Hufeld verteidigt sich und seine Behörde
Fakt ist, dass sich nun BaFin-Chef Felix Hufeld mit Verweis auf die Deutsche Prüfstelle für Rechnungsprüfung verteidigt. Die BaFin sei ja gar nicht zuständig gewesen, die Bilanzen von Wirecard zu durchforsten, sondern besagte DPR, so soll Hufeld bei einer Sitzung des Verwaltungsrates laut boerse-online.de gesagt haben. Doch so einfach ist es nicht, sich für den BaFin-Chef aus der Verantwortung zu ziehen. Denn es geht auch um die Frage, ob Wirecard nicht von vorn herein hätte viel strenger beaufsichtigt werden müssen.
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Wirecard nicht als Finanz-Holding eingestuft
Der Hintergrund: Im Jahr 2017 hatte es Pläne gegeben, Wirecard als Finanz-Holding einzustufen. Dies hätte der BaFin weitreichendere Prüf- und Aufsichtsbefugnisse eingeräumt. Die BaFin entschied sich jedoch dagegen: schon damals für viele Beobachter unverständlich. Aufsichtsrechtlich wurde Wirecard behandelt wie ein Technologie-Dienstleister und nicht wie ein Unternehmen, das mit großen Summen an Kundengeldern jongliert. Auch deshalb ist die BaFin nun enorm unter Rechtfertigungszwang. Lediglich eine Firmen-Tochter von Wirecard war als Bank eingestuft worden.
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Wie Hufeld nun aber gegenüber dem Aufsichtsrat erläutert haben soll, habe die BaFin Wirecard zunächst durchaus als Finanz Holding klassifiziert. "Dann hat Wirecard einige Umstrukturierungen vorgenommen. Daraufhin hat die EZB Wirecard als Technologieunternehmen eingestuft und nur die Tochter als Bank", zitiert boerse-online.de den Chefaufseher.
Der schwarze Peter wird also der Europäischen Zentralbank zugeschoben, die verhindert haben könnte, dass die deutsche Finanzaufsicht genauer hinsehen durfte. Zum Schaden der Sparer: Laut "Spiegel" könnte die BaFin bald ein Moratorium über die Bank-Tochter von Wirecard verhängen, um zu verhindern, dass Kundinnen und Kunden ihr Geld abziehen. Am Mittwoch muss sich Hufeld vom Finanzausschuss des Bundestages befragen lassen.
Wer ist zuständig und wenn ja, wofür?
Somit wirft der Wirecard-Skandal ein dunkles Licht auf die gesamte europäische Finanz-Aufsicht. Undurchsichtige Zuständigkeiten, uneffektive Prüfmechanismen, die Möglichkeit, intransparente Geschäfte durch undurchsichtige Firmen-Strukturen vor den Aufsehern zu verbergen: Erinnerungen an den Finanzskandal von 2008 werden wach, dem ebenfalls ein Aufsichts-Versagen voranging.
"Der Fall wirft die Frage auf, ob die Finanzaufseher wieder einmal an der Komplexität der Finanz- sowie IT-Welt und ihrer Produkte gescheitert sind", sagte CDU-Politiker Alexander Radwaner, der selbst im BaFin-Verwaltungsrat sitzt, zu Reuters. "Wirecard könnte von daher auch nur die Spitze des Eisberges sein. Offenbar ist es auch zwölf Jahre nach der Finanzkrise nicht gelungen, solche Exzesse zu verhindern."
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Dass die BaFin nun unter Druck gerät, hat weitere Gründe. Engagiert zeigte man sich zunächst darin, gegen die Kritiker von Wirecard vorzugehen. Als die britische Financial Times bereits 2018 in einem Artikel über mutmaßlichen Bilanzbetrug beim Konzern berichtete, verklagte die BaFin zunächst die beiden Journalisten. Im Frühjahr 2019 verhängte die BaFin ein Leerverkaufsverbot über Wirecard-Aktien: Damit sollte verhindert werden, dass Anlegerinnen und Anleger auf einen fallenden Kurs setzen. Hier setzte die Behörde viele Hebel in Bewegung: aus Sorge um die Stabilität des Finanzplatzes Deutschland, wie es hieß.
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