DVAG: Sind 17.000 Vermögensberater nicht genug?
Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) verfügt über 17.000 hauptberufliche Vermittler. Das reicht dem Frankfurter Finanzvertrieb aber nicht. Das Unternehmen startete eine bundesweite Kampagne, um neue Vermögensberater zu gewinnen.
Mit der Integration anderer Finanzvertriebe kennt man sich bei der DVAG aus: Zuletzt entschieden sich 2018 über 2.500 Berater des ehemaligen Generali-Vertriebs für eine neue Karriere bei der Deutschen Vermögensberatung. Zehn Jahre zuvor hat die Frankfurter Finanzberatung bereits erfolgreich den Ausschließlichkeitsvertrieb der AachenMünchener in die Allfinanz Deutsche Vermögensberatung AG integriert, in den darauffolgenden Jahren wechselten auch die Vertriebsmitarbeiter von Central und Badenia zur DVAG.
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Nun startet der Finanzvertrieb aus Frankfurt eine „Informationsoffensive für den Zukunftsberuf Vermögensberater“. Zum Repertoire der DVAG zählen auch ganzseitige Anzeigen in Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung und zahlreiche Social Media-Aktivitäten.
DVAG-Einstieg ‚ganz unten‘?
Die Kampagne zur Mitarbeitergewinnung setzt darauf, die ‚Krise als Chance‘ zu verstehen und kommt in einer Zeit, in der beispielsweise die Commerzbank ihr Filialnetz weiter ausdünnen und tausende Stellen in Deutschland streichen will. Damit steht die Commerzbank aber nicht allein, sondern exemplarisch für eine ganze Branche im Wandel.
Doch wer gestandenen Bank- oder Versicherungsvertretern eine neue berufliche Heimat geben will, sollte mehr zu bieten haben, als die Aussicht, Familien- und Freundeskreis zu verlieren. Die Frankfurter verweisen gegenüber Versicherungsbote auf ihre Servicegesellschaft, die die administrative, zeitliche und finanzielle Belastung für die Vermögensberater auf ein absolutes Minimum reduziere. Die Einstiegsmodalitäten, gerade von Finanzprofis und Branchenkennern, würden individuell geregelt, hieß es von DVAG-Seite. Der Allfinanzvertrieb wies gegenüber Versicherungsbote explizit auf auf das „faire, leistungsorientierte Vergütungs- und Aufstiegsmodell“ hin, durch das man sich von anderen Marktteilnehmern abheben würde.
Neben den gestanden Vertriebsprofis zielt die Kampagne aber auch auf Quereinsteiger ab. Die will man mit gezielten Weiterbildungsangeboten aufbauen: Angepasst an die jeweiligen Vorkenntnisse und Ausgangssituation. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass Berater „bestmöglich qualifiziert“ werden. Jährlich investiert die Deutsche Vermögensberatung dafür über 80 Millionen Euro in ein umfassendes Aus- und Weiterbildungssystem. Konkret bedeutet das nicht nur E-Learning-Plattform, sondern auch Zusammenarbeit mit der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). Seit 2008 gibt es dort einen Bachelorstudiengang; 2019 kam ein neuer berufsbegleitender Master mit dem Schwerpunkt „Management und Führung im Finanzvertrieb“ hinzu. Ein Engagement, das in der Branche Beachtung findet. So erhielt die DVAG im Karriere-Rating des renommierten Analysehauses Assekurata im Juni 2020 zum 13. Mal das bestmögliche Ergebnis. Untersucht werden dort die Kategorien Vermittlerorientierung, Beratungs- und Betreuungskonzepte, Finanzstärke und Wachstum.
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An der Tatsache, dass der Branche qualifizierter Nachwuchs fehlt, kommt also auch die DVAG nicht vorbei. Ebenso wenig wie daran, dass Vermittler auch irgendwann in Rente gehen. Könnte man nicht beide ‚Probleme‘ zusammenführen? Die Frage nach dem Besitz des Bestands ist ja im Falle der DVAG bereits geklärt. Was würde also dagegen sprechen, junge, aufstrebende Vermögensberater bei ‚Alten Hasen‘ mitlaufen zu lassen? Hier will sich der Finanzvertrieb aus Frankfurt nicht all zu tief in die Karten schauen lassen. „Die Gesellschaft bietet grundsätzlich Vermögensberatern ab einer gewissen Stufe, die den Beruf des Vermögensberaters nicht weiter ausüben möchten, gesonderte Nachfolgereglungen an“, heißt es auf Nachfrage von Versicherungsbote.