Verlierer sind wir dann alle
Der Verursacher/ Schuldige ist schnell ausgemacht – je nachdem, wen man fragt. Für Versicherungsmakler sind es zum Beispiel "Strukki-Buden", bei denen man nach einem Wochenend-Seminar auf Kunden losgelassen wird und seine Freunde abgrasen muss. Oder AOler, die nicht wie man selbst auf der Seite des Kunden stehen, sondern auf der Seite des Versicherers und eh nur ein eingeschränktes, meist zu teures Produktangebot haben.
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Für Vermögensberater/ AOler sind es hingegen Makler, die sowieso nur jene Produkte vermitteln, für die es die meiste Provision gibt – wofür sie ständig umdecken. Oder auch Makler, die zwar ein großes Angebot haben, aber die vermittelten Produkte überhaupt nicht kennen und nur "Billigprodukte" verkaufen.
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Der Verbraucherschützer lacht sich derweil ins Fäustchen – denn eigene Argumente muss er gar nicht mehr bringen. Wir liefern ihm alles. Manchmal habe ich das Gefühl, wir bauen denen freiwillig (unbewusst) eine dreispurige Autobahn. Ohne Tempolimit. Zu spüren bekommen wir das dann an einer Bürokratie, die das Maß des Erträglichen längst überschritten hat: Beratungsprotokolle, Datenschutzwahnsinn, Geeignetheitserklärungen, Taping, usw.
"Kunden-Gewinnungs-Coaches" schießen derweil wie die Pilze aus dem Boden – weil Kundengewinnung in einer Branche, in der Kunden eigentlich vergrault werden, für viele schwierig ist. Klar! Wenn alle verunsichert werden...
Wir würden uns aber alle einen Gefallen tun, wenn wir, anstatt den vermeintlich schuldigen Anderen zu suchen, guten Service bieten und gute Beratung bieten. Gemeinsam könnten wir viel mehr erreichen. Und ist denn ein Produkt oder eine Beratung schlecht – selbst, wenn es das gleiche Produkt beim Mitbewerber vier Euro günstiger im Monat gibt? NEIN!
Wenn sich zwei mit Schmutz bewerfen … ist auch der Gewinner dreckig!
Woher kommt jetzt aber die negative Wahrnehmung der Konkurrenz? Jeder Vermittler bekommt fast ausschließlich die jeweils schlecht beratenen Kunden der anderen Seite zu Gesicht! Ein zufriedener Kunde wechselt weder vom Vermögensberater zum Makler noch umgedreht. Daher ist hier eine nicht-selektive Wahrnehmung einfach nicht möglich. Hinzu kommt: Jeder findet, dass sein Kind das hübscheste ist. Und das ist auch gut so. Es ist selektiv und in Ordnung. Kritisch wird es erst dann, wenn man andere davon überzeugen möchte, dass deren Kind eigentlich hässlich ist und man sich doch mal das eigene Kind anschauen sollte...
Vor ein paar Jahren hatte ich das Vergnügen, mit meinem mittlerweile guten Freund – Tino Scraback – ein Interview hier im Versicherungsboten zu führen. Eigentlich sollte es "Vermögensberater vs. Versicherungsmakler – das Streitgespräch" sein. Ein Streitgespräch war es aber nicht. Besonders, weil Tino immer schon verstanden hat, dass Streit innerhalb unserer Branche uns allen nur schadet. Daraufhin wurde die gemeinsame Facebook-Gruppe VB+VM+Augenhöhe mit mittlerweile über 2000 Mitgliedern gegründet. Und dort geht es gesittet zu. Und ich möchte behaupten, dass alle in dieser Gruppe davon profitiert haben. Chapeau Tino.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich habe kein Problem mit "frotzeln" und auch nicht mit "vergleichender Werbung". Aber immer nur dann, wenn es mit Respekt passiert! "Augenhöhe" heißt das Zauberwort. Wer das nicht versteht, hat in dieser Branche nichts zu suchen. Denn der schadet uns.
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Ich bin seit über 20 Jahren DVAG-Vermögensberater. Ich bin das mit Leib und Seele. Ich bin stolz darauf, ein Teil unserer Berufsgemeinschaft zu sein. Und ich finde uns toll. Von mir wird aber niemand hören, dass andere schlecht sind. Diese Unverschämtheit würde ich mir gar nicht trauen. Konzentrieren wir uns darauf, dass wir alle jeden Tag unser Bestes geben und dass wir die Menschen, die uns ihr Vertrauen schenken, nicht enttäuschen – dass wir Kunden Lust auf Finanzen und Versicherungen machen. Denn klar ist auch: nur ein zufriedener Kunde empfiehlt seinen Berater weiter. Und die Zufriedenheit des eigenen Kunden ist nach wie vor die mit riesigem Abstand beste Art, für unseren Beruf zu werben!
Hinweis: Der Text erschien zuerst im Versicherungsbote Fachmagazin
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