Was ich als Makler nicht kenne, mache ich nicht?!
Es ist zutiefst menschlich. Was ich nicht kenne, das esse ich nicht. Was ich nicht kenne, das mag ich nicht. Was ich nicht kenne, das mache ich nicht. So ist der Homo sapiens gut durch die Geschichte gekommen. Weil der Mensch sich aber auch Veränderungen stellen muss, kommt er nicht umhin Dinge zu probieren, die er noch nicht kennt. AssekuanzDoc Dr. Peter Schmidt erörtert dieses Phänomen an drei Beispielen für Versicherungs- und Finanzmakler.
- Was ich als Makler nicht kenne, mache ich nicht?!
- Angesagt: Online-Beratung versus Kundenbesuch
Wissen sie, was Methatesiophobie ist? Es ist die Angst vor Veränderung. Besonders in Deutschland ist dieses Beharren auf dem Bisherigen weit verbreitet. Und genau dies ist auch der Bremsklotz für Veränderungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, so offensichtlich deren Chancen und neuen Möglichkeiten auch sein mögen.
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Stellen wir uns einmal die Frage, warum in unserer Branche, den Beratern und Vermittlern zu Finanz- und Versicherungsfragen, diese Angst vor Veränderungen so stark ausgeprägt ist? Ursachen gibt es viele — und jeder Mensch hat mit seiner Vergangenheit und Gegenwart andere Voraussetzungen, mit Veränderungen umzugehen. Greifen wir einige konkrete Ursachen heraus.
Ursachen für die Angst vor Veränderung
Ursachen zu kennen und sich bewusst zu machen, ist der erste Weg zur Verbesserung. Es liegt wohl im Wesen vieler Mitmenschen, dass eine gewisse Hilflosigkeit herrscht, die sich mit mangelndem Selbstvertrauen mischt. Die Ursachen liegen in der individuellen Ausbildung oder den Vorstellungen mancher Mitmenschen zu unserer Gesellschaft, die besonders den allumsorgenden Staat würdigen und nicht die Eigeninitiative. So wird das Gewohnte als das Optimale angesehen.
Der @AssekuranzDoc
Der @AssekuranzDoc
Dr. Peter Schmidt ist Experte Personenversicherungen und Unternehmensberater im Bereich Versicherungen, Vertriebe und Makler mit langjähriger Erfahrung als Führungskraft und Vorstand bei deutschen Versicherern und twittert als @AssekuranzDoc.
Vielfach werden die Chancen und positiven Ergebnisse von Veränderungen nicht erkannt und als lohnenswert angesehen. Man erwartet positive Veränderungen schon fast wie ein Wunder, statt dafür zu arbeiten und es einfach zu versuchen. Risiken und Probleme werden so überhöht bewertet. Man bleibt lieber in der gewohnten Komfortzone.
Und wenn Sie sich mit einem dritten Ursachenkomplex zur Scheu vor Veränderungen befassen wollen, dann schlagen Sie einmal zum Jonas-Komplex nach. Besonders wir Deutsche sehen demnach eher die möglichen Misserfolge und Anstrengungen bei vergangenen Veränderungen, als die Chancen und Möglichkeiten. Doch halten wir uns nicht mit psychologischen Gedankenspielen auf.
Legitim: Geld für zusätzliche Services
Wir haben an dieser Stelle bereits auf das Thema der Servicevereinbarungen mit Kunden hingewiesen. Inhalt solcher Servicevereinbarungen können die Leistungen sein, die Makler für ihre Kunden übernehmen oder anbieten, ohne dass die Grundpflichten des Maklers davon direkt berührt werden. Die Pflichten des Maklers sind u.a. im § 61 des VVG definiert und konzentrieren sich – kurz gefasst – auf Ermittlung von Wünschen und Bedürfnissen der Kunden, einer hinreichenden Marktrecherche nach geeigneten Produkten, der Beratung und Vermittlung von Versicherungs- und gegebenenfalls Finanzprodukten sowie den Beratungs- und Dokumentationspflichten.
Alles, was darüber hinaus geht, kann mit einer Servicevereinbarung, die zu einer zusätzlichen Vergütung des Kunden an den Makler führt, vereinbart werden. Bei Durchsicht einiger Veröffentlichungen von Fachanwälten für Versicherungsrecht werden folgende Serviceleistungen, für die der Makler eine Servicepauschale verlangen kann, aufgeführt:
- Elektronischer Versicherungsordner/App
- Sichtung des bisherigen Versicherungsbestandes
- Orientierungsgespräche (also ohne Verkauf)
- Risikovoranfragen ohne Verkauf
- Einholung von Renteninformationen (Rentencheck)
- Bereitstellung Unterlagen für Jahressteuererklärung
- Intensive Betreuung im Schadensfall (Korrespondenz, Foto-Archiv)
- Präventive Marktsichtung zur Beitragsersparnis
- Pauschale für Vergleichsprogramme und Weiterbildung
- Bereitstellung Kundenportal, Kundenzeitschrift oder Newsletter
- Fahrtkosten für Hausbesuche
- U.v.a.m.
Wichtig ist dabei, dass den Kunden solche Serviceleistungen vorab und transparent dargestellt sowie vertraglich vereinbart werden. Damit solche Vereinbarungen rechtskonform abgefasst werden und auch mit dem entsprechenden Inkassoprozess hinterlegt sind, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem professionellen Dienstleister, der den Veränderungsprozess erleichtert.
