die Vorgeschichte ist lang und kompliziert. Die Signal Iduna hatte sich 2007 mit fünf Millionen Euro am Fundus Fonds 31 beteiligt. Dieser sollte genutzt werden, um das Hotel Adlon in Berlin weiter auszubauen. Ein Projekt der Superlative: das Luxushotel verfügte bereits über 303 Zimmer und 80 Suiten, als der Fonds eröffnet wurde. Nun sollten weitere 70 Suiten hinzukommen, Geschäftslokale, eine Wellness-Spa-Anlage.
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Der Fonds entwickelte sich jedoch nicht so, wie die Investoren erhofft hatten. Die versprochenen Mieten und Mehreinnahmen konnten nicht erwirtschaftet werden, aus verschiedenen Gründen. Die Finanzkrise 2008 warf die Planungen durcheinander. Aber die Fundus AG ließ auf dem Adlon-Gelände mit dem Fondsgeld weitere Gebäude bauen: von einer Baufirma, die zum eigenen Konzern gehörte. Zudem verzichtete der Fonds laut „Handelsblatt“ auf Pachtzinsen, wovon wiederum die Familie Jagdfeld profitierte. All das schürte das Misstrauen vieler Anleger.
Konflikt und Rechtsstreite
Als der Hotel-Fonds in den Jahren 2008 und 2009 keinerlei Geld ausschütten konnte, eskalierte der Konflikt zwischen dem Medienmogul und dem Versicherer. Die Signal Iduna sah sich getäuscht und schloss sich einer „Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger“ an, um Anno August Jagdfeld als Fondsmanager abzusetzen.
Thomas Fritsch, bereits verstorbener Anwalt der Schutzgemeinschaft, wählte in der Öffentlichkeit deutliche Worte. Er bezichtigte den Immobilien-Unternehmer öffentlich der Untreue und drohte, „Jagdfeld und seine Entourage entsorgen“ zu wollen. Der Versuch, ihn als Geschäftsführer abzusetzen, scheiterte 2011. Auch der Vorwurf der Untreue bestätigte sich nicht: das Landgericht Aachen wies eine entsprechende Klage ab.
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Jagdfeld wiederum revanchierte sich 2014, indem er gegen die Signal Iduna klagte. Unwahre und kreditschädigende Behauptungen habe der Versicherer über ihn verbreitet, so der Vorwurf. Infolgedessen sei der Kurs der Fondsanteile am Hotel Adlon abgestürzt. Die Behauptungen hätten zu "Reputations- und Vermögensschäden der Mitglieder der Familie Jagdfeld und deren Unternehmen" geführt.
Jagdfeld will in Berufung
Doch das Landgericht Dortmund sieht keine Belege, dass sich jemand aus der Signal Iduna negativ über Jagdfeld geäußert hat. Das Gericht weist die Klage ab: Eine Rufmordkampagne sei unplausibel. Ein Pressesprecher des Versicherers hatte bereits im Vorfeld der Verhandlung betont: "Herr Jagdfeld wird von Signal Iduna keinen Cent Schadenersatz erhalten".
Das allerdings will nun das Jagdfeld-Lager anfechten und in Berufung gehen. Erneut erheben die Immobilien-Unternehmer schwere Vorwürfe gegen den Versicherer: So seien etwa Unterlagen vernichtet worden oder würden fehlen, wie es in einem Statement heißt. Jagdfeld sieht hierbei Parallelen zum Streit zwischen Medienunternehmer Leo Kirch und der Deutschen Bank. Auch hier habe sich Kirch erst nach mehreren Instanzen zum Teil durchsetzen können: 2014 mit einem außergerichtlichen Vergleich, nachdem er das Bankhaus zwölf Jahre lang mit Klagen überzogen hatte.
Kirch-Prozeß: Schadensersatz dank Vergleich
In den Prozessen von Kirch gegen die Deutsche Bank ging es um ähnliche Vorwürfe. So hatte der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer 2002 in einem Fernsehinterview angedeutet, dass die Kirch Gruppe finanzielle Probleme habe. Es folgte eine Pleitewelle von Kirch, die aber wesentlich aus Fehlplanungen und Missmanagement resultierten: Die finanziellen Probleme der Gruppe waren bereits zum Zeitpunkt des Breuer-Interviews gemeinhin bekannt. Obwohl Gerichte die Unschuld der Deutsche-Bank-Manager bestätigten und ebenfalls keinen Rufmord erkennen konnten, erhielten Kirchs Erben eine unbekannte Summe an Schadensersatz.
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Dieser Interpretation tritt der Signal-Iduna-Sprecher aber entgegen: "Es gibt auch keine Parallelen zum sogenannten Kirch-Prozess. Die Signal-Iduna-Gruppe hat durch Ihre Mitgliedschaft in der Schutzgemeinschaft als eine Anlegerin von vielen lediglich berechtigte Interessen wahrgenommen. Das ist der Sinn von Anleger-Schutzgemeinschaften und absolut legitim", sagte der Sprecher dem Versicherungsboten.
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