Wohngebäudeversicherung: Mehrheit der Hausbesitzer nicht gegen Elementarschäden abgesichert
Nur 45 Prozent aller Hausbesitzer in Deutschland haben ihr Hab und Gut gegen Hochwasserschäden und weitere Elementargefahren abgesichert. Doch es gibt erhebliche Unterschiede bei den einzelnen Bundesländern.
Wenn Hausbesitzer ihre Immobilie gegen Hochwasser, Starkregen, Erdrutsch und andere Naturgefahren absichern wollen, reicht eine einfache Wohngebäudeversicherung nicht aus. Zusätzlich muss eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen werden, die als eigenständiger Vertrag oder Zusatzbaustein zu einer Wohngebäude-Police erhältlich ist.
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Wie wichtig dieser Schutz ist, zeigt auch die Naturgefahrenbilanz 2019 vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Denn im vergangenen Jahr haben die deutschen Hausrat-, Wohngebäude- und Industrieversicherer rund 2,1 Milliarden Euro für Schäden durch Sturm, Hagel, Blitz und Starkregen gezahlt. Erweiterte Naturgefahren wie Starkregen oder Hochwasser hätten die Versicherer rund 300 Millionen Euro gekostet. „Hausbesitzer sind gut beraten, ihr Wohneigentum gegen alle Wetterrisiken abzusichern“, sagt deshalb GDV-Präsident Wolfgang Weiler.
Ein Versicherungsschutz ist grundsätzlich für fast alle Häuser in Deutschland möglich. Denn: 99 Prozent der Gebäude in Deutschland sind problemlos gegen Überschwemmungen und Starkregen versicherbar. Davon geht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schon länger aus. "Richtig ist, dass theoretisch 99 Prozent, ja sogar 100 Prozent, aller Gebäude versicherbar sind", sagte Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen dem Versicherungsboten. "Wenn aber von den Hauseigentümern Prämien im hohen dreistelligen, vier- oder gar fünfstelligen Bereich verlangt werden und noch dazu hohe Selbstbeteiligungen seitens der Versicherungsnehmer gefordert und Ausschlüsse vereinbart werden, gelingt es vielen Verbrauchern praktisch nicht, ihr Gebäude zu versichern."
Debatte über Pflichtversicherung
Dies gelte insbesondere für Häuser in der höchsten Überschwemmungs-Risikozone Zürs4. In dieser Gefahrenklasse wird Hausbesitzern unter Umständen finanzierbarer Versicherungsschutz verwehrt, so zeigten mehrere Stichproben der Verbraucherzentrale Sachsen. Die Verbraucherorganisation versuchte, Häuser in Risikogebieten bei mehreren Anbietern zu versichern. Dabei sei man teilweise komplett erfolglos geblieben. Von einigen Anbietern seien Angebote aus dem oberen Preissegment gekommen.
Die Verbraucherzentrale Sachsen fordert deshalb eine Pflichtversicherung ähnlich wie in der Schweiz, wo ein Elementar-Baustein in der oft obligatorischen Feuerversicherung enthalten ist. Wenn alle einzahlen, könnten die Prämien auch für alle finanzierbar sein, so das Argument. Politik und Versicherungswirtschaft lehnen eine solche Pflichtversicherung aber bisher ab: unter anderem mit dem Argument, sie schaffe Fehlanreize, Häuser in stark gefährdeten Überschwemmungsgebieten zu bauen.
Mehr Häuser gegen Elementargefahren versichert
Immer mehr Hausbesitzer sichern ihr Hab und Gut gegen Hochwasserschäden und weitere Elementargefahren ab. 2019 ist die Zahl der Policen in der privaten Elementarschadenversicherung um zwei Prozent gestiegen. Damit haben nun rund 45 Prozent aller Hausbesitzer einen entsprechenden Vertrag. 2016 lag der Anteil der Versicherten noch bei 37 Prozent. Das vermeldet der Versicherungs-Verband GDV.
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Doch die Unterschiede sind zwischen den einzelnen Bundesländern erheblich. Während in Baden-Württemberg 94 Prozent der Gebäude gegen Naturgefahren versichert sind, haben in Bremen gerade einmal 22 Prozent einen entsprechenden Schutz. Aber auch in den Bundesländern Niedersachsen (25 Prozent), Hamburg (27 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (28 Prozent) und Schleswig-Holstein (29 Prozent) ist die Versicherungsdichte nicht viel höher. Die hohe Versicherungsdurchdringung in Baden-Württemberg hat historische Gründe. Schließlich bestand bis zum Jahr 1993 eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden.