Allianz und andere Konzerne wollen Bundesregierung beim Impfen helfen
Die Impfstrategie der Bundesregierung geht bisher nicht auf: Es wird zu wenig geimpft, bei der Terminvergabe herrscht territoriales Kleinklein und Chaos. Nun bieten mehrere private Unternehmen Hilfe an und wollen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eigene Faust impfen. Darunter auch Deutschlands größter Versicherer Allianz: Er plant sogar eigene Impfstraßen.
Bund und Länder haben beim Impfen bisher versagt, so die Einschätzung vieler Beobachter: Es wird zu wenig geimpft, Termine sind kaum zu haben, vielerorts herrscht Chaos. Und während in Deutschland -Stand 8. März- erst drei Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, geht es in anderen Ländern bedeutend schneller. In Israel haben 42,9 Prozent der Bevölkerung bereits eine Corona-Impfung erhalten, in den Vereinigten Arabischen Emiraten mehr als jeder fünfte Einwohner. Und auch die USA hängen Deutschland ab: Hier erhielten knapp neun Prozent der Bevölkerung eine vollständige Impfung, täglich werden es mehr.
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Bei der Bevölkerung sorgt das für Unmut. So sind mit der Impfstoffbeschaffung (74 Prozent) und der Organisation der Corona-Impfungen (73 Prozent) jeweils etwa drei Viertel der Wahlberechtigten weniger oder gar nicht zufrieden, wie der aktuelle ARD-Deutschlandtrend zeigt. Die Coronakrise spaltet: etwa die Hälfte der Bevölkerung ist mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden, so ergab ebenfalls der Deutschlandtrend von infratest dimap. Just in dieser verzwickten Situation wittern mehrere Konzerne ihre Chance. Bei einem Spitzentreffen wollen sie der Bundesregierung den Vorschlag unterbreiten, dass sie beim Impfen helfen. Neben Adidas, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Siemens und Axel Springer ist auch die Allianz ein Konzern, der hier mitmachen will. Über den Vorstoß berichtet aktuell welt.de.
Geplant: Beschäftigte und deren Angehörige impfen
Die Konzerne schlagen vor, dass sie auf eigene Faust ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter impfen: und sogar deren Angehörige. Dafür können etwa die Betriebsärzte genutzt werden. Und auch eine eigene Infrastruktur für die Impfungen soll entstehen: Die Allianz plane, bis zu 25 Impfstraßen auf ihren Betriebsgeländen einzurichten, sagte Konzernchef Oliver Bäte der „Welt“.
Post-Chef Frank Appel erklärt: "Bereits Anfang des Jahres haben wir gesagt, dass wir bei ausreichender Verfügbarkeit Impfstoff für unsere Mitarbeiter kaufen und diesen impfen würden, wenngleich unsere Aktivitäten die Anstrengungen der Regierung nur ergänzen können.“
Viele Fragen seien aber noch ungeklärt: zum Beispiel, wie die Impfungen dokumentiert werden und wer für eventuelle Impschäden hafte. Nach § 60 des Infektionsschutzgesetzes (IfSchG) sind bisher die Hoheitsträger in der Haftung, wenn durch die Impfung Spätfolgen auftreten: konkret Bundesländer und Versorgungsämter. Allerdings dann, wenn sie selbst die Vakzination organisieren.
Suche nach Impfstrategie
Derweil ist für Deutschland geplant, dass auch Fach- und Hausärzte impfen sollen und die bereits eingerichteten Impfzentren ergänzen. Doch es stockt an vielen Stellen: für die Impfstoffbeschaffung ist die Europäische Union (EU) zuständig. Bei der Verteilung und der notwendigen Infrastruktur schieben sich Bund, Länder und Kommunen die Zuständigkeit hin und her.
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Wie es anders geht, zeigen die ungleich erfolgreicheren USA: dort wird sogar in Einkaufsmärkten, Football-Stadien und in Disneyland geimpft. Es gibt Drive-through-Stationen, in denen sich Personen direkt im Auto impfen lassen können. Gemeindezentren, Apotheken und Kliniken helfen. Mehrere Pharmakonzerne kooperieren, um schneller Impfstoff herstellen und verteilen zu können: Ende Mai soll jeder Amerikaner geimpft sein, verspricht die neue Regierung.