In Zeiten der Vergleichsportale tobt ein harter Preiskampf um Marktanteile. Auch steigen Schadenaufwendungen trotz Rückgang der Unfallzahlen kontinuierlich an. Denn mit den modernen Assistenzsystemen wird immer teurere Technik in den Fahrzeugen verbaut. Unter solchen schwierigen Bedingungen am Markt riskieren Assekuranzen dennoch, mehr für Schäden und Verwaltung auszugeben, als sie an Prämien einnehmen: Die Kfz-Versicherung gilt als wichtiger Türöffner und Einstiegsprodukt beim Kunden. Versicherungsbote hat sich angesehen, wer in 2019 dennoch auskömmlich wirtschaftete und wem das Jahr besonders zu schaffen machte.

Anzeige

Durchschnittliche CR des Marktes nähert sich wieder den 100 Prozent

Das schwierige Geschäft spiegelt sich immer wieder auch an der durchschnittlichen Schaden-Kosten-Quote oder Combined Ratio (CR) des Marktes wider. So überschritt diese wichtige Kennzahl für den Geschäftserfolg bereits im Jahre 2013 oder im Jahre 2017 die kritische 100-Prozent-Marke und zeigte dadurch an, dass die Prämien am Markt nicht auskömmlich kalkuliert waren. In 2018 trat dann eine Entspannung der Lage und eine Korrektur am Markt ein – die aber nur kurz anhielt. Das zeigt der aktuelle "Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2014-2019“: lag die durchschnittliche Combined Ratio über alle Unternehmen hinweg 2017 bei unauskömmlichen 100,21 Prozent und 2018 bei auskömmlichen 97,11 Prozent, ist sie in 2019 wieder näher an die bedrohliche 100-Prozent-Marke herangerutscht. Denn laut Tabelle des Branchenmonitors liegt sie nun bei 99,24 Prozent im Zweig Kraftfahrt Gesamt.

Doch damit nicht genug: Mit 21 der 50 größten Versicherer schreibt in 2019 fast die Hälfte des Marktes rote Zahlen. Es gab aber auch Unternehmen, die ihre Schaden-Kosten-Quoten als Erfolg melden können. Versicherungsbote stellt nun jene Unternehmen vor, für die 2019 besser lief.

Oldenburgische Landesbrandkasse: Der Überraschungssieger im CR-Ranking

Für die Oldenburgische Landesbrandkasse lief 2019 auffallend gut: Platz eins haben sich die Niedersachsen im CR-Ranking gesichert. Und ein solches Ergebnis war kaum zu erwarten. Denn im für die Branche guten Geschäftsjahr 2018 lag die CR des Unternehmens noch bei schlechten 104,06 Prozent. In 2017 musste man gar eine CR von 106,29 Prozent hinnehmen. Nun aber, im vorigen Jahr, verbesserte man sich auf gute 85,02 Prozent.

Anzeige

Damit hat sich die Oldenburgische Landesbrandkasse sogar einigen Abstand zum Zweitplatzierten erkämpft: Die Westfälische Provinzial liegt in 2019 bei 91,01 Prozent und fährt damit die zweitbeste Schaden-Kosten-Quote ein. Das Unternehmen ist gute Quoten gewöhnt: In 2018 lag die CR der Westfälischen Provinzial bereits bei 91,19 Prozent.

Die Marktführer

Auf Platz drei im CR-Ranking tummelt sich die Garanta: 92,14 Prozent beträgt deren Combined Ratio in 2019. Für den Versicherer ist das gute Ergebnis sogar eine leichte Verschlechterung: in 2018 lag die CR noch bei 88,23 Prozent.

Auch das viertplatzierte Unternehmen hat sich leicht verschlechtert: Die Basler Sachversicherung lag in 2018 bei 86,42 Prozent und liegt nun in 2019 bei 92,45 Prozent. In 2018 hatte die Basler Sachversicherung das zweitbeste Ergebnis. Nun in 2019 hat sie den Vorjahressieger auf Rang fünf verwiesen: Die VHV konnte in 2018 eine CR von 85,17 Prozent vorweisen und sicherte sich damit Rang eins der CR-Tabelle. In 2019 rutscht die VHV aber auf einen immernoch guten fünften Platz mit einer CR von 85,17 Prozent.

