Versicherungsbote: Was ist die Idee hinter sogenannten Superpools? Wollen Sie Marktmacht gewinnen – und auch Ihre Verhandlungsbasis gegenüber Versicherungen stärken?

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ARISECUR-Geschäftsführer Andreas BüttnerARISECURAndreas Büttner: ARISECUR ist in Österreich bereits der marktführende Versicherungsprovider – oder Pool, wie man in Deutschland sagt. Eine wachsende Marktmacht in Deutschland hat für unsere Einkaufskonditionen keine Effekte. Aus unserer Sicht geht es um etwas anderes. Österreich liegt im Zentrum Europas. Aus geographischen Gründen sind wir die Brücke zwischen Nord- und Südeuropa. Aus historischen Gründen verbinden wir West- mit Osteuropa. Im österreichischen Markt ist jeder dritte Versicherer ein deutscher oder italienischer Versicherer. Umgekehrt sind zahlreiche österreichische Versicherer in osteuropäischen Ländern aktiv. Die Zukunft der Versicherungswelt ist eindeutig eine europäische. Da muss die Vermittler-Welt mithalten, wenn sie ihre Bedeutung verteidigen will, und da wollen wir als ARISECUR eine wesentliche Rolle spielen.

Welchen Nutzen haben Sie persönlich davon, sich solch einem Superpool anzuschließen?

Wir profitieren enorm von unseren deutschen Partnern. Österreich ist selbstbewusst und hat Mut, Dinge anders, oft auch besser, zu machen als Deutschland. In Sachen Digitalisierung sind die Anforderungen aber sehr vergleichbar. Für die großen IT-Entwicklungen bedeutet dies, dass du den gleichen Aufwand betreiben musst, denn unser Versicherungsgeschäft ist nicht weniger komplex. Aber diese Investitionen spielen sich sehr viel schwerer wieder ein, weil unser Markt zehnmal kleiner ist. Durch die enge Kooperation mit unseren deutschen Partnern bekommen wir Technologie, deren Entwicklung in Eigenregie nur über sehr lange Zeiträume zu leisten wäre. Das kürzt unsere Entwicklungszeiten ab; verschafft uns mehrere Jahre Vorsprung von der inner-österreichischen Konkurrenz.

Die Anbieter im Superpool sollen zusammenarbeiten, aber ihre rechtliche Unabhängigkeit bewahren. Können Sie einen kurzen Einblick geben, wie die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Pools aussieht?

ARISECUR hält Kunden und Bestand seiner Partner treuhänderisch zwecks Automatisierung von Datenverarbeitung und Prozessen und agiert hier vollkommen autark und unabhängig von Deutschland! Unser Management sitzt bei Wien und hat die volle Entscheidungshoheit. Wir teilen uns vor allem die technische Entwicklung mit den deutschen Kollegen. Darüber hinaus ergeben sich laufend vertriebliche Vorteile. Haben wir Makler in Grenznähe, haben die oft auch deutsche Kunden. Diese können mit unserer Hilfe auch ihre deutschen Kunden vollumfänglich bedienen, weil ihnen die gesamte Produktpalette unserer deutschen Partnerpools zur Verfügung steht. Das Geniale daran ist, dass es unsere Maklerpartner nichts zusätzlich kostet. Umgekehrt leisten wir das Gleiche für Maklerkunden unserer deutschen Poolpartner, wenn diese beispielsweise nach Österreich übersiedeln.

Und dann ist da noch der Vorteil, dass wir internationale Vertriebe und Plattformen besser bedienen können. Wir haben immer mehr StartUps, die die ganze DACH-Region bedienen möchten. Da schieben uns die Deutschen ihre Kontakte zu: und wir umgekehrt ihnen die unseren. Das birgt für diese institutionellen Kunden den Vorteil, dass sie Schnittstellen und organisatorische Umsetzungen nur einmal machen müssen, dann aber gleich zwei Länder bedienen können.

Müssen Versicherungsmakler bei allen Pool-Mitgliedern angeschlossen sein, um von den Strukturen des Superpools profitieren zu können? Oder ist es gerade die Idee, dass dies nicht notwendig ist?

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Wenn deutsche Makler von einem unserer deutschen Partnerpools unsere Unterstützung wünschen, binden wir diese offiziell an. Das ist länderübergreifend aus rechtlichen Gründen notwendig. Im Gegensatz zu österreichischen oder anderen deutschen Maklern ist das aber komplett kostenlos, wenn diese von einem unserer deutschen Partnerpools kommen. Da sparen die Kollegen rund 6.000 Euro Gebühren jährlich. Das gleiche gilt für unsere Makler umgekehrt in Deutschland.

„Mit den Möglichkeiten des Maklers wächst seine Unabhängigkeit"

Befürchten Sie denn überhaupt keine Kannibalisierungseffekte untereinander?

Früher hat immer mal wieder ein deutscher Pool versucht, auf den österreichischen Markt zu kommen. Letztlich sind zwar alle mehr oder minder gescheitert, aber bis dahin haben sie doch für eine Menge Unruhe gesorgt.

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Durch die Allianz mit den deutschen Pools bleibt uns das erspart. Die Pools konzentrieren sich jetzt auf ihre jeweiligen Länder. Die europäischen Effekte erreichen wir in der Kooperation, weil jeder Pool in seinem Land seine Stärken auch für alle anderen einbringt. Insofern schützt uns die Kooperation eher vor Kannibalisierung.

Wenn sogenannte Superpools entstehen, könnten Makler geradezu gezwungen sein, sich ihnen anzuschließen. Besteht hier nicht die Gefahr, dass hier eine Strukturvertriebs-ähnliche Abhängigkeit entsteht und sie ihre Abhängigkeit im Sinne des Kunden gefährden?

Kooperation ist kein Zwang, sondern eine Chance, seine Möglichkeiten zu erweitern. Mit den Möglichkeiten des Maklers wächst seine Unabhängigkeit eher, als dass sie schrumpft.

Wird es künftig für Maklerpools notwendig sein, sich zu solchen Superpools zusammenzuschließen? Wie sehen Sie die Chancen kleiner Pools ohne ein solches Netzwerk?

In Österreich sehe ich das nicht kommen. Da ist der Markt einfach anders. Aber natürlich schaden Kontakte dem, der sie nicht hat. Je stärker das Netzwerk, desto mehr Möglichkeiten. Einem Netzwerk anzugehören, ist für ARISECUR und jeden kooperativ denkenden Maklerdienstleister ein Vorteil.

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Hinweis: Der Text erschien zuerst im Versicherungsbote Fachmagazin 02/2020

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