Schwere-Krankheiten-Versicherung: „Der wichtigste Vorteil sind klare Leistungsauslöser“
Wo sehen Vermittler Vor- und Nachteile von Schwere-Krankheiten-Versicherungen (SKV)? Wem bieten sie solche Lösungen an und was sollten Anbieter tun, um das Produkt zu verbessern? Darüber sprach Versicherungsbote mit Versicherungsmakler Dr. Berndt Schlemann.
Versicherungsbote: Herr Dr. Schlemann, Sie vermitteln auch Schwere-Krankheiten-Policen. Wem bieten Sie solche Policen an? Gibt es bestimmte Zielgruppen?
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Dr. Schlemann: Eine unserer Zielgruppen für eine SKV sind Kunden, die sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen, z.B. der Wirbelsäule oder der Psyche, nicht oder nur eingeschränkt gegen Berufsunfähigkeit absichern könnten. Auch jemand, der besonderen Wert auf eine einfache Feststellung des Leistungsfalls und eine schnelle Auszahlung eines höheren Geldbetrags im Leistungsfall legt, ist mit einer Dread-Disease-Versicherung gut versorgt. Das steht z.B. häufiger bei Selbstständigen im Vordergrund, bei denen im Fall der Berufsunfähigkeit ansonsten erst einmal die Möglichkeit zur Umorganisation geprüft würde. Als Keyperson-Absicherung für Inhaber, Geschäftsführer oder leitende Mitarbeiter kann eine solche Police auch eine sehr sinnvolle Lösung sein, zumal diese steueroptimiert abgeschlossen werden können.
Welche Rolle spielt diese Produktgattung in Ihrem Alltag? Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Leider eine eher untergeordnete Rolle – das Produkt ist in Deutschland immer noch nicht sehr bekannt und deshalb auch nicht sehr verbreitet. Das mag auch daran liegen, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung oft als alternativlos propagiert wird, obwohl manche Menschen diese Möglichkeit eben nicht nutzen können.
Wo sehen Sie Vor- und Nachteile von Schwere-Krankheiten-Versicherungen im Vergleich zu Unfall-, Grundfähigkeits- oder auch Berufsunfähigkeitsversicherungen?
Der wichtigste Vorteil einer Dread-Disease-Versicherung gegenüber einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind klare Leistungsauslöser – sofern die Definitionen, z.B. eines Herzinfarktes, in den Versicherungsbedingungen nicht wieder aufgeweicht werden. Und die Leistung ist steuerfrei.
Ein Nachteil: Schwere-Krankheiten-Policen werden noch nicht mit einer Rentenleistung angeboten, sollte eine schwere Krankheit länger andauern, ist das Geld irgendwann aufgebraucht.
Worauf achten Sie bei der Vermittlung von Schwere-Krankheiten-Policen besonders?
Wie bei allen Produkten zur Absicherung biometrischer Risiken auf eine genaue Aufbereitung der Gesundheitshistorie zur unangreifbaren Beantwortung der Gesundheitsfragen, auf eine zum Bedarf passende Absicherung in ausreichender Höhe und ein gutes Bedingungswerk.
Was könnten Versicherer Ihrer Ansicht nach bei den Schwere-Krankheiten-Angeboten verbessern?
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Eine Schwere-Krankheiten-Versicherung ist immer noch relativ teuer im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei der BU hat der intensive Wettbewerb inzwischen zu sehr konkurrenzfähigen Prämien geführt. Davon ist bei der SKV noch nicht viel zu bemerken.
Eine Rentenlösung wie bei der BU würde Verbraucher möglicherweise zusätzlich motivieren, solche Vorsorge-Produkte abzuschließen.