Versicherungsbote: Wie ist der anhaltende Boom im Einmalbeitrags-Geschäft zu erklären?

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Carsten Benz: Rückblickend betrachtet hat die Bedeutung von Einmalbeiträgen für das Neugeschäft der Lebensversicherer bereits seit 2005 nennenswert zugenommen. Zum einen wurde seinerzeit die Vorschrift aufgehoben, dass ein Vertrag eine mindestens fünfjährige Beitragszahlungsdauer aufweisen muss, damit die Kunden vom Steuerprivileg der Lebensversicherung profitieren können. Zum anderen sind Einmalbeitragsversicherungen über die Jahre vielfältiger und flexibler geworden. Sie können als sofort beginnende oder aufgeschobene Rentenversicherungen abgeschlossen werden und erlauben zum Teil variable Beitragszahlungen und zwischenzeitliche Entnahmen.

Welche Faktoren spielen noch eine Rolle?

Für den Boom zeichnen sicherlich aber auch die Demografie und das Niedrigzinsumfeld verantwortlich. Seit einigen Jahren kommen zunehmend Verträge der so genannten Baby-Boomer-Generation zur Auszahlung. Erhalten die Betroffenen dann eine größere Kapitalauszahlung, stehen sie zumeist vor der Frage, wo sie das Geld neu anlegen wollen beziehungsweise anlegen können. Gerade vor dem Hintergrund negativer Kapitalmarktzinsen kann eine versicherungsförmige Anlage durchaus attraktiv sein.

Können Sie das anhand der Studienergebnisse verdeutlichen?

Es zeigt sich, dass Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag trotz der vermeintlich geringen Renditen oft noch besser rentieren als andere zinsgebundenen Anlageformen. So beträgt laut unserer aktuellen Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien die durchschnittliche Beitragsrendite nach 12 Jahren Laufzeit aktuell 1,07 %. Unter dem Druck vermehrt aufkommender Strafzinsen auf hohe Bankeinlagen bildet eine Lebensversicherung gegen Einmalbeitrag somit eine Alternative für risikoaverse Anleger, die eine planbare Anlage suchen und mit ihrem Geld nicht am Kapitalmarkt spekulieren möchten.

Was spricht noch für diese Anlageform?

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Einige Argumente gelten über die Einmalbeitragsprodukte mit klassischen Garantien hinaus für die gesamte Produktpalette. Hierzu zählen auch fondsgebundene Lebensversicherungen und Indexprodukte. Beispielsweise ist hier die steigende Langlebigkeit und die Absicherungsmöglichkeit über Rentenversicherungen als wichtiges Merkmal zu nennen. Aber auch die steuerlichen Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Abgeltungssteuerfreiheit und das mögliche Halbeinkünfteverfahren bei Auszahlung werden vom Vertrieb gerne herangeführt.

Wovon die Rendite abhängt und worauf Vermittler achten sollten

Wie kommt es zu den teilweise erheblichen Unterschieden bei den Rendite-Erwartungen?

Grundsätzlich hängt die Rendite bei Einmalbeitragspolicen von der Kalkulation des individuellen Tarifes und der Überschussbeteiligung des Anbieters ab. Dabei werden auch Einmalbeiträge typischerweise auf einen längeren Vorsorgehorizont ausgelegt. Demzufolge erklären sich die unterschiedlichen Rendite-Erwartungen auch damit, dass einige Unternehmen bei den Verzinsungsbestandteilen eine Staffelung der Überschussanteilssätze im Zeitverlauf vornehmen, um Spekulationen gegen den Bestand entgegenzuwirken.
Bei der Betrachtung der aktuellen Zinsdeklarationen fällt die Spreizung im Zeitverlauf bei der laufenden Verzinsung besonders deutlich aus. Sie unterscheidet sich bei einer aufgeschobenen Einmalbeitragsversicherung mit zwölfjähriger Laufzeit zwischen dem ersten und dem zwölften Jahr der Aufschubzeit um immerhin 0,58 Prozentpunkte.

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Worauf sollten Vermittler bei der Anbieterauswahl im Einmalgeschäft achten?

Vor der Wahl einer Einmalbeitragsversicherung gilt es, die Qualität des Anbieters kritisch unter die Lupe zu nehmen. Gerade vor dem Hintergrund, dass es sich hier typischerweise um ein langfristiges Engagement handelt, sollte sichergestellt sein, dass der Anbieter auch künftig in der Lage ist, seinen avisierten Zahlungen nachzukommen. Hier helfen Unternehmens- und Bonitätsratings etablierter und von der europäischen Wertpapier- und Marktaufsicht (ESMA) registrierter Rating-Agenturen.

Welche Kennzahl ist dabei besonders wichtig?

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Eine Einschätzung darüber, wie der betrachtete Einmalbeitragsvertrag effektiv rentiert, liefert die Beitragsrendite. Diese setzt die effektiv aufgewendeten Beiträge ins Verhältnis zur illustrierten Auszahlung. Dieser Kennzahl kommt aufgrund der breiten Spanne zwischen den Anbietern eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere sollte sie bei aufgeschobenen Einmalbeitragsversicherungen nicht nur zum Ende der Aufschubzeit berücksichtigt werden, sondern auch für eine mögliche vorzeitige Auszahlung, um dadurch entstehende Nachteile für Versicherungsnehmer im Auge zu behalten. Betrachtet man hier wiederum eine Eimalbeitragspolice mit zwölfjähriger Laufzeit, so fällt die Beitragsrendite übrigens nach einem Jahr durchweg negativ aus. Dies liegt daran, dass die Rückkaufswerte zu Vertragsbeginn niedriger sind als das angelegte Kapital. Für eine kurzfristige Geldanlage mit flexibler Kapitalverfügbarkeit eignet sich diese Form der Einmalanlage somit nicht.

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