Allianz mit schwachem Geschäftsjahr
Für einen Versicherer allerdings lief 2019 – entgegen dem Trend – weniger gut: Die Allianz schrieb mit einer CR von 102,72 Prozent erstmalig seit 2014 wieder rote Zahlen. Damit sind die Münchener der einzige Versicherer, der in 2019 eine spürbare Verschlechterung seiner Schaden-Kosten-Quote hinnehmen musste. Insgesamt sind es sechs Rechtsschutzversicherer, die in 2019 rote Zahlen schrieben – neben der Allianz betrifft es die Auxilia Rechtsschutz (CR von 101,25 Prozent), die Neue Rechtsschutz (CR von 102,37 Prozent), die Concordia (CR von 102,64 Prozent), die Deurag Rechtsschutz (CR von 104,36 Prozent) sowie die HUK24 (CR von 121,77 Prozent).
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2019: Das trügerische Jahr der Ruhe?
Der Großteil der Branche aber kann mit dem Geschäftsjahr 2019 zufrieden sein. Auch die durchschnittliche Anzahl der Versicherungsverträge wuchs – wenngleich moderat von 1.036.090 Stück in 2018 auf 1.053.760 Stück in 2019. Ist also für die Versicherer nach einer schwierigen Zeit ein Durchatmen angebracht? Nicht ganz.
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Im Gegenteil: Das Jahr 2019 könnte sich als trügerisches Jahr der Ruhe entpuppen. Denn zum ersten erlebt das durch die Versicherer viel beklagte Kostenrechtsmodernisierungsgesetz aus dem Jahre 2013 just seine Neuauflage in Hochzeiten der Corona-Krise: Das sogenannte Kostenrechtsänderungsgesetz (KostRÄG) führt ab 2021 zu einer linearen Anpassung der Gebühren. So bekommen Anwältinnen und Anwälte rund zehn Prozent mehr. In einigen Bereichen (Familien- sowie Sozialrecht) sind es sogar bis zu zwanzig Prozent. Zu bedenken ist hierbei: etwa etwa 85 Prozent der Schadenaufwendungen in der Rechtsschutzversicherung entfallen auf Anwaltskosten (Versicherungsbote berichtete).
Auch Kosten für Sachverständige (und damit zugleich für Rechts- und Fachgutachten) verteuern sich ab 2021, ebenso die Kosten für Sprachmittlerinnen und Sprachmittler nach dem Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz (JVEG). Eine solche Verteuerung der Kosten, die auch zu höheren Schadenaufwendungen führen dürfte, trifft die Versicherer aber in einer äußerst sensiblen Phase.
Der Branche droht Schaden-Tsunami
Denn aufgrund der Corona-Krise droht ein wahrer Schaden-Tsunami für die Branche (Versicherungsbote berichtete). Privat- und Gewerbekunden suchten und suchen Unterstützung, weil sie infolge des Lockdowns um ihren Arbeitsplatz fürchten, sie den Betrieb dichtmachen mussten oder ihre Miete nicht mehr zahlen konnten – und deswegen in der Folge auch juristischen Beistand benötigen. Hinzu kommen Streitigkeiten mit Reiseveranstaltern oder Airlines. Deswegen rechnet auch Branchenmonitor- Autor Clemens Wilde mit zahlreichen Klagen im Arbeits- und Vertragsrecht. Er pointiert: „Für die Rechtsschutzversicherung sind das auf der Schadenseite keine guten Aussichten.“
Den Versicherern wird nichts anderes übrig bleiben, als die Prämien erneut anzupassen. Schon in 2019 aber warnte mit dem Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) der wichtigste Lobbyverband der Branche: Wird der Rechtsschutz immer teurer, könnten Kunden mit kleinem Geldbeutel bald ganz davon ausgeschlossen sein (Versicherungsbote berichtete).
Andere Wege zu besseren Schaden-Kosten-Bilanzen bietet außerdem ein Vorantreiben der Digitalisierung sowie eine damit einhergehende Verschlankung von Geschäftsprozessen. Die Digitalisierung freilich sichert nicht nur Vorteile – neue Konkurrenten wie LegalTechs oder Vergleichsportale sorgen zugleich für eine Verhärtung des Wettbewerbs. Die nächsten Branchenmonitore werden demnach spannend – aus ihnen dürfte ersichtlich werden, wie stark Coronakrise und Gebührenreform die Rechtsschutzversicherung wirklich belasten.
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Hintergrund: Der „Branchenmonitor Rechtsschutzversicherung 2014-2019“ analysiert die Daten der 25 größten Rechtsschutz-Versicherer, welche 95 Prozent des Marktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.
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