Neuer BaFin-Präsident kommt aus der Schweiz
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bekommt einen neuen Chef: Mark Branson soll fortan die Behörde führen und reformieren. Zur Zeit leitet der 52jährige noch die Schweizer Finanzaufsicht FINMA. Damit soll nun ein Fachmann von außen die Geschicke der BaFin leiten, die im Wirecard-Skandal eine denkbar ungünstige Figur abgab.
Im Wirecard-Skandal hat die Aufsichtsbehörde BaFin versagt, so zumindest der Eindruck vieler Beobachter. Bilanzfälschungen in Milliardenhöhe wurden nicht erkannt, Hinweisen auf Betrug nur zögerlich nachgegangen - und Angestellte der Behörde zockten selbst mit Aktien des dubiosen Unternehmens. Als Folge muss BaFin-Präsident Felix Hufeld seinen Hut nehmen, er ist noch bis Ende des Monats in Diensten.
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Nun ist ein Nachfolger gefunden, und es handelt sich um eine interessante Personalie. Mark Branson soll neuer BaFin-Präsident werden. Das hat das Bundesfinanzministerium am Montag mitgeteilt - und damit einen vorherigen Bericht des Handelsblattes bestätigt. Der studierte Mathematiker soll sein neues Amt als Präsident Mitte des Jahres antreten und Felix Hufeld nachfolgen.
Aktuell Chef der Schweizer Finanzaufsicht
Zur Zeit ist Branson noch Direktor der Schweizer Finanzaufsicht FINMA. Und es steht außer Frage, dass er Kompetenz vorweisen kann. Seit 2014 leitet der gebürtige Brite die Behörde, zuvor war er selbst in der Finanzbranche tätig. Bei der Schweizer Großbank UBS arbeitete er als Finanzchef in der Vermögensverwaltung. Zuvor war er bereits bei der Credit Suisse und SBC Warburg in leitenden Positionen angestellt. Mark Branson ist Schweizer und britischer Staatsbürger.
Damit würde das Bundesfinanzministerium eine Forderung der Opposition umsetzen: unter anderem hatte die LINKE im Bundestag angeregt, einen Experten von außen zu holen, weil dieser unbefangener auf Fehlentwicklungen bei der Finanzaufsicht schauen könne. Branson verfüge „zweifelsfrei über internationale Erfahrung“, sagt der finanzpolitische Sprecher der Linksfraktion, Fabio De Masi, laut „Spiegel Online“.
Fabio De Masi fordert Anhörung im Bundestag
Zugleich fordert De Masi, Branson solle sich einer öffentlichen Befragung im Bundestag stellen, bevor er sein Amt antrete. Denn die Schweizer Finanzaufsicht gelte als nicht besonders streng.
Auch, wenn De Masi dies nicht konkretisiert: Die Schweiz gilt noch immer als Steueroase. Obwohl sie mittlerweile strenger die Geldflüsse von Banken überwacht als noch vor einigen Jahren, auch aufgrund von Druck durch die USA. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network, TJN) listete die Schweiz jüngst auf Rang fünf der größten Steueroasen: hinter den Britischen Jungferninseln, die Kaimaninseln, Bermuda (alle Großbritannien) und den Niederlanden.
Auch Bransons früherer Arbeitgeber UBS sorgte für negative Schlagzeilen: just in der Zeit, als der britischstämmige Eidgenosse dort tätig war. In Zeiten der Finanzkrise 2007 und 2008 musste die Bank insgesamt 50 Milliarden Schweizer Franken abschreiben (45,37 Milliarden Euro), verlor fast ihr ganzes Eigenkapital.
Nur eine teure Rettungsaktion des Schweizer Bundes und der Nationalbank bewirkte, dass das Institut überleben konnte. Unter anderem musste man Wertschriften im US-Subprime-Markt für Wohnimmobilien abschreiben - in Milliardenhöhe. Mark Branson wirkte von 1997 bis 2009 bei der UBS in verschiedenen Funktionen.
Ruf als Experte
2010 aber wechselte Branson die Seiten: Er ist seitdem für die Finanzaufsicht FINMA tätig. Und hat sich einen Ruf als Aufsichtsexperte erarbeitet. Am 1. Januar 2010 wurde er zum Leiter des Geschäftsbereichs Banken ernannt, 2013 zum stellvertretenden Direktor der Behörde. Seit 1. April 2014 ist er Chef der Eidgenössischen Finanzaufsicht. Durch seinen Wechsel büßte er Großteile seines zuvor stattlichen Gehaltes ein: für Beobachter ein Beleg, dass ihm die Aufgabe wichtig ist. Dabei hilft ihm seine internationale Erfahrung. Seine vorherigen Tätigkeiten führten ihn unter anderem nach London, Tokio und Zürich.
„Ich bin hocherfreut, dass es uns gelungen ist, mit Mark Branson einen erfahrenen, international hoch anerkannten Fachmann für die deutsche Finanzaufsicht zu gewinnen", sagt Bundesfinanzminister Olaf Scholz. "Mit ihm an der Spitze wollen wir die Reform der BaFin fortsetzen, damit die Finanzaufsicht mehr Biss erhält. Das Vertrauen in den Finanzplatz Deutschland ist wichtig und die BaFin ist ein zentraler Vertrauensfaktor", so der SPD-Politiker.
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Studiert hat Branson am Trinity College Cambridge die Fächer Mathematik und Management Studies (M.A.). Zusätzlich erwarb er einen Master in Operational Research (M.Sc.) an der Universität Lancaster.