Allianz: „Sicherheit ist mehr als eine Garantie“
Bei Altersvorsorge-Lösungen setzt Allianz konsequent auf alternative Garantieformen. Warum das der richtige Weg ist, um in Niedrigzinszeiten attraktive Renditen zu erwirtschaften, erklärt Laura Gersch, Vorständin bei Allianz Lebensversicherung AG zuständig für das Ressort Firmenkunden, im Interview mit Versicherungsbote.
Frau Gersch, die Herausforderung lautet, in Niedrigzinszeiten einerseits Renditen zu erwirtschaften, andererseits Kunden Sicherheit geben. Wie kann dieser Spagat gelingen?
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Laura Gersch: Der Niedrigzins wird uns noch lange erhalten bleiben. Deshalb brauchen wir Freiheiten in der Kapitalanlage, um attraktive Renditen erwirtschaften zu können.
Und das geht zu Lasten der Garantie. Verstehen das die Kunden in Deutschland?
Ja, es gibt auf Kundenseite eine gewisse Erwartung bezüglich Garantien. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt und das Gespräch mit Kunden gesucht. Unsere Erkenntnis daraus ist: Für Kunden ist Sicherheit deutlich mehr als eine Beitragsgarantie. Dazu gehören diversifizierte Kapitalanlage, innovative Produkte und auch ein starkes Sicherungsvermögen. Das ist unser sehr starkes Fundament. ‚Sicherheit mit zeitgemäßen Garantien‘ - diesen Begriff von Sicherheit wollen wir prägen.
Das klingt ein wenig nach Zukunftsmusik?
Die Ergebnisse aus unserer Kundenbefragung 2021 sind eindeutig: Zwei Drittel der Kunden setzen auf angepasste Garantien und nicht mehr auf eine Beitragsgarantie von 100 Prozent. Es ist auch durchaus schon jetzt zu beobachten, dass es immer mehr Kunden gibt, die flexible Garantielösungen nutzen. Vor fünf Jahren haben beispielsweise noch drei Viertel der Kunden bei InvestFlex die volle Beitragsgarantie gewählt. 2020 war es nur noch ein Viertel. Wir sehen also schon deutliche Bewegung seitens der Kunden und wollen diese auch in Zukunft begleiten.
Gelten die Bestimmungen zum Garantie-Niveau beispielsweise auch für die Allianz-Tochter Allvest?
Allvest ist vor ein paar Wochen mit einem rein digitalen Produkt an den Markt gegangen, das sich an unsere voll digitalen Kunden richtet. Damit wollen wir vor allem diese Kundengruppe erreichen. Die Thematik mit dem Garantie-Niveau gilt für Allianz Leben. In diesem Jahr gilt sowohl bei uns als auch bei Allvest die hundertprozentige Beitragsgarantie. In Zukunft wird die Allianz Leben die hundertprozentige Beitragszusage nur noch dort anbieten, wo es der Gesetzgeber vorschreibt. Überall anders bieten wir das nicht mehr an.
Was Allianz auch nicht mehr anbietet, ist der Zugang zur Allianz Pensionskasse. Fehlende Nachfrage wird als Begründung angegeben. Sind Pensionskassen nicht mehr attraktiv?
Zunächst einmal ist wichtig, dass wir die Pensionskasse nicht schließen, sondern nur kein Neugeschäft ab 2022 annehmen. Für die Bestandsverträge ändert sich also nichts. In den letzten Jahren war das Geschäft bei der Pensionskasse stark rückläufig. Direktversicherung und Pensionsfonds sind in der Verzinsung deutlich attraktiver. Deshalb haben wir im Kundengespräch schon begonnen, Kunden eher in Richtung Direktversicherung oder Pensionsfonds zu beraten.
Hat das BRSG wie erwartet einen Schub für die bAV mit sich gebracht?
Das BRSG hat einen breiten gesetzlichen Rahmen gesetzt und wir sind durchaus in den letzten Jahren in diesem Bereich gewachsen. Beim Sozial-Partnermodell sehen wir derzeit allerdings keine Bewegung. Die Ausgestaltung des Sozialpartnermodells obliegt weiterhin den Tarifvertragsparteien, die wir auf Wunsch mit einem Angebot unterstützen.
Wie erklären Sie sich, dass es bisher nicht so recht voranzugehen scheint?
Die Tarifparteien haben derzeit viele Themen, die sie vorher auch untereinander klären müssen. Erst danach kämen Versicherer ins Spiel. Es braucht wohl noch ein wenig Zeit, bis das Sozialpartner-Modell wirklich „ins Laufen“ kommt.
Im Gegensatz zum „Renten-Kompass“, der sehr erfolgreich ist. Nun soll auch das bAV-Portal „FirmenOnline“ ausgebaut werden. Was ist da geplant?
Die Corona-Krise hat die Digitalberatung natürlich noch einmal intensiviert. Deshalb werden wir beispielsweise auch in diesem Bereich digitale Beratung ermöglichen.
Für diese Legislaturperiode ist eigentlich auch eine Reform der Riester-Rente vorgesehen. Wie ist Ihrer Kenntnis nach der Stand?
Wir stehen natürlich in regelmäßigem Austausch im und mit dem GDV, Parteien und Ministerien. Dieser Austausch funktioniert auch sehr gut.
Wird es schwer, in dieser Legislaturperiode noch zu Ergebnissen bezüglich einer Riester-Reform zu kommen?
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Wir hoffen, dass das noch in dieser Legislaturperiode passiert.