2019 sind die weltweiten Privatvermögen überproportional gewachsen. Sie legten um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zu - weltweit besitzen Privatpersonen nun 226,4 Billionen US-Dollar (201,89 Billionen Euro). Das zeigt der aktuelle Global Wealth Report der Unternehmensberatung Boston Consulting, über den die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Im Jahr 2018 betrug das Plus bei den weltweiten Vermögen noch 1,6 Prozent. Währungseffekte wurden hierbei herausgerechnet.

Anzeige

„Der Haupttreiber für den deutlichen Zuwachs an weltweitem Privatvermögen war die positive Entwicklung an den Kapitalmärkten“, analysiert Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie. In den vergangenen 20 Jahren hat sich das persönliche Finanzvermögen demnach weltweit fast verdreifacht. „Trotz mehrerer Krisen entwickelte sich das Vermögenswachs­tum robust“, erklärt Zakrzewski.

Eine Milliarde: 100-Euro-Scheine, so hoch wie ein Wolkenkratzer

Der Privatbesitz hat damit längst Dimensionen erreicht, die sich jeder Vorstellungskraft entziehen. Zur Veranschaulichung: Eine Billion Dollar sind tausend mal eine Milliarde Dollar. Würde ein Milliardär seinen Besitz als Einhundert-Dollar-Scheine übereinander stapeln, entstünde dabei ein Turm, der mehr als 300 Meter hoch ist - doppelt so hoch wie der Kölner Dom. Und rund 50 Meter höher als der aktuell höchste Wolkenkratzer in der Europäischen Union, der Commerzbank Tower in Frankfurt am Main.

Zugleich legen die Zahlen der Studie nahe, dass die Vermögen sehr ungleich verteilt sind. Wer mehr als eine Million Dollar auf dem Konto hatte, konnte in den letzten 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent per annum erzielen, berichtet das Beratungshaus. Die Vermögen der Menschen mit weniger als 250.000 Dollar wuchsen dem entgegen nur halb so stark - wobei auch das eine grobe Unterteilung ist. Zum Vergleich: Fast jeder zehnte Deutsche (bzw. 6,9 Millionen Personen ab 18 Jahren) gilt als überschuldet, so geht aus dem aktuellen Schuldneratlas der Auskunftei Creditreform hervor (der Versicherungsbote berichtete).

26 Millionen Millionäre und Milliardäre weltweit

Trotzdem überrascht die Zahl derjenigen, die laut Global Health Report über große und sehr große Vermögen verfügen sollen. Auf 26 Millionen Menschen weltweit wird die Zahl der Dollar-Millionäre und Milliardäre geschätzt - Tendenz steigend. 1999 waren es noch 8,9 Millionen Menschen. Zusammen verfügen sie über mehr als die Hälfte des weltweiten Gesamtvermögens (51 Prozent).

Anzeige

Begründet wird der Zuwachs an Vermögenden aber auch mit dem rasanten Aufstieg der asiatischen Staaten. Ihr Anteil am weltweiten Vermögen hat sich von neun Prozent im Jahr 1999 auf mehr als ein Viertel in 2019 erhöht: fast die Hälfte hierzu trägt allein China bei.

Deutschland: 400.000 Millionäre

Deutschland kommt im internationalen Vergleich gut weg: Zumindest mit Blick auf das Gesamtvermögen. 400.000 Millionäre zählt der Global Health Report hierzulande: Auf der Rangliste der 97 verglichenen Staaten bedeutet dies Rang sieben. Damit hat sich die Zahl der deutschen Millionäre in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Zur Erinnerung: Als Millionär wird laut Studie gewertet, wer über ein Privatvermögen von 1 Million Dollar verfügt, was etwa 891.000 Euro entspricht.

Mehr als 2.400 Personen werden in Deutschland zudem zu den Superreichen mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar gezählt. Und auch hierzulande zeigt sich die soziale Spaltung. In Deutschland liegt der Anteil des Privatvermögens, den die 400.000 Dollar-Millionäre auf sich vereinen, bei 42 Prozent.

Anzeige

Vermögen der Deutschen auf 7,7 Billionen Dollar geschätzt

Das Finanzvermögen der Deutschen ist von 2018 auf 2019 ebenfalls gestiegen – währungsbereinigt um rund 6,4 Prozent auf 7,7 Billionen Dollar (rund 6,9 Billionen Euro). Das bedeutet Rang 5 im weltweiten Vergleich, denn zusammengerechnet haben Privatpersonen nur in vier Ländern ein noch größeres Vermögen: in den USA (94,2 Billionen US-Dollar), China (23,8 Billionen Dollar), Japan (17,66 Billionen Dollar) und Großbritannien (9,7 Billionen Dollar).

„Der Anstieg ist zum einen auf die starke Entwicklung des DAX zurückzuführen, zum anderen auf das erfolgreiche volkswirtschaftliche Jahr 2019 mit einem Zuwachs des Brutto­inlandprodukts zum zehnten Mal in Folge“, sagt Zakrzewski. Die Autorin verweist darauf, dass rund 40 Prozent des Privatvermögens hierzulande noch in Spar­einlagen oder Bargeld investiert sind. Das sind zehn Prozent mehr als der Durchschnitt in Westeuropa.

Corona-Krise setzt Vermögensverwalter unter Druck

Infolge der Corona-Krise musste der Ausblick für die kommenden Jahre nach unten korrigiert werden. Das Vermögen der Deutschen werde im besten Fall bis 2024 voraussichtlich um 4,2 Prozentpunkte pro Jahr auf 9,5 Billionen US-Dollar wachsen, prognostiziert Autorin Zakrzewski. Bei einer langsamen Erholung der Wirtschaft sei mit einem maximalen Wachstum von 3,4 Prozentpunkten pro Jahr, im schlimmsten Fall nur mit 2,5 Prozentpunkten zu rechnen.

Vermögensverwalter sehen sich nach Ansicht der Expertin einer neuen Situation gegenüber: profitierten sie jahrelang vom Bullenmarkt, müssten sie jetzt schwierige Entscheidungen treffen, um profitabel zu bleiben. Die Corona-Krise könne den Druck auf die Profitabilität der Vermögensverwalter so stark erhöhen wie seit der Finanz­krise 2008 nicht mehr, gibt Zakrewski zu bedenken. Sie stünden vor der Herausforderung, ihr Geschäft mit deutlich sinkenden Margen voranzutreiben.

Anzeige

Hintergrundinfo: Mit dem Global Wealth Report untersucht die Boston Consulting Group jährlich die weltweite Entwicklung privater Finanzvermögen und bezieht Vermögenswerte in Bargeld, Aktien, Wertpapieren und Fonds in die Berech­nungen mit ein. Nicht hinzugerechnet wurden hingegen Besitz in Immobilien und Goldbarren. Die Analyse umfasst aktuell 97 Märkte, auf die zusammen 98 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entfallen, und berücksichtigt Daten von mehr als 150 Vermögensverwaltern. Die diesjährige Studie ist die 20. Ausgabe.

Seite 1/2/