Alle neun Stunden stirbt ein Mensch auf deutschen Straßen, weil ein Fahrer bzw. eine Fahrerin zu schnell fährt oder seine Geschwindigkeit nicht an die Straßen- und Witterungsbedingungen anpasst. Dies berichtet aktuell das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand der Polizeilichen Unfallstatistiken. Demnach verloren 2019 genau 963 Menschen bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen ihr Leben: Unfälle, bei denen die Polizei mindestens einer Fahrzeug führenden Person nicht angepasste Geschwindigkeit vorwirft.

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Geschwindigkeitsunfälle sind damit für 24 verstorbene Verkehrsopfer je 1.000 Unfälle mit Personenschaden verantwortlich. Auch die Zahl der Schwerverletzten bei Geschwindigkeitsunfällen war mit 345 je 1.000 Unfälle mit Personenschaden überdurchschnittlich hoch. Bei allen Unfällen mit Personenschaden waren es durchschnittlich 217 Schwerverletzte je 1 000 Unfälle.

Verkehrstote nach Unfallursachen je 1.000 Unfälle mit Personenschaden. Geschwindigkeit (2019 24,1 Tote, 2010 26,3 Tote); Falsche Straßenbenutzung (2019 21,1 Tote, 2010 22,5 Tote); Überholen (2019 18,1 Tote, 2010 22,5 Tote); Alkoholeinfluss (2019 13,9 Tote, 2010 20,1 Tote).Destatis

Hauptursache: nicht angepasste Geschwindigkeit

Geschwindigkeitsunfälle muss dabei keineswegs bedeuten, dass der Fahrer bzw. die Fahrerin die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreitet. Bei Witterungsbedingungen wie Nässe, Schnee oder Nebel kann selbst diese Höchstgeschwindigkeit schon zu hoch sein, wenn dadurch eine Gefahr für sich selbst oder andere Verkehrsteilnehmer entsteht.

Tatsächlich ist „nicht angepasste Geschwindigkeit“ die Hauptursache, während das Übertreten der Höchstgeschwindigkeit seltener vorkommt. Insgesamt registrierte die Polizei 2019 41.173 Fälle, in denen dies die Ursache für einen Unfall mit Personenschäden war. Lediglich in 2.130 Unfällen wurde hingegen die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten.

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Grundlage für Geschwindigkeitsunfälle ist §3 der Straßenverkehrsordnung, berichtet das Statistische Bundesamt zur Erfassung derartiger Zahlen. Darin heißt es: "Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird. Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen."

mehr als jeder zweite Verkehrstote auf Landstraße

Es gibt auch eine positive Nachricht mit Blick auf das Unfallgeschehen: Im Vergleich zu 2010 ist die Zahl der Verkehrstoten um 16,5 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2019 sind in Deutschland 3.046 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen gestorben – das ist der niedrigste Stand seit mehr als 60 Jahren.

Wie in den Vorjahren ereigneten sich auch 2019 die meisten Unfälle mit Personenschaden innerhalb von Ortschaften (69,2 Prozent). Dort wurden jedoch nur 30,6 Prozent der Getöteten registriert. Die meisten Verkehrstoten gab es hingegen auf Landstraßen (57,7 Prozent). Gleichzeitig fand dort aber nur jeder vierte Unfall mit Personenschaden statt (24,2 Prozent). Auf Autobahnen wurden 6,7 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden und 11,7 Prozent aller Getöteten gezählt.

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Getötete im Straßenverkehr 2019 nach Verkehrsbeteiligungsart und Ortslagen.Destatis

Unfälle auf Autobahnen und Landstraßen haben unter anderem wegen der höheren Fahrgeschwindigkeiten häufig schlimmere Folgen, berichtet das Statistische Bundesamt. Zudem gibt es auf Landstraßen risikoerhöhende Faktoren wie die fehlende Trennung des Gegenverkehrs, schlechte Überholmöglichkeiten, Kreuzungen oder ungeschützte Hindernisse wie Bäume neben der Fahrbahn.

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Einen besorgniserregenden Trend gibt es bei der Zahl der getöteten Radfahrenden: Die Zahl der Menschen, die seit 2010 auf einem Rad ihr Leben verloren, ist um 16,8 Prozent auf 445 Verstorbene gestiegen. Nur in etwa vier von zehn Fällen traf hierbei den Radfahrer selbst das Verschulden, Alleinunfälle eingerechnet. Speziell, wenn Radler mit Autos kollidieren und dabei sterben, sind in zwei Dritteln der Fälle die Autofahrer Hauptverursacher des Unfalls. Die meisten Radfahrer verlieren innerorts ihr Leben.

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