Versicherungsbetrug - Fünf Milliarden Euro Schaden
Durch Versicherungsbetrug entsteht den Versicherern jährlich ein Schaden von fünf Milliarden Euro, schätzt die Versicherungswirtschaft. Die Corona-Krise könnte das Problem noch verschärft haben.
Die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise könnten zu mehr Versicherungsbetrug geführt haben. Davor warnt aktuell der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einem Pressetext. „Es gibt Hinweise darauf, dass betrugsverdächtige Schäden im Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen. Die Versicherungsbranche ist darauf vorbereitet“, sagte GDV-Experte Rüdiger Hackhausen am Donnerstag in Berlin.
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Mehr Auffälligkeiten in Corona-Zeiten
Wie Hackhausen weiter berichtet, habe es in Zeiten der Coronakrise mehr auffällige Schadensmeldungen gegeben, die auf einen Betrug hindeuten: sowohl im gewerblichen wie privaten Bereich. Ein Beispiel: angebliche Einbrüche, bei denen Saisonware wie etwa Sommerbekleidung gestohlen worden sein soll, die offenbar nicht habe verkauft werden können.
Auch mehr defekte Fernseher und andere elektrische Geräte seien gemeldet wurden. Das Besondere: Es handle sich um Neugeräte. Das deute häufig darauf hin, dass das Gerät per Kredit finanziert wurde, der Verbraucher die Raten aber nicht mehr bezahlen konnte.
„Aufgrund finanzieller Notlagen könnte es eine Zunahme von ‚Gelegenheitsbetrügern‘ geben“, sagte auch der Kölner Fachanwalt für Straf- und Arbeitsrecht, Abdou Gabbar, der sich auch mit Betrugsmotiven und Täterprofilen beschäftigt.
Jeder zehnte gemeldete Schaden auffällig
Der Versicherer-Verband beruft sich auf eine repräsentative Umfrage, die er bei der infas quo GmbH in Auftrag gegeben hat. Und die zeigt, dass man relativieren muss, denn das Gros der Versicherungskunden verhält sich korrekt: zumindest nach eigener Aussage.
Auf die Frage „Haben Sie gegenüber Ihrer Versicherung schon einmal einen Schaden gemeldet, der teilweise oder gar nicht so entstanden war, um Geld von der Versicherung zu erhalten?“, antworteten 90 Prozent mit „Nein“ und nur sechs Prozent mit „Ja“. Weitere vier Prozent gaben zu Protokoll: „Nein, wissen aber von einem konkreten Versicherungsbetrug“.
Allerdings halten nur zehn Prozent der Bundesbürger Versicherungsbetrug für ein Kavaliersdelikt, wie die Studie weiter zeigt. 13 Prozent aller Befragten haben darüber hinaus Verständnis dafür, wenn Geld bei einer Versicherung erschlichen wird. Jüngere Befragte bis 29 Jahre haben allerdings laut der aktuellen Umfrage ein anderes Unrechtsbewusstsein: Hier zeigen 20 Prozent Verständnis für erschlichene Leistungen.
Neue Betrugsarten durch Internet
Während sich die Motive der Betrüger kaum geändert hätten, stellt die zunehmende Digitalisierung auch bei der Schadensmeldung die Branche vor Herausforderungen, wie Hackhausen berichtet. Immer mehr Schäden werden digital gemeldet und per App abgewickelt: oft erlauben es die Versicherer, Fotos des Schadens einzuschicken, ohne dass ein Gutachter vor Ort vorstellig werden muss. Folglich gilt es, bearbeitete und manipulierte Fotos zu erkennen.
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„Die Betrugsabwehr der Versicherer hat darauf reagiert, beispielsweise durch die Weiterentwicklung von Software zur Erkennung von Betrugsindizien oder den Einsatz speziell geschulter Mitarbeiter“, sagte Hackhausen. Die Bildforensik gewinne bei der Betrugsabwehr immer mehr an Bedeutung.