Motorradfahrer haben seltener Haftpflichtschaden
“Biker sind keine Rowdys“ - so hat die R+V Versicherung einen aktuellen Pressetext überschrieben, der mit einem alten Klischee aufräumen soll. Nämlich, dass die Liebhaber von Motorrädern besonders rücksichtslos fahren: und mehr Unfälle verursachen. Das ist zumindest im Bestand des hessischen Versicherers nicht der Fall.
“Im vergangenen Jahr meldeten nur acht von 1.000 Motorradbesitzern einen Haftpflichtschaden, bei den Autofahrern waren es acht Mal so viel“, sagt Christian Hartrampf, Kfz-Versicherungsexperte bei der R+V. Und nennt einen wichtigen Grund: „Biker haben keine Knautschzone. Umsichtig zu fahren, ist für sie im Zweifel lebenswichtig.“
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Allerdings seien die Schadenskosten bei Unfällen, die Biker verursachen, im Schnitt höher. Für Kfz-Haftpflichtschäden von Autobesitzern hat der Versicherer im Jahr 2019 durchschnittlich etwa 3.700 Euro gezahlt, bei Motorradfahrern waren es mit 5.000 Euro deutlich mehr. Eine Ursache sei, dass bei Unfällen mit Motorrädern oft auch Personenschäden zu beklagen seien.
Unfallstatistik: Biker besonders gefährdet
Dass Motorräder weniger Haftpflichtschäden verursachen, hat aber einen weiteren Grund. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts handelt es sich bei nahezu jedem dritten Unfall, bei dem eine Motorrad fahrende Person verletzt oder getötet wird, um einen Alleinunfall. Die Kfz-Haftpflicht zahlt in der Regel, wenn Dritten ein Schaden entsteht.
31,0 Prozent der verunglückten und 27,4 Prozent der getöteten Kraftradbenutzer kamen 2019 bei Alleinunfällen zu Schaden, das heißt, es waren keine anderen Fahrzeuge oder Fußgänger beteiligt.
Dabei sind Biker im Straßenverkehr besonders gefährdet. Das Risiko, bei Straßenverkehrsunfällen tödlich verletzt zu werden, lag 2019 für Benutzer von Krafträdern mit amtlichem Kennzeichen mit 12 Getöteten je 100.000 Krafträder deutlich über dem Wert von Pkw-Insassen mit drei Getöteten je 100.000 zugelassenen Fahrzeugen, so berichtet das Statistische Bundesamt auf Basis der Polizeilichen Unfallstatistik.
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"Das bestandsbezogene Risiko auf einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen getötet zu werden, war im Jahr 2019 mehr als viermal so hoch wie im Auto. Denn Kraftradfahrer sind bei einem Unfall nahezu ungeschützt", heißt es hierzu im Bericht "Kraftrad- und Fahrradunfälle im Straßenverkehr 2019" des Statistischen Bundesamts. Insgesamt kamen im Jahr 2019 im Straßenverkehr 542 Menschen, die auf einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen unterwegs waren ums Leben, und 63 mit einem Kleinkraftrad.