Dominik Domhoff: Möglich ist das sicherlich. Laut unseren Berechnungen würde mit diesem Modell jedoch ein Beitragssatz von 6 Prozent im Jahr 2060 einhergehen – ohne die notwendigen Steigerungen der Personalressourcen in der Pflege und einer besseren Entlohnung der Pflegekräfte. Mit den zu erwartenden Kosten scheint eine solche Umsetzung daher unwahrscheinlich.

Anzeige

Der „Versicherungsbote“ ist ein Makler-Magazin. Die private Pflegeversicherung ist ein wichtiges Marktsegment für Versicherungen und Vermittler. Ist aus Ihrer Sicht das Vermittler-Geschäft mit der privaten Pflegeversicherung nicht mehr zeitgemäß? Oder kann auch bei Ihren Reform-Vorschlägen ein privater Versicherungsmarkt für die Pflege weiterbestehen?

Unsere Reformvorschläge bedeuten keinesfalls, dass für die Pflege der private Versicherungsmarkt abgeschafft wird. Vielmehr wird ein Sockel-Spitze-Tausch erst den Markt für neue Versicherungsprodukte schaffen, die von den Risiken der privaten Zuzahlungen entlasten. Ein kalkulierbarer und bekannter Eigenanteil kann auch versichert werden – jenseits der wenig erfolgreichen Pflegetagegeldprodukte. Aber auch eine Vollversicherung bedeutet keine Abschaffung privater Zusatzversicherungen. Produkte, die im Falle einer Pflegebedürftigkeit weitere Entlastung schaffen, sind durchaus denkbar.

Wie stehen aus Ihrer Sicht die politischen Zeichen, eine Pflegebürgervollversicherung tatsächlich umzusetzen? Sehen Sie hierfür realistische Chancen?

Es besteht sicherlich ein Konsens darüber, dass es einer Finanzreform innerhalb der Pflegepflichtversicherung bedarf. Verschiedene Elemente dazu wurden bereits vorgeschlagen, sodass durchaus Handlungsoptionen existieren. Die Umsetzung einer Pflegebürgervollversicherung von heute auf morgen ist sicherlich wenig realistisch. Eine Festschreibung der maximalen Eigenanteile im Sinne eines Socke-Spitze-Tausches wäre aber auch kurzfristig umsetzbar. Auf Einnahmeseite ist die Erhöhung der Steuerzuschüsse zur SPV eine verhältnismäßig einfach umzusetzende Entlastung. Inwiefern eine Art von Finanzausgleich zwischen PPV und SPV in der nächsten Zeit diskutiert werden wird, vermag ich nicht einzuschätzen, da in der derzeitigen Bundesregierung zumindest eine Bürgerversicherung nicht mehrheitsfähig ist.

Anzeige

Die Fragen für den Versicherungsboten stellte Sven Wenig

vorherige Seite
Seite 1/2/3/