Allianz will mehr Homeoffice und weniger Reisen
Allianz-Chef Oliver Bäte will die Coronakrise als Anstoß nehmen, um die Orga innerhalb des Konzerns umzukrempeln, wie er nun in einem Interview verrät. Büroflächen sollen wegfallen, Reisen entfallen. Und auch ausbremsen lassen will sich der ehrgeizige Konzernchef nicht: an seinem Reformkurs hält Bäte unvermindert fest. „Bei der Allianz gibt es noch viel zu verbessern“, sagt Bäte.
Oliver Bäte, Chef der Allianz Gruppe, will die Erfahrungen der Corona-Krise nutzen, um seinen Konzern im Inneren umzukrempeln. Auch bei Europas größtem Versicherer musste das Gros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Heimarbeit - alle Dienstreisen wurden abgesagt. Der Geschäftsbetrieb lief trotzdem weiter.
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Er gehe davon aus, dass sich die Büroflächen auf längere Sicht um ein Drittel reduzieren ließen, sagte Bäte der Nachrichtenagentur „Reuters“. Doch damit nicht genug. Auch bei den Reisekosten will er dauerhaft 50 Prozent einsparen. „Wir brauchen diese ganzen Reisen nicht mehr“, sagt der Allianz-Chef.
Kritik aufgrund vieler Inlands-Flüge
Bemerkenswert sind Bätes Ankündigungen, weil der Manager selbst schon wegen seiner vielen Reisen in die Kritik geriet. Eine Recherche der „Welt am Sonntag“ hatte 2017 ergeben, dass der 55jährige sogar für kurze Strecken und Inlandsflüge den Firmenjet nutzte: inklusive Zwischenstopps in Köln, wo seine Familie wohnt. Das brachte ihm die Kritik der Grünen und von Aktionärsvertretern ein.
Nun kündigt der Manager einen Kurswechsel an: auch aufgrund der positiven Erfahrungen in der Corona-Zeit. Die Allianz habe 90 Prozent ihrer Arbeit binnen weniger Tage ins Home Office verlegt und sämtliche Dienstreisen abgesagt, berichtet Bäte gegenüber Reuters. Aus diesen Erfahrungen habe man gelernt. Auch er werde künftig öfters von zuhause aus arbeiten - „Ich bin manchmal erheblich produktiver“. Vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehe es ähnlich.
Die Ankündigung Bätes könnte Signalwirkung für andere deutsche Großkonzerne haben - sind doch für die Allianz mehr als 26.400 Innendienst-Angestellte und 8.200 Vertreter allein in Deutschland tätig. Und damit die Toleranz für Homearbeit erhöhen, auch mit den daraus folgenden positiven Konsequenzen: mehr Klimaschutz durch weniger Reisen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Zeit durch kürzere Wege.
“Es gibt noch viel zu verbessern“
Dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch neue Härten drohen könnten, macht eine andere Ankündigung Bätes deutlich. Seit seinem Amtsantritt als Allianz-Chef verfolgt der gebürtige Bergisch-Gladbacher einen harten Reformkurs, will die Allianz zu einem führenden High-Tech-Versicherer umbauen. Und vor allem Kosten einsparen, die nach Ansicht des Managers im Konzern noch zu hoch sind. Produkte und Tarife werden radikal vereinfacht, so dass sie für App-Nutzer leicht abschließbar sind: weltweit und über eine einheitliche IT. Auch die Bearbeitung der Schäden soll deutlich beschleunigt werden.
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Von diesem Reformkurs wird Oliver Bäte auch künftig nicht abrücken - trotz Coronakrise. Oder gerade deswegen, denn weniger Kosten hält der Manager auch aufgrund der Corona-Verwerfungen für notwendig. Eine dauerhafte Rezension und viele Firmenpleiten könnten die Allianz als Großanleger stark betreffen befürchtet Bäte - zusätzlich zum Niedrigzins. “Bei der Marge bleiben wir nicht stehen. Bei der Allianz gibt es noch viel zu verbessern. Uns gehen die Ideen nicht aus“, sagt der Konzernchef Reuters.