In einer Welt der Versicherungsplattformen werden die Versicherer eher Lieferanten als Betreiber sein—allein schon, weil sie nicht die Produkte der Konkurrenz anbieten können. Entsprechend sind in 5 von 6 Szenarien Vermittler die Kandidaten für eine monopolartige Marktstellung. Nennenswerte Ausnahme ist lediglich die Allianz, die als einziger Versicherer in Deutschland genug Strahlkraft und Ressourcen haben dürfte, um selbst als Plattform reüssieren zu können. In allen anderen Szenarien betreibt die Plattform letztendlich am besten ein Vermittler.

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Die eigentliche Marktmacht wird aber bei demjenigen liegen, der die Kundenschnittstelle besetzt. Dies ist nicht notwendigerweise die Plattform, wenn diese nur die Technologie bereitstellt, vom Kunden aber gar nicht wahrgenommen wird. Wer nur Tech-Dienstleister im Hintergrund ist, wird vermutlich nicht die erträumten Monopolmargen erreichen, wenn er nicht der einzige Anbieter ist. Eher muss man angesichts der Tatsache, dass so viel in Plattformen investiert wird, damit rechnen, dass Plattformen zur „commodity“ werden – sprich, jedermann zu günstigen Preisen zugänglich werden, da die Anbieter unter starker Konkurrenz stehen.

Am Ende könnten dann unterm Strich die Vermittler die großen Gewinner sein.

Und welches der Szenarien hat die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit?

Hier hilft vielleicht eine kleine, nicht repräsentative empirische Erhebung. Vor einigen Wochen haben mein Kollege Ernesto Knein und ich in einem kleinen aber feinen Kreis von Entscheidungsträgern der Versicherungsbranche die in unserer Serie dargestellten Szenarien präsentiert und den Kreis nach der Eintrittswahrscheinlichkeit der Szenarien in den nächsten 5 Jahren gefragt. Das Ergebnis lautete wie folgt (wahrscheinlichste zuerst):

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  1. Megaplattformen (sehr wahrscheinlich)
  2. Ping An (wahrscheinlich)
  3. Großmakler (wahrscheinlich)
  4. Amazon (eher unwahrscheinlich)
  5. Bancassurance (eher unwahrscheinlich)
  6. Allianz (gänzlich unwahrscheinlich)

Von der Allianz war an diesem Tag übrigens niemand dabei, von daher sollte man diese Einschätzung mit etwas Vorsicht genießen. Weiter möchte ich an dieser Stelle gar nicht mehr in die Kristallkugel schauen—das wäre, wie so vieles in dieser Kolumne, ein Thema für ein anderes Mal.

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