Pflege-Bahr: 2019 stagnierte das Neugeschäft
Das Neugeschäft mit staatlich geförderten Pflegezusatzversicherungen ist 2019 nahezu stagniert. Um vier Prozent konnten die Neuverträge demnach zulegen. Noch immer sind weniger als eine Million solcher Policen verkauft worden: Sie bleiben ein Nischenprodukt.
Das Neugeschäft mit staatlich geförderten Pflegezusatzversicherungen, auch als „Pflege-Bahr“ bekannt, konnte im Jahr 2019 nur noch leicht zulegen. Um vier Prozent stieg die Zahl der Neuabschlüsse, so berichtet die Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ (Ausgabe vom 22. Mai).
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Damit ist das Neugeschäft zum sechsten Mal in Folge rückläufig, so berichtet das Magazin weiter. Bereits 2018 konnte „nur“ ein Plus von fünf Prozent erzielt werden.
Auch die Hoffnungen der Versicherungsbranche wurden nicht annähernd erfüllt. Bereits für das Jahr 2014 hatte der PKV-Verband auf eine Million abgeschlossene Verträge gehofft. Der Bestand zum Jahresende 2019 betrug rund 917.500 Pflege-Bahr-Tarife.
Staatliche Förderung für Pflegevorsorge
Die Pflege-Bahr-Versicherung wurde unter dem früheren Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) eingeführt. Seit 2013 können Pflegetagegeldversicherungen mit fünf Euro pro Monat staatlich bezuschusst werden. Grundlage hierfür ist das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG)
Laut dem Gesetz darf bei einer Pflege-Bahr-Police kein Antragsteller aufgrund von Vorerkrankungen, Alter oder gesundheitlichen Risiken abgewiesen werden. Nur wer bereits eine Pflegestufe zugesprochen bekam, darf einen solchen Vertrag nicht zeichnen. Diese Regelung hat allerdings auch einen Nachteil: mitunter sind die staatlich geförderten Verträge teurer als andere Pflegeversicherungen, weil die Anbieter keine Risikoeinstufung vornehmen dürfen.
Im Interview mit dem Versicherungsboten (Fachmagazin 01/2020) hat Daniel Bahr die Einführung dieser Tarife verteidigt. "Grundsätzlich ist es vernünftig, dass es bei der Pflege, wie bei der Altersvorsorge, eine staatliche Förderung gibt. Das zeigt deutlich: Das Thema ist gesellschaftlich so wichtig, dass der Gesetzgeber es mit Steuergeldern unterstützt. Die staatliche Förderung erleichtert es Vermittlern zudem, Einstiege in die Beratung zu finden. Wer aber Wert auf eine umfassende Pflege-Absicherung und zusätzliche Services legt, für den können andere Angebote besser geeignet sein", sagte Bahr, aktuell Vorstand der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG (APKV).
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Auch mit Blick auf die nicht geförderte Policen bleibt die private Pflegezusatzversicherung weit hinter den Erwartungen. Weniger als 3,5 Millionen Bürger besaßen zum Jahresende 2019 eine Pflegezusatz-Police, geförderte und nicht geförderte Verträge zusammengerechnet: Das entspricht rund vier Prozent der Bevölkerung. Hier drohen massive Vorsorgelücken: Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der Leistungen ab, wenn ein Mensch pflegebedürftig wird.