Anzeige

Wie aber schnitten die Marktführer im CR-Ranking 2019 ab? Vorausgesetzt werden muss: Der Branchenmonitor weist Tochtergesellschaften eines Unternehmens getrennt aus. So müssen für den eigentlichen Marktführer – für die HUK-Coburg mit einem Marktanteil von 14.44 Prozent – die Töchter HUK-Coburg Allgemeine, HUK-Coburg VVAG und HUK24 getrennt im CR-Ranking antreten. Das beste Ergebnis der HUK-Töchter hat die HUK24 mit einer CR von 95,76 Prozent in 2019 aufzuweisen: Das sichert Rang 15 der Tabelle. In 2018 lag die HUK24 mit einer CR von 88,43 Prozent noch auf Rang fünf der Tabelle.

Die HUK-Coburg Allgemeine bringt es in 2019 auf 97,92 Prozent – Rang 22 der Tabelle. Im Jahr zuvor lag sie bei 94,49 Prozent. Und die HUK-Coburg VVaG nimmt in 2019 Rang 27 ein mit einer CR von 98,99 Prozent: immerhin noch besser als der Durchschnitt aller Unternehmen von 99,24 Prozent.

Die Allianz liegt mit 99,18 Prozent auf Rang 28 der Tabelle in 2019: etwa dem Vorjahresergebnis zu vergleichen, als man Rang 26 einnahm. In 2018 betrug die CR 96,77 Prozent und bringt es nun in 2019 auf 99,18 Prozent. Und die durchschnittliche CR der Allianz für die Jahre 2014 bis 2019 beträgt immerhin noch 97,79 Prozent.

Allianz Direkt: Vorletzter Platz im CR-Ranking

Während es die Allianz konstant auf eine CR von unter hundert Prozent bringt – einzige Ausnahme ist das Jahr 2017 mit einer CR von 102,57 Prozent – ist die kleinere Tochter der Allianz, die Allianz Direkt, ein ständiges Sorgenkind. Das zeigt bereits die durchschnittliche CR für die Jahre von 2014 bis 2019: Diese liegt bei 108,66 Prozent. In 2019 muss die Allianz Direkt eine CR von 109,62 Prozent hinnehmen – der vorletzte Platz des CR-Rankings. Da erscheint es kaum tröstlich, dass man in 2014 sogar eine CR von 115,42 hinnehmen musste.

Die Top-Ten und die Schlusslichter

Im Folgenden wird die "Top-Ten" im CR-Ranking vorgestellt. Vorgestellt werden auch die Schlusslichter. Zu beachten ist aber: Der Branchenmonitor weist Unternehmenstöchter eines Versicherers nach Rechtsform getrennt aus.

Die Top-Ten des CR-Rankings 2019

Folgende Unternehmen trotzten dem schwierigen Jahr 2019 durch eine gute Schaden-Kosten-Bilanz und gute Quoten:

  1. Oldenb. Landesbrandkasse: 85,02 Prozent
  2. Westfälische Provinzial: 91,01 Prozent
  3. Garanta: 92,14 Prozent
  4. Basler Sachversicherung: 92,45 Prozent
  5. VHV: 92,59 Prozent
  6. S Direkt: 93,30 Prozent
  7. Europa: 93,78 Prozent
  8. Cosmos: 93,93 Prozent
  9. Axa: 94,49 Prozent
  10. Volkswagen Auto: 94,66 Prozent

Combined Ratio der zehn CR-Schlusslichter

Für folgende Unternehmen lief das Jahr 2019 aber weniger gut mit Blick auf die Schaden-Kosten-Bilanz, so dass sie das Schlusslicht der Tabelle bilden:

  • Mannheimer: 103,90%
  • Helvetia Direktion für Deutschland: 103,97%
  • Bayerischer VersVerband: 105,43%
  • Alte Leipziger: 106,12%
  • Provinzial Nord Brandkasse: 106,58%
  • Ergo: 106,73%
  • BGV-Versicherung: 107,08%
  • R+V Direkt: 109,01%
  • Allianz Direkt: 109,62%
  • Nürnberger Allgemeine: 110,63%

Hintergrund

In Kooperation mit der Sirius Campus GmbH veröffentlichte die V.E.R.S. Leipzig GmbH nun, zum November 2020, die neuen Ausgaben der Branchenmonitore – eine Auswertung von BaFin-Berichten der Jahre 2014-2019 sowie der statistischen Jahrbücher des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedener Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer.

Anzeige

Der „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2014-2019“ analysiert die Daten der 50 größten Kfz-Versicherer, welche 88 Prozent des Kraftfahrtmarktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

Seite 1/2/3/