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Makler, die einmal den Mut gefasst haben, die Veränderungen der Grundlagen für Services auf neue Beine zu stellen, sind begeistert und merken, dass Kunden gar kein Problem damit haben, diese Leistungen für zehn oder mehr Euro pro Monat zu buchen und dann auch zu genießen. Ideen zur Ausgestaltung dieses neuen Konzeptes haben wir aus unserer Praxis hier zusammengestellt.
Angesagt: Online-Beratung versus Kundenbesuch
Wenn die Corona-Pandemie etwas Gutes hatte, dann ist es die geradezu revolutionär zu nennende Veränderung von der klassischen Kundenberatung hin zur Onlineberatung. Die vielfach gemachten Erfahrungen von Maklern, dass Kunden diese digital-persönliche Beratung annehmen und davon richtig begeistert sind, wird deshalb auch die Onlineberatung nicht in der Schublade der Vergangenheit verschwinden lassen, wenn Corona einmal zur Vergangenheit gehört.
Die Basis, sich an diese Veränderung zu machen, ist eine zum Makler und seinen Kunden passende Technik. Inzwischen sind die Kinderkrankheiten vieler Tools überwunden und es gibt eine gute Auswahl von Werkzeugen, die auch der europäischen Datenschutzverordnung gerecht werden. Wählen Sie eine Software aus, die nicht nur den Video-Call ermöglicht. Das Zeigen von einzelnen Charts (keine mehrstündigen PowerPoint-Präsentationen), Übersichten zu ausgewählten Produkten oder kurzen Videos bereichern die Beratung des Kunden und ermöglichen einen kompetenten und effektiven Verkauf.
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Ideal wird auch in Zukunft die Verbindung von gelegentlichen Besuchen der Kunden im Büro, bei Gewerbekunden vor Ort sowie Online-Terminen sein. Als soziales Wesen brauchen Menschen auch persönliche Kontakte, die auch durch emotional eher dürftige Online-Meetings nicht völlig zu ersetzen sind.
Wem die Veränderung von persönlichen Kundengesprächen zur Online-Beratung immer noch schwer fällt, geben ich noch einen Tipp: Viele Menschen machen sich Sorgen um die Umwelt und wollen etwas für den Schutz der Natur tun. Auch daraus kann ein Argument pro Online-Beratung erwachsen. Jede Onlineberatung spart Emissionen für die PKW-Fahrt von und zum Kunden oder des Kunden zu Ihnen. Dazu kommt ein effektives Zeitmanagement für Sie als Makler und auch für den Kunden. Das kann doch auch ein starkes Motiv für Veränderung in diesem Punkt sein.
Verkannt: Maklerrente – eine Alternative zum Verkauf
Lassen Sie mich abschließend noch ein Feld der Veränderung ansprechen. Vielfach wird bei Maklern das Thema Nachfolge mit dem Verkauf des Lebenswerks verbunden. Inzwischen gibt es aber zahlreiche weitere Möglichkeiten, die eine Veränderung der eigenen Position zu dem Thema bei Maklern im Seniorenalter oder auch bei jungen Maklern, die einen anderen Weg gehen wollen, anraten lassen.
Wer sich intensiver oder auch im Rahmen einer Notfallvorsorge mit dem Thema befasst, sollte sich zunächst einmal über die mehr als 10 Varianten einer Nachfolgeregelung beraten lassen. Dem deutschen Staat sind solche Beratungen so wichtig, dass dieser Wissenstransfer sogar mit Zuschüssen bis zu 80 Prozent der Honorarkosten gefördert wird.
In so einer Beratung werden auch die immer mehr am Markt in Erscheinung tretenden Maklerrenten mit ihren Stärken und differenzierten Leistungen erläutert. Dem Makler sollte zunächst klar sein, dass die Assoziation mit einer Leibrente eines Versicherers hier schon mal fehl am Platze ist. Deshalb gilt es die Modelle gut zu vergleichen, sich einen Überblick zu den variablen Zahlungen zu verschaffen und danach auch mit dem Steuerberater zu besprechen.
Eine Ermutigung zur Veränderung der Meinung hinsichtlich „Verkauf oder Maklerrente“ kann auch die Frage der weiteren Mitwirkung und damit zur Bestandssicherung sein, die einige Anbieter von Modellen der Maklerrente anbieten. So kann aus vertieftem Wissen Mut zur neuen Meinungsbildung und damit zur Veränderung von festgefahrenen Meinungen erwachsen. Wir haben deshalb auch mit einem speziellen Kapitel in „Nachfolge - gewusst wie“ dieses Thema umfassend erörtert.
Fazit: Makler stehen aktuell vor zahlreichen Veränderungen, die im Grunde keinen Anlass für Angst oder Zurückhaltung befürchten lassen. Viele Veränderungen können eher dazu beitragen, dass die Arbeit als Berater und Vermittler der Kunden effektiver und ertragreicher werden kann.
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Lassen Sie sich durch folgendes Zitat des amerikanischen Ingenieurs, Charles Kettering, ermutigen: „Wenn Du etwas so machst, wie Du es seit zehn Jahren gemacht hast, dann sind die Chancen groß, dass Du es falsch machst.“ Lassen Sie uns darüber nachdenken!
- Was ich als Makler nicht kenne, mache ich nicht?!
- Angesagt: Online-Beratung versus Kundenbesuch