Das Neugeschäft in der privaten Krankenversicherung könnte 2020 laut Studie um 22 bis 29 Prozent einbrechen. Dies betrifft vor allem die Vollversicherung. Das Vor-Krisen-Niveau dürfte auch bis 2025 nicht erreicht werden. Gründe sind eine geringere Wechselbereitschaft in die PKV sowie mehr Insolvenzen und weniger Menschen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Auch reduzierte Beratungsmöglichkeiten und ein beschleunigtes Ausscheiden abschlussorientierter Vermittler beeinflussen die Neugeschäftsentwicklung.

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Einbruch der Vermittlerzahlen erwartet

Diese pessimistische Markt-Prognose wirkt sich nach Einschätzung des Hansestädter Analysehauses auch auf die Zahl der Vermittlerinnen und Vermittler negativ aus. So erwartet EY Innovalue einen Rückgang der registrierten Versicherungsmakler bis 2025 um 18 bis 23 Prozent.

„Der langfristige Trend des direkten Abschlusses wenig beratungsintensiver Produkte sowie der Bedeutungsgewinn von Maklern bleibt weiterhin intakt. Neben dem Einfluss von Covid führen zunehmende regulatorische Anforderungen und vor allem die Überalterung zu rückläufigen Zahlen der aktiven Makler“, sagt Julia Palte, Studienautorin und Partner von EY Innovalue. Vor allem Einzelkämpfer geraten demnach laut Prognose weiter unter Druck, bei den Polen setze sich die Konsolidierungswelle fort.

Noch krasser ist die Prognose mit Blick auf die gebundenen Vermittler. Hier erwarten die Expertinnen und Experten Rückgänge von 30 bis 34 Prozent. „Ausschließlichkeitsagenten sind zwar kurzfristig durch die Unterstützung der Versicherer gut gewappnet, gleichwohl bleibt der Trend zum Ausscheiden älterer Vermittler oder von Vermittlern mit hohem Leben-/Kranken-Fokus bestehen. Dies gilt insbesondere, wenn die Vermittler die digitalen Möglichkeiten der Kundeninteraktion nicht nutzen“, sagt Tobias Schulz, Director bei EY Innovalue.

„Die Versicherer sollten sich Transparenz über die Marktentwicklung verschaffen und Szenarien erstellen, die auf dem eigenen Portfolio basieren“, resümiert Palte. „Ziel ist es, die Auswirkungen auf die Vermittler zu verstehen und Maßnahmen zur Neugeschäfts- und Bestandssicherung abzuleiten. Außerdem muss überprüft werden, welche Risiken die Unternehmen bereit sind, in ihr Portfolio zu nehmen.“

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Zudem müssen die Versicherer nach Ansicht der Expertin ihre mittel- bis langfristigen Strategien überarbeiten. „Das betrifft die Portfolio-Zusammensetzung ebenso wie die Digitalisierungsstrategie. Auch die Risikoprofile der Kunden-Zielgruppen müssen neu bewertet werden und gegebenenfalls neue Produkte und Services entwickelt werden“, empfiehlt Palte.

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