Kfz-Versicherung: Allianz Direct verlor fast ein Viertel des Bestandes
Die Allianz Direct hat im Bestand fast 300.000 Kfz-Versicherungen verloren, die beim Vorgänger Allsecur lagen: fast ein Viertel ihres Bestandes. Verwunderlich, weil der Münchener Mutterkonzern auch in der Kfz-Versicherung ordentlich wachsen und Marktführer werden will. Der Versicherer klärt auf, woran das liegt: Die Verluste seien eingeplant.
Die Allianz will auch in der Kfz-Versicherung die Nummer eins werden und die meisten Autos versichern: Das hat die Vorstandsetage mehrfach verlauten lassen. Aktuell steht auf der Nummer eins noch die HUK-Coburg, die mit einem Plus von circa 3,7 Millionen Verträgen den Wettbewerber deutlich auf Distanz hält.
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Ein Baustein für die Aufholjagd sollte Allianz Direct sein: neuer Direktversicherer der Münchener, der in der Kfz-Versicherung einen wichtigen Schwerpunkt hat. Im Herbst 2019 ging der Hoffnungsträger pünktlich zur Wechselsaison in der Kfz-Versicherung an den Start. Einfache und schnell per App abschließbare Tarife versprach die Allianz, das neue Flaggschiff sollte auch Europa und den Rest der Welt erobern - ein Vorzeigeprojekt von Firmenchef Oliver Bäte. Die Bestände der früheren Direktversicherungs-Tochter Allsecur wurden auf die Allianz Direct übertragen.
Umso mehr überrascht es nun, dass Allianz Direct keine Autopolicen hinzugewinnen konnte, sondern sogar massiv verlor. Knapp 300.000 frühere Allsecur-Verträge hat die Allianz 2019 verloren, was fast einem Viertel ihres früheren Bestandes entspricht (22,8 Prozent), so zeigt der „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Auf die Zahlen macht procontra Online am Donnerstag aufmerksam.
Allianz: Verluste eingeplant
Eine Sprecherin der Allianz-Tochter positioniert sich jedoch gegenüber procontra Online, dass die Verluste ein einmaliger Effekt seien - und durchaus eingeplant. Man habe die Vertriebsstrategie geändert und liste die Direct-Tarife nicht mehr auf Vergleichsportalen, da diese vergleichsweise hohe Provisionen für einen Vertrags-Neuabschluss forderten, erklärt demnach der Sprecher. Entsprechend habe man Bestandsverluste nicht über das Vergleichsportal-Neugeschäft ausgleichen können.
Damit lässt die Allianz offen, ob die Abflüsse auch mit dem holperigen Start von Allianz Direct zu tun haben könnten. Altkundinnen und -kunden des Vorgängers Allsecur beschwerten sich nach dem Start im Herbst 2019 über den neuen Direktversicherer: Trotz Kündigungen seien Verträge weitergeführt worden, der Service mangelhaft. Teils wussten die Versicherten nicht, wer die neuen Ansprechpartner sind und wie sie Allianz Direct erreichen können. Bei der Online-Bewertungsplattform Trustpilot hagelte es zeitweise vernichtende Kritiken (der Versicherungsbote berichtete).
Damals regte sich Kritik, dass Allianz Direct zu zeitig ins Rennen geschickt wurde und noch Kinderfehler hatte. Doch auch diese Probleme sind mittlerweile behoben. Bei Trustpilot hat der Direktversicherer Stand heute bei 10.558 Bewertungen einen Schnitt von 4,0: das entspricht dem Gesamturteil "gut". Maximal sind fünf Sterne erreichbar.
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Allianz Direct ging am 1. Oktober 2019 in Deutschland und den Niederlanden an den Start. In beiden Ländern ersetzte der neue Versicherer den Vorgänger Allsecur und übernahm dessen Bestände. Die Expansion in weiteren europäischen Staaten musste aufgrund der Coronakrise verschoben werden: Italien soll noch in diesem Quartal folgen, Spanien dann binnen der ersten drei Monate 2021.