Homeoffice: Bleiben Arbeitnehmer auf den Kosten sitzen?
Bisher attestierten Studien der Versicherungswirtschaft einen gelungenen Umgang mit der Corona-Pandemie. Entgegen mancher Unkenrufe stieg die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice gar. Doch diese Produktivitätssteigerung könnte zulasten der Arbeitnehmer gehen. So zeigt eine Befragung der Neuen Assekuranz Gewerkschaft (NAG), dass sich kaum ein Arbeitgeber an den Kosten im Homeoffice beteiligt.
Als die Versicherer ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schickten, waren die Bedenken mancherorts groß: Würden die Arbeitnehmer zu Hause genauso produktiv sein? Könnte die soziale Isolation dazu beitragen, dass sich psychische Erkrankungen verbreiten? Wie würden sich fehlende Kontrollmöglichkeiten auswirken?
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Die gute Nachricht: Die Befürchtungen sind nicht eingetreten. Im Gegenteil: Versicherer berichten von Produktivitätssteigerungen und viele Assekuranzen, wie beispielsweise Allianz, wollen ihre Homeoffice-Angebote beibehalten oder ausbauen. Sie treffen damit den Nerv ihrer Mitarbeiter. So zeigt die Studie „Homeoffice“ (PDF), dass sich die Beschäftigten in der Versicherungsbranche einen Rechtsanspruch auf Heim-Arbeit wünschen. Durchgeführt wurde die Online-Befragung von der Neuen Assekuranz Gewerkschaft (NAG) in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Dortmund unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Beenken. Dieser hatte die rund 1.700 eingegangenen Umfrageteilnahmen analysiert und mit seinen Kollegen Jessica Michalczyk und Prof. Dr. Michael Radtke die Studie erarbeitet.
Doch bleiben die Angestellten auf den Kosten für die Umstellung auf Homeoffice sitzen? Die Gewerkschafts-Studie nennt beispielhaft folgende Kosten, die Arbeitnehmern im Homeoffice entstehen können:
- Anteilige Miete bzw. Finanzierung, sofern ein separates Arbeitszimmer für dauerhafte Homeoffice-Tätigkeit eingerichtet werden muss.
- Beschaffung von geeigneten Büromöbeln, sofern diese nicht vom Arbeitgeber gestellt werden.
- Beschaffung von geeigneter IT-Hard- und Software, sofern diese nicht vom Arbeitgeber gestellt werden. Dabei ist auch unter anderem an ausreichend große Bildschirme und andere externe Peripheriegeräte zu denken, die die Arbeit mit den häufig zur Verfügung gestellten Notebooks auf Dauer unter Gesundheitsgesichtspunkten verträglich gestalten.
- Kosten von Telefon- und Internetanschluss, soweit diese beruflich genutzt werden.
- Mehrkosten für steigenden Verbrauch von Warmwasser, Heizung, Strom sowie Raumpflege durch höhere Abnutzung, Reinigung und Hygienemaßnahmen.
Von zehn Befragten erleben acht keinerlei Beteiligung des Arbeitgebers an den im Homeoffice entstehenden Kosten. Pauschale Kostenbeteiligungen wurden von 145 Befragten angegeben. In diesen Fällen lag die Beteiligung mehrheitlich zwischen 25 und 50 Euro im Monat, in etwa 30 Prozent der Fälle darüber (siehe Grafik).
Mehrheitlich erwarten die Angestellten, dass sich die Gewerkschaft für einen Rechtsanspruch auf Homeoffice einsetzt. Fragen nach der Kostenbeteiligung und der Ausstattung mit geeigneten Büromöbeln werden zwar auch gehäuft genannt, spielen aber eine untergeordnete Rolle.
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Versicherer sollten sich aber nicht darauf verlassen, dass ihre Mitarbeiter diese Einstellung beibehalten werden. Man muss kein Hellseher sein, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass die Frage nach Kostenbeteiligung und Ausstattung drängender wird. Insbesondere, wenn Homeoffice-Lösungen ausgebaut werden sollen. Für Versicherer, die sich im Wettbewerb um Fachkräfte differenzieren wollen, kann die Gewerkschafts-Studie wertvolle Hinweise liefern.